Das hilft der zarten Haut

Neurodermitis bei Babys und Kindern: Was hilft?

Eine gute Pflege, richtige Kleidung, feuchte Verbände: Eltern können eine Menge tun, um den lästigen Juckreiz ihres Kindes zu lindern. Wir haben für euch zusammengestellt, wozu ein Kinderarzt bei Neurodermitis rät.

Baby bekommt das Gesicht eingecremt.© Getty Images/markokg
Neurodermitis: Der Juckreiz ist für Babys und Kinder – vor allem nachts – besonders schlimm.

Wer ein Baby oder Kind mit Neurodermitis hat, kann wohl ein Lied davon singen: Viele Ärzte, viele Meinungen, viel ausprobiert, das Leiden geht weiter. Was ein Kinderarzt zu Auslösern, Vorbeugen und Behandlung sagt, lest ihr hier. 

Was ist Neurodermitis und wie äußert es sich bei Babys und Kindern?

Bei Kindern mit Neurodermitis – auch atopisches Ekzem genannt – arbeitet das Immunsystem anders als normal. Die kleinen Patienten reagieren extrem empfindlich, ihre Abwehr schießt sozusagen über das Ziel hinaus. Bestimmte Auslöser, etwa Infekte, können dann schon für einen Schub sorgen. Da die Schutzfunktion der Haut gestört ist, trocknet sie leicht aus und wird empfindlich. Am schlimmsten ist der Juckreiz – vor allem nachts. Die Kleinen kratzen sich dann oft die Haut blutig.

Prof. Dr. Peter Hans Höger, Facharzt für Pädiatrie und Dermatologie mit Zusatz Allergologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg, setzt in der Behandlung von Neurodermitis-Kindern auf drei Säulen:
 
  1. Die Suche nach den Auslösern der Schübe.
  2. Eine gute Basistherapie durch individuell abgestimmte Hautpflege.
  3. Die Behandlung von Entzündungen.

Mögliche Auslöser der Neurodermitis

Bei manchen Kindern begünstigt schwül-warmes Wetter einen Schub, bei anderen nass-kaltes. Jede Haut reagiert anders. Manchmal kommen auch Erkältungskrankheiten, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Blütenpollen – und bei älteren Kindern Stress – als Auslöser infrage. Wichtig ist, dass Eltern genau beobachten, wann ihr Kind einen Schub bekommt und was ihn ausgelöst haben könnte. Das hilft dem Kinderarzt, wenn er einen Behandlungsplan erstellt.

Diese Pflegecremes empfiehlt Öko-Test für Babys und Kinder mit Neurodermitis – und diese nicht!

Im "Öko-Test Jahrbuch für 2023" wurden 21 Cremes und Lotionen für Babys und Kinder mit Neurodermitis untersucht. Es gab Gewinner:

...und es gab leider auch Verlierer:

  • ...unter anderem das Produkt Avène Xeracalm A.D Rückfettender Balsam schnitt mit "ungenügend" ab – es enthält Stoffe, die in einem Neurodermitiker-Produkt nicht enthalten sein sollten, z. B. Silikone und Paraffine. 

Alle Testergebnisse könnt ihr euch bei oekotest.de bestellen.  

Ist Kortison bei Neurodermitis das Mittel der Wahl?

Bei der Pflege gilt: Haut, die stark juckt und nässt, braucht viel Wasser und wenig Fett. Trockene Haut benötigt hingegen viel Fett und wenig Wasser. Das genaue Wasser-Fett-Verhältnis kann nur der Kinder- oder der Hautarzt einschätzen. Auf dieser Grundlage stellt der Apotheker dann das Pflegemittel her, sagt Prof. Höger. Damit lassen sich Kortisonpräparate oft vermeiden. Es wäre aber ein Fehler, Kindern bei übermäßig starkem Juckreiz kein Kortison zu geben, sagt Prof. Höger. Wichtig: Kortisonpräparate sollten nur einmal täglich aufgetragen werden. Sie gehören nicht ins Gesicht. Und die tägliche Anwendung sollte auf zwei Wochen begrenzt werden. Anschließend ist es sinnvoll, noch ein bis zwei Wochen die Präparate jeden zweiten Abend aufzutragen.

