Ein Baby wird vom Kinderarzt geimpft.© iStock/FatCamera
Das Baby trotzt Erkältung impfen lassen? Unverantwortlich oder kein Problem? Kommt drauf an ... 

Vor allem im ersten Lebensjahr stehen viele Impfungen an. Aber: Wenn Kinder noch klein sind, haben sie gefühlt ständig eine Erkältung. Tatsächlich bekommen Babys und Kleinkinder durchschnittlich acht bis zwölf Infektionen pro Jahr. Würden wir bei jeder laufenden Nase also die Impfung verschieben, wäre ein Termin vermutlich kaum möglich. Aber gefährden wir nicht die Gesundheit unserer Kleinen, wenn wir sie trotz Infekt impfen lassen? Wir klären beunruhigte Eltern über diesen Konflikt zwischen Schnupfnase und Schutzimpfung auf. 

Eine leichte Erkältung? Kein Problem!

Entwarnung: Ein Kind, das sich leicht erkältet hat, kann laut Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte durchaus geimpft werden. In diesem Fall sollten die Eltern ihren Kinderarzt bzw. die Artzhelferinnen vorab über die Symptome informieren. Der Mediziner wird das Kind dementsprechend untersuchen und feststellen, ob eine Impfung trotzdem durchgeführt werden kann. Oftmals kann bei nicht schwerwiegenden Erkältungen trotzdem geimpft werden. Aber was genau ist eine "leichte" Erkältung? Wir haben die Kinderärztin Dr. med Celine Schlager um eine genaue Einschätzung gebeten: 

Als Anhaltspunkte, dass ihr euer Kind impfen lassen könnt, gelten: 

  • Wenn euer Kind kein Fieber hat (maximal 38,5 °C; bei Säuglingen sogar 38,0°C).
  • Wenn es eurem Kind gut geht und es nicht/wenig beeinträchtigt ist durch den Infekt. Wenn es ausreichend trinkt und isst, spielt und sich ansonsten normal verhält.
  • Wenn keine anderen Anhaltspunkte vorliegen, dass euer Kind eine schwere Erkrankung haben könnte.

Ausnahmen: In diesen Fällen wird die Impfung in der Regel verschoben

Fieberhafte Infekte mit Temperaturen über 38,5 °C sind laut der Kinderärztin hingegen ein guter Grund, eine Impfung zu verschieben. "Hier kämpft das Immunsystem eures Kindes schon genug mit dem Erreger. Eine Impfung und damit ein weiterer Herausforderer fürs Immunsystem muss dann wirklich nicht sein. Im Zweifel untersucht die Kinderärztin euer Kind und entscheidet dann gemeinsam mit euch Eltern", so die Expertin. 

Weitere Gründe, die gegen eine Impfung sprechen:

  • Die Infektion ist besonders schwer und das Kind leidet.
  • Wenn das Kind eine Immunschwäche hat.
  • Kurz vor oder nach einer geplanten OP.
  • Wenn das Kind Medikamente nimmt, die das Immunsystem schwächen.

Machen sich Eltern zu viele Gedanken über den Zusammenhang zwischen einer Erkältung und einer Impfung – oder zu wenige?

Die Kinderärztin Dr. Schlager spricht hier auch aus ihrer Erfahrung als Mutter: "Tendenziell machen sich Eltern eher zu viele Gedanken darüber und verschieben lieber mal den Impftermin. Das führt dazu, dass Kinder teilweise nicht zeitgerecht geimpft werden. Als Mama kann ich das Verhalten aber durchaus nachvollziehen. Jedes Mal, wenn mein Kind krank ist, leide ich sehr mit und kann mir schwer vorstellen, seinem Immunsystem, das durch die Erkältung nun sowieso schon belastet ist, durch eine Impfung nochmals mehr zuzumuten. Hier würde ich den Eltern das offene Gespräch mit der Kinderärztin empfehlen. Meist findet sich eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung."

Das sagt das Robert-Koch-Institut (RKI):

Banale Infekte, auch einhergehend mit einer leicht erhöhten Körpertemperatur (bis zu 38,5 Grad Celsius ), stellen keine Kontraindikation gegen eine Impfung dar, klärt das RKI auf seiner Website auf. Aus Befragungen und Studien sei bekannt, dass einer der Hauptgründe für niedrige Durchimpfungsraten unsachgemäß angewendeten Kontraindikationen sind, die auch von Ärzten häufig falsch verstanden würden.

Weitere falsche Kontraindikationen laut RKI unter anderem:

  • möglicher Kontakt des Impflings zu Personen mit ansteckenden Krankheiten
  • Krampfanfälle in der Familie
  • Fieberkrämpfe in der Anamnese des Impflings 
  • Ekzeme oder Dermatosen
  • lokalisierte Hautinfektionen
  • Antibiotika-Therapie 
  • niedrigen Dosen von Kortikosteroiden oder lokal angewendete steroidhaltigen Präparaten
  • Schwangerschaft der Mutter des Impflings
  • angeborene oder erworbene Immundefekte bei Impfung mit Totimpfstoffen
  • Neugeborenen-Ikterus (Gelbsucht)
  • Frühgeburtlichkeit (Frühgeborene sollten unabhängig von ihrem Geburtsgewicht entsprechend dem empfohlenen Impfalter geimpft werden)

Mehr Infos: rki.de

Fazit: 

Babys und Kinder, die nur leicht erkältet sind, dürfen in der Regel und nach Rücksprache mit dem betreuenden Kinderarzt geimpft werden.