Flaschennahrung und Adipositas-Risiko

Neue Studie: Stillen schützt vor späterem Übergewicht

Wissenschaftler haben in einer aktuellen Studie den Zusammenhang frühkindlicher Ernährung und dem späteren Adipositas-Risiko untersucht. Stillen kann davor schützen – künstliche Säuglingsnahrung das Risiko erhöhen. 

Eine Mutter stillt ihr Baby. © Pexels/Helena Jankovičová Kováčová
Forschende fanden heraus: Stillen verringert das spätere Adipositas-Risiko.

Stillen ist gesund. Dafür sprechen zahlreiche Studien. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Osnabrück haben nun im Sommer 2024 eine Analyse veröffentlicht, die die Vorteile von Muttermilch erneut deutlich macht. So untersuchten sie den Zusammenhang von Fettleibigkeit im Kindes- und Erwachsenenalter und Stillen bzw. der Gabe künstlicher Säuglingsmilch.

Klar wurde: Flaschennahrung kann im späteren Leben zu einer übermäßigen Zunahme des Fettgewebes führen und somit das Risiko der Adipositas erhöhen.

In Deutschland stillen vier von fünf Müttern direkt nach der Geburt. Nach vier Monaten werden noch ein Drittel der Kinder voll gestillt. Muttermilch ist die ursprünglichste Form der Ernährung und noch mehr. Stillen kann die Beziehung und Bindung zwischen Mutter und Kind stärken, gerade in den ersten Lebenswochen und -monaten eines Säuglings. 

Wissenschaftlich basiertes Plädoyer fürs Stillen

"Unsere neuen Erkenntnisse sind ein klares Plädoyer für das Stillen und ein wichtiger Beitrag zur Primärprävention der epidemischen Adipositas", fasst Prof. Dr. Bodo Melnik, Facharzt für Dermatologie und Lehrbeauftragter der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitswissenschaften an der Universität Osnabrück seine neuesten Studienerkenntnisse zusammen.

Schon vorherige Studien ließen erkennen, dass bereits Säuglinge, die mit Pre-Milch gefüttert werden, zu einer erhöhten Anlage von Fettzellen tendieren und diese dann auch im späteren Leben vermehrt Fett speichern können – im Vergleich zu gestillten Babys. Mit Muttermilch wird das Fettgewebe natürlich geprägt. 

Eine Mutter, die ihrem Baby das Fläschchen gibt.© Pexels/Sarah Chai
Das Fläschchen kann unter Umständen zu späterem Übergewicht führen.

Durchschlafen mit Fläschchen – aber um welchen Preis? 

Die überhöhte Eiweißzufuhr durch Säuglingsnahrung könne schnell außer Kontrolle geraten, erklärt Prof. Dr. Swen Malte John, Leiter der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie an der Universität Osnabrück und ergänzt: "Säuglinge schlafen zwar mit eiweißreichen Nachtflaschen länger durch und das mag jungen Eltern vorteilhaft erscheinen, aber für ihre schutzbedürftigen Säuglinge erhöht sich so das Risiko einer epigenetischen Fehlprägung in Richtung Adipositas."

Des Weiteren – und jetzt wird es sehr biologisch – enthalte Flaschenmilch laut den Forschenden im Gegensatz zur Muttermilch keine Mikro-Ribonukleinsäuren. Diese könnten die Aktivität des FTO-Gens (Fat Mass- and Obesity-Associated Gene) korrekt kalibrieren. Vereinfacht gesagt: Ein wichtiger Baustein, der vor Übergewicht schützt und in Muttermilch enthalten ist, fehlt in der künstlichen Säuglingsnahrung. 

Wichtiger Hinweis, vor allem für nicht-(mehr-) stillende Mamis!

Mit diesem Beitrag möchten wir niemanden in Sorge versetzen oder abwerten. Frauen entscheiden sich aus verschiedensten und sehr persönlichen Gründen gegen das Stillen. Weil sie es nicht schaffen, nicht wollen, nicht können. Dafür muss sich keine Mutter rechtfertigen. Zum Glück! Und natürlich kann auch eine Flasche voller Liebe gegeben werden. Und auch mit Säuglingsmilch groß gewordene Babys entwickeln sich vollkommen gesund und glücklich. Hier bei Leben & erziehen ist es uns stets wichtig, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit euch Lesern und Leserinnen zu teilen, damit ihr basierend darauf die bestmöglichen Entscheidungen für eure individuellen Lebensumstände treffen könnt. ❤️