Auszeit

Warum mein Sohn einfach mal zu Hause bleiben darf, wenn er sich nicht fühlt

Es gibt sie einfach. Diese Tage, an denen man nicht wirklich krank ist, aber sich irgendwie überhaupt nicht gut fühlt. Unsere Autorin plädiert dafür, dass Kinder dann auch mal zu Hause bleiben dürfen. Warum, lest ihr hier.

Einfach mal zu Hause bleiben© iStock/Nadezhda1906
Einfach mal zu Hause bleiben ist in der Gesellschaft oft noch verpönt.

Es kommt in der Kitazeit vor, aber auch in der Schulzeit. Und wenn wir ehrlich sind, hin und wieder auch bei uns im Arbeitsleben: Manchmal fühlt man sich einfach nur erschöpft. Hat überhaupt keine Lust auf irgendwas und findet keinen Antrieb. Will sich am liebsten den ganzen Tag im Bett verkrümeln. Und wisst ihr was? Das ist völlig normal. Wir sind schließlich Menschen und keine Maschinen. Und leisten in der Regel im Alltag ganz schön viel. Sodass es einem manchmal einfach ZU viel wird.

Stress ist keine Frage des Alters

Ja, auch unsere Kinder leiden schon unter Stress. Manchmal tendieren wir dazu, das zu vergessen. "Ach was, du kannst doch den größten Teil des Tages spielen. Vielleicht noch Hausaufgaben machen. Musst dich nur um Lappalien kümmern, während wir Eltern für die ernsten Dinge im Leben wie Einkommen, Schulden abbezahlen etc. verantwortlich sind." Kennt ihr solche Gedanken? Dabei kann man sich schnell mal erwischen. Doch sie sind absolut fehl am Platz. Denn auch Kinder spüren schon den Druck von Verantwortung und Erwartungen, die Eltern, Erzieher, Lehrer und die Gesellschaft allgemein an sie haben. 

Psychische Erkrankungen nehmen zu

Wir alle kennen sie, die alarmierenden Zahlen, dass psychische Krankheiten wie Angststörungen und Depressionen – auch bei Kindern und Jugendlichen – auf dem Vormarsch sind. Und ganz ehrlich: Ist es nicht unsere Aufgabe als Eltern, zu versuchen, dem bestmöglich entgegenzuwirken? Zum Beispiel, indem wir den Druck auf unsere Kinder nicht unnötig erhöhen, sondern ihnen Selbstfürsorge vorleben, auch mal Fünfe gerade sein lassen und ihnen zeigen, dass man darauf hören sollte, wie es einem gerade geht. Es als Zeichen und Signal wahrnehmen sollte, wenn man sich erschöpft fühlt. Nicht einfach immer weiterzupowern, sondern Erholungs- und Entspannungsphasen in unseren komplexen Alltag einzubauen.

Dazu kann es eben auch gehören, dass ein Kind in Ausnahmefällen mal einen Tag zu Hause bleiben darf, wenn es sich nicht gut fühlt. Natürlich sollten diese Tage keinesfalls überhandnehmen. Auch wir Erwachsenen brauchen nicht immer eine schwerwiegende (körperliche) Krankheit brauchen, um uns krankzumelden. Dabei tun sich viele von uns noch schwer, uns wegen "nicht sichtbarer" Dinge wie Menstruationsbeschwerden, Schlafstörungen oder privater Krisen – wenn es uns also einfach nicht gut geht – krank zu melden. Doch wie sollen unsere Kinder Selbstfürsorge lernen und damit hoffentlich auch einem Burnout und anderen Krankheiten vorbeugen, wenn wir es ihnen nicht vorleben?!

Warum will das Kind zu Hause bleiben?

Natürlich dürfen wir als Eltern da genau hinschauen und auch mal hinterfragen: "Warum willst du denn heute so gar nicht in die Kita/Schule?" Möglicherweise steckt ein Konflikt oder Streit dahinter, etwas, das geklärt werden sollte. Oder es steht eine Klassenarbeit an. In diesen Fällen gibt es nicht wirklich einen Ausweg, sondern es ist wichtig, sich der Situation zu stellen, sie zu klären, aus ihr zu lernen (zum Beispiel, dass man beim nächsten Mal früher mit der Vorbereitung auf eine Arbeit anfängt). 

Doch wenn die Antwort beispielsweise lautet "Ich will heute einfach bei dir bleiben!", zeigt das möglicherweise, dass das Kind etwas Ruhe braucht. Dafür muss es nicht erst zu Bauchweh oder Kopfschmerzen kommen. Echte Bedürfnisse richten sich nicht danach, ob gerade Wochenende ist oder nicht. Daher passen sie manchmal nicht zum von außen vorgegebenen Zeitrahmen. Aber ist es aus menschlicher Sicht nicht wichtiger, rechtzeitig hinzuschauen, liebevoll mit sich (und seinen Kindern) umzugehen und entsprechend zu handeln?

Daher lautet mein Motto: Schwänzen nein, Selbstfürsorge ja. Manchmal ist das ein schmaler Grat. Über den man wohl in den meisten Fällen nur individuell entscheiden kann ...

Autorin: Judit Schmidt

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