Kindergesundheit heute

Warum wir kleine Babys nicht küssen sollten (auch die Eltern nicht!)

Klar, so ein Neugeborenes ist zum Abknutschen süß. Trotzdem sollte sich nicht nur der Babybesuch, sondern auch dessen Mama und Papa besser bremsen ...

Ist es wirklich so schlimm, ein Neugeborenes zu küssen?© iStock / Mikolette

Zugegeben, Babys können schon ziemlich süß sein. So süß, dass so mancher Erwachsene die kleinen Wonneproppen am liebsten den ganzen Tag drücken und abknutschen würde. Aber auch wenn es schwerfällt: Man sollte sich hier bremsen. Zu hoch ist das Risiko, das Baby mit Karies- und Erkältungsbakterien oder Viren anzustecken. Denn diese tragen wir Erwachsene in uns.

Küssen verboten

Babys sind sehr empfindlich gegenüber Krankheitserregern und Viren. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem noch nicht voll ausgereift ist, es befindet sich im Aufbau. Außerdem sind die Kleinen noch nicht gegen schwere Krankheiten geimpft. Besonders gefährlich ist es, Babys auf den Mund zu küssen, da besagte Viren durch Sekrettröpfchen über die Atmung und den Speichel sehr leicht übertragen werden. Aber auch ein Schmatzer auf das kleine Händchen kann Infektionen begünstigen, da Babys und Kleinkinder ihre Finger gerne in den Mund stecken.

Übrigens sollte man aus dem gleichen Grund auch nie den Babylöffel ablecken, bevor man diesen in den Mund des Babys steckt, oder aus der gleichen Flasche trinken. Auch so können ganz schnell Bakterien und Viren übertragen werden. Es ist nicht immer so einfach, das Küssen zu unterlassen, denn schließlich ist es ein Ausdruck von Liebe. Aber die Gesundheit des Kindes geht hier vor. Stattdessen kann man das Baby ja halten und tragen oder den Kinderwagen schieben.

Warum sich der Babybesuch IMMER die Hände waschen sollte

Man sollte sich immer die Hände waschen, bevor man einen Säugling anfasst. Denn das Immunsystem von Neugeborenen muss sich erst noch entwickeln, daher haben sie nur die Abwehrstoffe gegen Viren und Bakterien, die sie im Mutterleib bekommen haben.

Die sicherste und einfachste Methode, um zu verhindern, dass sich Krankheiten ausbreiten oder sich das Baby mit einem Erreger ansteckt, ist das Händewaschen. Denn die meisten Krankheitserreger werden über die Hände übertragen, weil diese nahezu durchgehend mit Gegenständen, Menschen und anderen Organismen in Kontakt kommen. Über die Hände gelangen Keime wiederum leicht auf die Schleimhäute von Nase, Mund und Augen. Allein das reine Händewaschen halbiert das Ansteckungsrisiko für Durchfallerkrankungen.

Händewaschen bedeutet konkret: Die Hände mindestens 20 Sekunden mit Seife unter fließendem Wasser reinigen. Denn auch wenn man völlig gesund ist und ohne irgendwelche Krankheitssymptome, trägt jeder Mensch Bakterien und Viren in sich und auf seiner Haut. Selbstverständlich sollte sein, dass Besucher und Besucherinnen, die offensichtlich erkältet sind, vom Kind fernbleiben.

Wer Schnupfen hat, muss draußen bleiben

Unser Immunsystem als Erwachsene ist lange trainiert und kommt ganz gut klar mit Schnupfenviren. Babys, die frisch geboren wurden, fangen allerdings gerade erst damit an, ein eigenes Immunsystem aufzubauen. Zwar gibt es den sogenannten Nestschutz, also Antikörper, die von der Mutter auf das Ungeborene übertragen wurden und es nach der Geburt eine Zeit lang weiter schützen. Allerdings wirkt dieser Nestschutz nicht gegen alle Krankheitserreger. Babys sind also nicht komplett immun gegen sämtliche Viren und Bakterien.

So kann eine leichte Erkältung, die wir vielleicht nur als kleinen Schnupfen merken, unter Umständen beim Baby sogar eine schwere, lebensbedrohliche Infektion auslösen. Gerade das RS-Virus, das in den Wintermonaten Hochsaison hat, führt bei uns Erwachsenen nur zu einem harmlosen Schnupfen, löst jedoch bei den Kleinsten immer wieder schwere Erkrankungen mit Aufenthalten auf der Intensivstation aus. Deshalb sollte man den Besuch beim Neugeborenen lieber verschieben, bis der Schnupfen verschwunden ist.

Die wichtigsten Hygieneregeln im Wochenbett

  • Im Krankenhaus leben Bakterienstämme, die resistent gegen Antibiotika sind. Daher sollte in der Klinik reichlich Gebrauch von den bereitgestellten Handdesinfektionsmitteln gemacht werden: großzügige Pfütze in den Handflächen verreiben, dabei auch Fingerzwischenräume, Nagelbetten, Daumen und Handgelenke berücksichtigen. Trocknen lassen und dann mit Wasser und Seife abwaschen. Hände mit Einmal-Handtüchern abtrocknen. Erst danach das Babys oder auch den Busen anfassen.
  • Zu Hause reicht in der Regel etwas häufigeres und gründliches Händewaschen.
  • Für unterwegs ist ein flüssiges Desinfektionsmittel auf Ethanolbasis ratsam: Ethanol wirkt besser gegen Viren, ist weniger giftig für die Atemwege und wird besser abgebaut als Propanol.
  • Mit Baby im Haus gilt: Straßenschuhe ausziehen, da ansonsten Bakterien, Reste von Pestiziden, giftige Schwermetallpartikel, Gummiabrieb von der Straße und Feinstaub ins Haus getragen werden können.

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