Alles andere als Kinderkram

Kinderkrankheiten: Alle Infos auf einen Blick

Kinder kommen im Laufe ihres Lebens mit vielen Bakterien und Viren in Kontakt und bauen so ihr Immunsystem auf. Hier findest du eine Auflistung der typischen Kinderkrankheiten: Wie die Ansteckung erfolgt, welche Symptome charakteristisch sind, wie du Beschwerden lindern kannst und wie lange die Genesung dauert.

Kinderkrankheiten dürfen nicht unterschätzt werden.© Foto: Getty Images
Kinderkrankheiten dürfen nicht unterschätzt werden.

Masern

So sieht's aus:

  • Hautausschlag mit dunkelroten, erhabenen, etwa 5 mm großen Flecken, die teilweise zusammenfließen und sich von den Ohren über das Gesicht und den ganzen Körper ausbreiten
  • Ausbruch des Ausschlags wird begleitet von Fieberschub bis über 40°C

Symptome:

  • 3 - 4 Tage vor Ausbruch des Hautausschlages: Husten, Schnupfen, starke Bindehautentzündung, Fieber (38-39° C), Ausschlag im Mund (kleine, weiße Flecken)
  • Es können Mittelohr- und Lungenentzündungen auftreten. Eine schwere, wenn auch seltene Komplikation ist die Hirnentzündung, die mit bleibenden Behinderungen einhergehen und in zehn bis 20 Prozent der Fälle sogar tödlich enden kann. In ein bis zehn von 100.000 Masernfällen tritt Jahre nach der Infektion die subakute skleriosierende Panenzephalitis auf (SSPE) – eine entzündliche Erkrankung des Gehirns, die nicht behandelbar ist und zum Tod führt

Ansteckung:

  • Tröpfcheninfektion, z. B. beim beim Sprechen, Husten und Niesen
  • ansteckend vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Verschwinden des Ausschlages

Dauer:

  • 1-2 Wochen
  • Inkubationszeit: 9-12 Tage
  • lebenslange Immunität

Behandlung

  • Vorbeugung durch Impfung: Durch eine zweimalige Kombinationsimpfung, der sogenannten MMR-Impfung (MMR steht für "Mumps, Masern, Röteln") zwischen elf und 14 und zwischen 15 und 23 Lebensmonaten. Es kann auch ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV) verabreicht werden. Abstand zwischen beiden Impfungen: vier bis sechs Wochen. Darüber hinaus empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2010 auch Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind, die Immunisierung, wenn diese nicht oder nur einmal geimpft wurden.
  • Bettruhe, Wadenwickel, evtl. mildes fiebersenkendes Mittel
  • viel trinken, grelles Licht vermeiden

Besonderes: 
Masern könnten in Deutschland längst ausgerottet sein, wären da nicht die Impflücken. Seit den 60er Jahren gibt es eine Impfung gegen die hoch ansteckende Krankheit – dennoch kommt es immer wieder zu Masernfällen. Schuld daran sind Impfgegner, die sich und ihre Kinder nicht impfen lassen wollen. Anfang 2019 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die wachsende Zahl der Impfgegner sogar auf Platz sieben der zehn größten Bedrohungen der globalen Gesundheit ein. Masern sind daher längst nicht mehr nur in Entwicklungsländern ein Problem, in denen kein Impfstoff zur Vergüng steht. Aus diesem Grund hat der Bundestag im November 2019 beschlossen, eine Impfpflicht gegen Masern einzuführen. Sie gilt ab dem 1. März 2020 für Kindertagesstätten, Schulen, andere Gemeinschaftseinrichtungen, bei der Tagespflege und in Flüchtlingsunterkünften. 

Mumps

So sieht's aus:

  • "dicke Backe“ auch als "Hamsterbacken" bezeichnet: schmerzhafte Schwellung der Speicheldrüsen im Kieferwinkel, anfangs einseitig, nach einigen Tagen meist beidseitig

Symptome:

  • Schmerzen beim Kauen und beim Bewegen des Kopfes
  • Fieber, Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • bei Jungen evtl. Hodenschmerzen, bei Mädchen Unterleibsschmerzen
  • In der Regel verläuft die Erkrankung im Kindesalter harmlos. Sie kann jedoch zu Hörschäden und Hirnentzündung führen. Infizieren sich männliche Jugendliche nach der Pubertät, kann sich das negativ auf die Zeugungsfähigkeit auswirken.