Stillen ist für Babys und Kinder die beste Vorbeugung gegen Neurodermitis

Auch wenn Neurodermitis sich vererbt, können Eltern einiges tun, um ihr Kind zu schützen. Die beste Vorbeugung: Das Baby sechs Monate lang ausschließlich stillen oder – falls ihr nicht stillen könnt oder möchtet – hypoallergene Flaschennahrung geben. Die Neurodermitis kann dann zwar trotzdem ausbrechen, aber oft in schwächerer Form. Beikost sollte behutsam eingeführt werden – am besten nur ein neues Nahrungsmittel alle ein bis zwei Wochen. Schädlich ist vor allem, wenn Eltern rauchen. Der Tabakqualm erhöht das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, um ein Vielfaches.

Neurodermitis bei Babys und Kindern – neue Studienergebnisse

Bis zu 15 Prozent der Kinder sollen derzeit von Neurodermitis, einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, betroffen sein. Zum Glück bessern sich die Beschwerden oft mit fortschreitendem Alter.

Ein Forschungsteam um Wolfgang Weninger, Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie der "MedUni Wien", hat im vergangenen Jahr im Rahmen einer Studie einen neuen Ansatz für die Neurodermitis-Therapie entdeckt: Dieser steckt möglicherweise im hauteigenen Mikrobiom bei Neurodermitispatienten. Hier wurde eine Form von bisher unbekannten Bakteriophagen (Bakterienfressern) entdeckt. Weitere Studien sollen die Wirksamkeit der Bakteriophagentherapie bei Neurodermitis noch bestätigen.

Für Babys und Kinder: Das hilft gegen den Juckreiz bei Neurodermitis

Falls euer Kind an Neurodermitis leidet, könnt ihr die Beschwerden wie folgt lindern:

  • Nachts trägt euer Kind am besten leichte Schlafanzüge aus Seide oder Baumwolle. Sie verhindern starkes Schwitzen, das den Juckreiz fördert.
  • Für Babys und Kleinkinder gibt es Neurodermitis-Overalls, bei denen Handschuhe eingearbeitet sind. Sie sorgen dafür, dass ein Baby sich die Haut nicht aufkratzt. Verwendet am besten antiallergisches Bettzeug und milbendichte Bezüge für die Matratze. Die Kuscheltiere sollten regelmäßig gewaschen und in den Trockner gesteckt werden.
  • Bei der Kleidung ist es wichtig, dass die Reste von Waschmittel vollständig ausgespült werden. Auch ein Weichspüler ist bei Neurodermitis ratsam.
  • Gegen den Juckreiz helfen feuchte Verbände. Sie kühlen und tragen zu schneller Linderung bei. So geht's: Nach dem Auftragen der Pflegecreme wird ein feuchter Verband angelegt. Darüber kommen dann ein trockener Verband und der Schlafanzug.
  • Den quälenden Juckreiz tagsüber lindern Eispacksaus dem Kühlschrank, die aber nicht direkt auf die Haut gelegt werden sollten. Alternativ könnt ihr auch durch Pflegecreme kühlen, die vorher ebenfalls im Kühlschrank gelegen hat.
  • Gut bewährt haben sich insbesondere bei nässenden Ekzemen kalte Umschläge mit schwarzem oder grünem Tee oder Stiefmütterchentee. Das geht so: Tränkt ein Leinentuch mit dem Tee, drückt es leicht aus und legt es auf die Haut. Das Ganze wird mit einem Tuch abgedeckt.
  • Auch Ablenkung ist wichtig, wenn euer Kind sich ständig kratzen möchte. Vielleicht lassen sich die Juckgespenster mit Zaubersprüchen und mit einigen Beschwörungsformeln verscheuchen?

Quelle: MedUni Wien