
Klare Rollenverteilung bei genau einer Sache – dachte ich immer ... Es ist die einzige Sache, die nun wirklich NUR WIR MÜTTER können. Oder etwa doch nicht? Ein Instagram-Video hat mich mal eben kurz zum Grübeln gebracht. Ich habe recherchiert und überraschende Antworten erhalten zum Thema: "Stillende Väter".
Das Video vom stillenden Papa ...
... über dieses Video bin ich vor Kurzem bei Instagram gestolpert. Zu sehen: Ein Mann, der sein kleines Mädchen – jap, richtig – stillt! Das schätzungweise sechs bis neun Monate alte Töchterchen nuckelt genüsslich an der Brustwarze von ihrem Vater, und ist dabei sogar eingeschlafen. Gut gemacht, Papi! Der verzieht allerdings etwas verschmerzt das Gesicht: "Ich habe mich entschieden, Mami eine Pause zu verschaffen und meine Tochter hat sich zu mir rübergedreht und angedockt."
Klar, das Ganze sieht erst mal lustig aus und lässt sich wunderbar im Social-Media-Kosmos teilen. Aber: Können Männer tatsächlich stillen? Macht das Sinn? Oder völliger Unsinn?
Mythen über Männer, die stillen ...?
Immer wieder tauchen weltweit Geschichten über stillende Männer auf. Sie gehen teilweise weit zurück. Sogar im Talmud, den heiligen Schriften des Judentum, war schon von stillenden Männer zu lesen. Eine Story, die immer wieder erzählt wird, deren Wahrheitsgehalt aber nicht mehr überprüfbar ist, stammt von Alexander von Humboldt: 1799 kam der bekannte deutsche Forschungsreisende nach Venezuela. Hier wurde ihm von dem Bauern Francisco Lozano berichtet, der sein Baby angeblich fünf Monate stillte, weil seine Frau krank wurde. 2002 wurde laut der französischen Nachrichtenagentur AFP ein 38-jähriger Mann in Sri Lanka aufgetan, der seine zwei Babys stillte, nachdem seine Frau bei der Geburt verstarb. Es sei nicht seine Absicht gewesen, doch die Milch schoß ein. Wie jetzt? Geht das bei Männern überhaupt, rein physisch? Denn mal ehrlich, ein bisschen absurd und ausgedacht klingen diese Berichte schon ... Also recherchiere ich weiter, um eine fundierte Antwort zu erhalten: Können Väter stillen?
Rein theoretisch können Männer stillen
"Im Grunde hat die männliche Brust sogar alle Voraussetzungen zum Stillen, wie etwa die – wenn auch verkümmerten – Drüsen und die Milchgänge", ist auf der Website von Deutschlandfunk zu lesen. In selten Fällen kann dann auch ein milchiges Sekret austreten. Dafür muss das Hormon Prolaktion ins Spiel kommen, das milchbildende Hormon, das auch Mütter stillen lässt. Es wird letztendlich durch die Reizung, also das Saugen der Babys an den Brustwarzen freigesetzt. Zugegeben: Die weibliche Brust ist anatomisch aber doch noch etwas besser ausgerüstet für den Stillprozess. Das Gewebe ist, durch mehr Milchdrüsen als beim Mann, für eine sättigende Milichproduktion ausgelegt.
Aber tatsächlich soll es in Zentralafrika ein Urvolk, die Bayaka, geben, bei dem die Väter so stark in die Kinderbetreuung involviert sind, dass sie sogar beim Stillen unterstützen – wenn auch nicht zum Sättigen, wohl aber zum Beruhigen. Denn dafür halten männliche Nippel allemal her.
Sie könnten, aber wollen Männer überhaupt stillen?
Zusammengefasst ist festzuhalten: Rein körperlich könnten Papas stillen. Nicht unbedingt sättigend, aber besänftigend. Aber seien wir mal ehrlich, auch wenn es erst mal praktisch klingt. Die meisten Männer würden es wohl als ziemlich absonderlich abtun, ihren Nachwuchs mit der eigenen Brust zu stillen. Plus: Viele Frauen wären wohl am Ende auch nicht bereit ihren Still-Part abzugeben bzw. zu teilen. Gesellschaftlich ist das Stillen ganz klar weiblich besetzt. Oder hättet ihr euch vorstellen können, das Stillen mit eurem Partner zu teilen? "Schatz, jetzt bist du dran!" Zumindest wüssten die Papas dann mal, wie es sich anfühlt, 24/7 als Milchbar zu dienen ...