Familie am Strand im Sonnenuntergang.© iStock/Jacob Wackerhausen
Mit Kindern im Urlaub ändern sich auch die Fotos drastisch ...

Toskana 2019, unsere letzte Reise ohne Baby. Mein Fotoalbum erinnert an entlegene Bergdörfer, Sonnenuntergänge, alte Kapellen unter Zypressen, Rotweingläser.

Ostseeurlaub 2023. Die Bilder zeigen, kurz gefasst, unseren Sohn. Beim Buddeln am Strand, beim Pütschern im Wasser, beim Eisessen, beim Atmen. Als ich zu Hause durch die Galerie scrollte, fiel es mir schlagartig auf: In zwei Wochen habe ich ungelogen kein anderes Bild gemacht als von ihm.

Ist ja im Grunde auch egal, könnte man sagen, sind ja nur Urlaubsfotos. Und doch verraten sie eine ganze Menge. Ein Stück weit sind sie der Bild gewordene Beweis, wie drastisch sich der Fokus verschiebt, wenn man Kinder hat. Wie wenig man wahrnimmt, was rings um einen herum passiert. Wie wenig Muße bleibt, um sich auf die neue Umgebung einzulassen.

Urlaub mit Kindern hat Tücken

"Urlaub mit Kind ist ja sowieso gar kein richtiger Urlaub" ist so typischer Spruch, den Eltern gern sagen. Und klar: Das, was man früher mit Urlaub verbunden hat – ausschlafen, entspannt in Restaurants essen, irgendwas mit Kultur – ist erstmal passé, sobald ein Kleinkind mit auf Reisen geht. Stattdessen baut man unermüdlich Sandburgen, verbringt Regentage im Indoor-Spielplatz und wechselt sich mit dem Essen ab, damit einer das Kind bespaßt. Abschalten gelingt da nur so mittelgut.

Kein Wunder, dass sich in den Sommermonaten Artikel häufen, in denen Ferien ohne Kinder angepriesen werden. "Warum Mütter Urlaub ohne ihre Kinder machen sollten", lese ich. Oder: "Warum ich mir erlaubt habe, allein zu Hause zu bleiben." Zugegeben, verlockende Vorstellung, wenn der Zweijährige mal wieder nur unter lautstarkem Protest dazu zu bewegen ist, am Abend den Strand zu verlassen. Urlaub ohne Kind ist eine Option, klar. Aber vielleicht ist es auch möglich, aus dem Familienurlaub etwas mehr Entspannung herauszuholen. Womöglich reicht es, an ein paar Stellschrauben zu drehen und so etwas Simples zu tun, wie allein am Strand spazieren zu gehen. Banalitäten, an die man im hektischen Urlaubsalltag manchmal gar nicht denkt. Einmal mal losmarschieren ohne Schaufel, Feuchttücher und Snackbox im Beutel. Sich gegenseitig Auszeiten zu verschaffen – und die dann auch wirklich dafür zu nutzen, um etwas Erfüllendes zu tun. Unternehmungen eben, die den Kopf gerade genug freipusten, dass man auch mal auf die Idee kommt, die Landschaft um sich herum wahrzunehmen und – wer weiß – womöglich sogar zu fotografieren.

Me-Time nicht vergessen

Dafür ist Urlaub schließlich da: Regeneration, die Akkus aufladen. Um Modewörter wie Selfcare, Me-Time, Mommy-Time-out mit Leben zu füllen. Es geht ums Freiräumeschaffen. Niemand muss sich schämen, das gedachte "Ich muss hier raus" auch mal laut auszusprechen – und in die Tat umzusetzen.

Der gute Vorsatz für den nächsten Urlaub steht also.

Und was die Urlaubsfotos betrifft, betrachte ich es einfach so: Letztlich halten wir eben die Momente fotografisch fest, an die wir uns am allerliebsten erinnern wollen, auch wenn der Urlaub schon lange vorbei ist. Offenbar habe ich mein Lieblingsmotiv also immer mit mir auf Reisen. Was für ein Glück.