Ansteckung:

  • Tröpfcheninfektion, direkter Körperkontakt
  • ansteckend 6 Tage vor bis 14 Tage nach dem ersten Auftreten der Schwellungen

Dauer:

  • ca. 2 Wochen
  • Inkubationszeit: 2-3 Wochen
  • lebenslange Immunität

Behandlung:

  • Vorbeugung durch eine zweimalige Kombinationsimpfung (MMR-Impfung) oder einen Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV), siehe Masern.
  • je nach Vorlieben des Kindes: kalte oder warme Umschläge fürs Gesicht
  • flüssige oder breiige Nahrung
  • viel trinken

Besonderes:
"Ziegenpeter", wie die Kinderkrankheit auch genannt wird,  tritt gehäuft im Frühjahr und Winter auf, häufiger bei Jungen als bei Mädchen. Genaue Zahlen liegen für Deutschland mangels Meldepflicht nicht vor. Grundsätzlich sind die Krankheitsfälle in Europa aber rückläufig.

Buchtipp! Kinderunfälle – was ihr zu Hause tun könnt und wann ihr in die Klinik solltet

Das Kleinkind steckt sich eine Murmel in die Nase. Die Tochter kriegt beim Spielen im Wald einen Ast ins Auge. Der Sohn knallt auf dem Trampolin mit seinem Kumpel zusammen … Kinder tun sich ständig weh, manchmal ziemlich übel. Der erste Impuls vieler Eltern: Ab in die Klinik! Dabei sind die meisten Verletzungen gar keine echten Notfälle. Die Folge: überlastete Notaufnahmen und auf allen Seiten zum Zerreißen angespannte Nerven.

Genau das wollen die Kinder-Docs Benedict-Douglas Sannwaldt und Till Rausch mit ihrem neuen Buch ändern. Es soll Eltern eine Orientierungshilfe für die häufigsten Arten von Verletzungen und Unfällen bieten, um den Ernst der Lage besser einzuschätzen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Ein Buch zum vorsorglichen Drin-Schmökern, aber auch Schnell-mal-Nachschlagen. Mal hoch emotional, mal extrem dramatisch, zwischendurch sogar urkomisch. In jedem Fall aber immer mit viel Herz und Verständnis für alle Eltern, die sich Sorgen um ihren Nachwuchs machen.

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Röteln

So sieht's aus:

  • hellroter, feinfleckiger, nicht zusammenfließender Hautausschlag, der hinter den Ohren beginnt und sich vom Gesicht über den Oberkörper auf Arme und Beine ausbreitet (bei manchen Kindern fehlt der Hautausschlag)
  • stecknadelkopfgroße Flecken

Symptome:

  • starke Schwellung der Lymphknoten am Hals, hinter den Ohren und am Hinterkopf
  • erkältungsähnliches Vorstadium: Fieber, Kopfweh, entzündete Augen, Husten, Appetitlosigkeit, Unwohlsein
  • Die Infektion verläuft normalerweise ohne Komplikationen. Infizieren sich jedoch werdende Mütter, können schwere Fehlbildungen des Ungeborenen die Folge sein.

Ansteckung:

  • Tröpfcheninfektion
  • ansteckend 7 Tage vor Ausbruch des Hautausschlages bis 5-10 Tage danach

Dauer:

  • 10-12 Tage
  • Inkubationszeit: 14-21 Tage
  • lebenslange Immunität

Behandlung:

  • Vorbeugung durch eine zweimalige Kombinationsimpfung (MMR-Impfung) oder einen Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV), siehe Masern. Zudem empfiehlt die STIKO die Immunisierung für Frauen im gebärfähigen Alter mit unklarem Impfstatus oder die nur einmal oder gar nicht gegen Röteln geimpft wurden.
  • Arzt aufsuchen!

Besonderes: 

Heißen auf Englisch auch "German Measles" (= deutsche Masern), da das Krankheitsbild erstmals von deutschen Ärzten beschrieben wurde. Ganz wichtig: kein Kontakt mit Schwangeren, da Röteln zu schweren Missbildungen beim Ungeborenen führen können

Scharlach

So sieht's aus:

  • Zunge erst weiß belegt, nach ca. 3 Tagen himbeerrot („Himbeerzunge“)
  • roter, samtartiger Hautausschlag zuerst in den Achselhöhlen, am Hals, in den Leistenbeugen und an der Innenseite der Oberschenkel, später überall
  • typisch: Aussparung im Mundbereich

Symptome:

  • sehr plötzlicher Beginn mit hohem Fieber (über 39°C)
  • starke Halsschmerzen
  • Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Schwächegefühl, Magenbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, z. T. schneller Puls
  • Als Komplikation kann es auch zu rheumatischem Fieber kommen.

