
Als mein Sohn noch ein Baby war, kam es eher selten vor, dass ich mit ihm lange drinnen war. Ob bei Hagel, Regen, Schnee, Hitzewelle oder Sturm: Wir. Waren. Draußen. Denn in den ersten Monaten seines Lebens konnte er dort am besten schlafen und sich beruhigen. Und so kam es, dass ich quasi den lieben langen Tag mehrmals spazierte. Lange. Anfangs noch mit meinem Coffee-to-go-Becher bewaffnet. Doch das änderte sich schnell …
Allein mit Kinderwagen: Was tun, wenn Mama mal muss?
Anfangs stürmte ich nie-nie-mals ohne meinen XXL-Kaffeebecher aus der Haustür. Auch wenn Mini mal wieder einen Tobsuchtsanfall hatte und es eigentlich nicht schnell genug hinausgehen konnte: Mama drückte nochmal schnell das Zauber-Knöpfchen an der Kaffeemaschine. Ohne Stoff ging bei mir nichts (vor allem in den ersten Wochen)! Doch was ich vorher nicht bedacht hatte: XXL-Kaffee gleich XXL-Pipi-Frust! Zumindest, wenn aus einer geplant kurzen Stippvisite doch mal wieder ein ellenlanger Outdoor-Marathon wird. Tja, und was passiert, wenn man als Mama allein mit einem Kinderwagen unterwegs ist und dringend auf die Toilette muss? Nichts. Sollte sie besser aushalten.
Ein kläglicher Versuch, der NICHT wiederholt wird
Im Prinzip blieben mir nur zwei Alternativen auf meinem Spaziergang der Schande. Erstens: Einen Fremden im Café an der Ecke darum bitten, auf mein kleines Baby aufzupassen und auf Klo stürmen. Oder zweitens: Samt Kinderwagen auf WC gehen – oder es zumindest probieren. Aufwecken und mitnehmen konnte ich ihn nicht – der Schlaf war zu kostbar. Ich entschied mich also für Variante zwei. Ein Fehler! Das Café an der nächsten Ecke hatte nämlich bloß eine kleine Klo-Kabine zu bieten, in die noch nicht mal ich allein gut hereinpasste. Yay! Was also tun? Nach einigen Versuchen, den Kinderwagen halb schräg oder mit offener Tür mit hineinzubekommen, schaute ich mich im Café um. Aber ich sah keinen vertrauenswürdigen Menschen, der mir hätte helfen können. Und Mini schlief endlich tief und fest. Man stelle sich vor: Ich in einer Klo-Kabine (die nicht hätte kleiner sein können) mit dem Kinderwagen halb in der Tür – ach so, der musste natürlich geschaukelt werden. Und das machte ich langsam auch schon selbst, der Drang war einfach zu groß. Letztendlich entschied ich mich für Variante Z: verkneifen und einfach schnell nach Hause schieben. Denn Einwegtoilette oder Urinbeutel hatte ich ausnahmsweise – Witz komm raus – nicht dabei. Die Gefahr war zu groß, dass mein Sohn aufwachte. Das geringere Übel …
Was Mamas mit Draußenschläfer-Babys trainieren müssen? Ihre Power-Blase!
Es war wirklich wie verhext: Immer wenn ich einen Laden oder ein Café betrat, um einzukaufen oder auf Klo zu gehen, wachte Mini auf. An Stehenbleiben war absolut nicht zu denken! Und wenn ich es doch tat, dann gab es kein Halten mehr: Schreie, Tränen, Wut – das wollte ich irgendwann vermeiden. Vor allem, wenn er schon viel zu lange nicht geschlafen hatte. Deshalb ließ ich den Kaffeebecher nach den ersten Malen einfach zu Hause. Genauso die Wasserflasche. "Lieber verdurste ich, als den Schlaf meines Kindes zu unterbrechen" lautete meine Devise. So klappte auch das Tragen im Tuch wieder besser, das hatte den Pipi-Frust nämlich vorher noch verstärkt. Vor allem beim ellenlangen Einschlaf-Wippen.
Auch andere Eltern haben Pipi-Frust
Und so spazierte ich wochenlang. Ohne Kaffee. Ohne Wasser. Zwar mit ätzend trockener Kehle, aber dafür mit leerer Blase. Ich dachte ehrlicherweise, dass ich etwas übertreibe, aber als ich meine Strategie bei einigen meiner Mama-Freundinnen ansprach, wurde klar: Ich bin nicht allein mit diesem Problem. So gerne wir auch im wachen Zustand Zeit mit den Kleinen verbringen, wir freuen uns nach kurzen (!) Nächten auch einfach darüber, wenn sie endlich beim Spazieren einschlafen. Vor allem, wenn sie mitten im Entwicklungssprung oder am Zahnen sind. Dann darf nichts diesen Schlaf stören und unterbrechen. Ich wählte baustellenfreie Routen. Ich trank nichts. Ich ging nicht aufs Klo. Aber wir spazierten. Blieben. In. Bewegung.
Väter sind natürlich auch betroffen
Auch Sebastian Tigges (#thewalkingdad) beschäftigt dieses Thema sehr, weshalb er dieses amüsante Reel dazu drehte:
Tipps und Ideen, die beim Klogang mit Kinderwagen helfen können
Wer nicht aufs Trinken verzichten möchte, kann sich an diesen Tipps versuchen:
- Vor dem Verlassen des Hauses noch einmal auf die Toilette gehen
- Sich vorher über (kinderwagenfreundliche) öffentliche Toiletten informieren
- Hilfe von anderen Menschen erbitten (etwa von anderen Eltern)
- Kinderwagen sicher abstellen, wenn man das Baby mit auf Klo nimmt: Gerade in Großstädten herrscht große Diebstahlgefahr!
- Eine ruhige Ecke im Freien finden, um den Kinderwagen abzustellen und schnell auf die Outdoor-Toilette gehen