Ansteckung:

  • Tröpfcheninfektion oder infizierte Gegenstände (Spielzeug, Besteck oder Geschirr)
  • ansteckend bis 48 Std. nach Beginn der Antibiotika-Behandlung (sonst 3-4 Wochen)

Dauer:

  • 3-6 Wochen, mit Antibiotika 1-2 Wochen
  • Inkubationszeit: 2-4 Tage
  • keine Immunität

Behandlung:

  • Es gibt keine Impfung. Bei Verdacht auf eine Infektion, sollte das Kind unbedingt einem Kinderarzt vorgestellt werden!
  • bei positivem Streptokokken-Nachweis Antibiotika für mind. 10 Tage
  • Bettruhe, viel Flüssigkeit

Besonderes:

Ist keine "echte" Kinderkrankheit, da man nach einer Infektion  – im Gegensatz zu den typischen Kinderkrankheiten – mehrfach erkranken kann. Auslöser sind Bakterien (Streptokokken). Auch Erwachsene können sich infizieren.

Windpocken (Varizellen)

So sieht's aus:

  • flache, rote Flecken, die nach etwa einem Tag zu weichen, klaren Bläschen werden und nach 3-7 Tagen verschorfen
  • Ausschlag überall am Körper (auch am behaarten Kopf, im Mund und im Genitalbereich)

Symptome:

  • Beginn mit leichtem Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit
  • nach 3-4 Tagen Hautausschlag, starker Juckreiz
  • Verlauf des Infekts in Schüben: alle Stadien gleichzeitig sichtbar („Sternenkarte“)
  • Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Neugeborenen: Lungen- oder Hirnhautentzündung.

Ansteckung:

  • Tröpfcheninfektion, direkter Kontakt
  • ansteckend 1-2 Tage vor Ausbruch der Krankheit, bis die Bläschen eingetrocknet sind

Dauer:

  • 1-2 Wochen
  • Inkubationszeit: 14-20 Tage
  • lebenslange Immunität

Behandlung:

  • Vorbeugung durch eine zweimalige Impfung zwischen elf und 14 sowie zwischen 15 und 23 Lebensmonaten. Nachholimpfung zwischen zwei und 17 Jahren, wenn das Kind keine Erkrankung durchgemacht hat
  • Baden (kalt od. lauwarm)
  • juckreizstillende Lotion oder Tropfen
  • Nicht kratzen, z. B. Socken über die Hände ziehen
  • Kontakt mit Schwangeren vermeiden

Besonderes: 
Windpocken gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten: Über 90 Prozent der Erwachsenen haben die Infektion als Kind durchgemacht.

Keuchhusten (Pertussis)

So sieht's aus:

  • Stakkato-Husten: abgehackte, explosionsartige Hustenanfälle, v. a. nachts (kaum Husten bei Säuglingen!)
  • keuchendes Einatmen nach den Hustenkrämpfen
  • Hustenkrämpfe, bis ein zäher, glasartiger Schleim hervorgewürgt wird

Symptome:

  • Anfangs (1-2 Wochen) Erkältungssymptome: Schnupfen, Husten, Racheninfektion, Fieber, gerötete Augen
  • danach Verschlimmerung der Hustenkrämpfe, z. T. mit
  • Erbrechen
  • Die starken Hustenanfälle können die Bronchien schädigen. Mögliche Folgen: Lungen- und Mittelohrentzündung. Bei Säuglingen sind schwere Komplikationen bis hin zum Atemstillstand möglich

Ansteckung:

  • Tröpfcheninfektion
  • ansteckend vom ersten Husten bis etwa 5 Wochen danach

Dauer:

  • akut 6-8 Wochen
  • Hustenanfälle noch Monate
  • Inkubationszeit: 1-3 Wochen
  • Immunität: 10-20 Jahre

Behandlung:

  • Vorbeugung durch eine viermalige Impfung – mit zwei, drei und vier sowie zwischen elf und 14 Lebensmonaten. Auffrischimpfung: zwischen fünf und sechs Jahren
  • Unbedingt Arzt aufsuchen (Antibiotika und Kortison)
  • Anstrengung vermeiden
  • beim Husten hinsetzen
  • bei den Säuglingen Schleim absaugen lassen

Besonderes: 

Keuchhusten ist eine bakterielle, hochansteckende Infektion der oberen Atemwege. Rund 70 Prozent aller Keuchhustenfälle treten bei Erwachsenen auf. Die Erkrankung verläuft bei ihnen zwar milder als bei Kindern, sie dauert aber auch länger, sodass die Erkrankten in dieser Zeit Säuglinge anstecken können, die noch nicht geimpft werden können. Für sie ist eine Infektion jedoch sehr gefährlich.

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