
Liebe Caro, vor etwa eineinhalb Jahren hast du deinen Mann bei einem tragischen Verkehrsunfall verloren. Für die meisten von uns: unvorstellbar. Wie fühlt sich deine Trauer heute an?
Die Trauer fühlt sich heute noch immer sehr präsent an, auch wenn sie sich mit der Zeit verändert hat. Anfangs war es ein unendlicher Schmerz, der mich oft überwältigt hat. Es gab Tage, an denen ich mich einfach leer und hilflos gefühlt habe. Heute ist es ein anderes Gefühl. Die Wellen kommen immer noch, aber ich habe gelernt, mit ihnen umzugehen. Es gibt nach wie vor Momente der Traurigkeit, vor allem an besonderen Tagen, wie unserem Hochzeitstag, Geburtstagen oder dem Todestag. Aber auch die schönen Erinnerungen und die Liebe zu meinem Mann sind (wieder) da. Ich versuche, meinen Schmerz nicht zu verdrängen, sondern ihn als Teil meines Lebens zu akzeptieren. Ich finde Trost in den Erinnerungen, aber auch in der Tatsache, dass ich weiterhin für meine Tochter da sein muss, um ihr zu helfen, diesen Verlust irgendwie zu verarbeiten.
Was hat dir in dieser schweren Zeit geholfen?
Es gab verschiedene Dinge, die mir geholfen haben, die Dunkelheit etwas erträglicher zu machen. Zunächst einmal die Unterstützung meiner Familie – ihre Nähe, ihr Zuhören und ihre Unterstützung im Alltag. Dadurch habe ich mich weniger allein gefühlt. Auch wenn ich manchmal nicht wusste, was ich brauchte, waren sie einfach da.
Zusätzlich habe ich mich oft auf kleine Rituale und Gewohnheiten gestützt, um etwas Struktur und Halt in den Tag zu bekommen. Spaziergänge an der frischen Luft mit unserem Hund, ein Moment der Ruhe mit einem Chai Latte oder einfach ein Buch zu lesen haben mir geholfen, meine Gedanken zu ordnen und mich wieder ein Stück weit zu erden. Ich habe gelernt, mir selbst auch kleine Pausen zu gönnen, auch wenn es sich anfangs schwierig anfühlte.
Die Erinnerung an die schönen Momente mit meinem Mann und die "Gespräche" über ihn mit meiner Tochter haben mir ebenfalls geholfen. Auch das Teilen meiner Gefühle auf Social Media, vor allem mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, hat mir oft Trost gegeben (und tut es nach wie vor) – zu wissen, dass ich nicht alleine bin und dass es Menschen gibt, die mich verstehen.
Und nicht zuletzt hat mir die Zeit mit meiner Tochter geholfen. Sie erinnert mich immer wieder daran, dass das Leben trotz des Schmerzes weitergeht, dass es noch so viele schöne Momente gibt, die es zu erleben gilt. Ihre Liebe gibt mir jeden Tag den nötigen Halt.
Wie hast du mit deiner Tochter über den Verlust gesprochen?
Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt erst 1,5 Jahre alt, also noch sehr jung, als wir den Verlust meines Mannes erlebt haben. In diesem Alter kann sie natürlich noch keine tiefen Gespräche führen, aber sie hat auf ihre eigene Weise sehr stark auf die Veränderungen und den Verlust reagiert.
Ich habe versucht, ihr in einer für sie verständlichen Weise zu erklären, dass ihr Papa nicht mehr da ist, ohne ihr zu viel auf einmal zuzumuten. Ich habe viel mit Bildern und Geschichten gearbeitet, um ihr zu zeigen, wer ihr Papa war und was er mir/uns bedeutet hat. Ich habe ihr gesagt, dass er jetzt im Himmel wohnt, aber dass wir ihn immer in unseren Herzen tragen und über ihn sprechen können, wann immer wir wollen. Wir teilen viele Erinnerungen an ihn, sodass sie trotz ihres jungen Alters ein Gefühl für die Bedeutung dieses Verlustes entwickeln konnte.
Wie geht ihr heute damit um? Habt ihr bestimmte Rituale oder Erinnerungen?
Wichtig ist mir, dass ich ihr immer die Möglichkeit gebe, ihre eigenen Gefühle auszudrücken, selbst wenn sie diese noch nicht vollständig in Worte fassen kann. Wenn sie traurig ist, weinen wir gemeinsam oder drücken uns ganz fest – und das ist ja irgendwie auch eine Form des Gesprächs.
Es gibt auch bestimmte Rituale, die wir gemeinsam machen, um an ihn zu denken. Zum Beispiel zünden wir zu Hause jeden Tag eine Kerze an und schauen uns regelmäßig Videos und Bilder von ihm an.
Ich achte darauf, dass sie immer spürt, dass es okay ist, traurig zu sein und dass es nicht schlimm ist, den Papa zu vermissen. Und ich sage ihr immer wieder, dass sie jederzeit Fragen stellen kann, wenn sie etwas wissen möchte – auch wenn sie noch nicht alles in Worte fassen kann.
Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
Jeder Mensch hat da seine eigenen Überzeugungen und Vorstellungen. Für mich persönlich war und ist es schwierig, den Verlust meines Mannes einfach zu akzeptieren – dass er jetzt "weg" ist. Ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt und darüber nachgedacht, was "Leben nach dem Tod" wirklich bedeutet. Es gibt viele verschiedene Perspektiven, von religiösen Überzeugungen bis hin zu spirituellen Vorstellungen.
Ich glaube, dass es mehr gibt, als wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, und dass die Verbindung zu den Menschen, die wir lieben, über den physischen Tod hinaus bestehen kann. Auch wenn ich keine genaue Vorstellung davon habe, was nach dem Tod passiert, glaube ich, dass unser "Sein" auf irgendeine Weise weiter existiert – in den Erinnerungen, im Einfluss, den wir auf andere Menschen haben, und in den Gefühlen, die wir hinterlassen.
Für mich ist es wichtig, dass mein Mann in meinen Gedanken und in den Erinnerungen meiner Tochter weiterlebt. Auch wenn er nicht mehr körperlich bei uns ist, trägt er weiterhin einen Teil von uns, und ich hoffe, dass diese Verbindung auch über den Tod hinaus bestehen bleibt. Das gibt mir ein gewisses Gefühl von Trost, auch wenn ich keine klare Antwort auf die Frage habe, was wirklich nach dem Tod passiert.
Als alleinerziehende Witwe teilst du deinen Alltag auf Instagram. Inwieweit hilft dir Social Media bei der Trauerbewältigung?
Social Media hilft mir in dieser schwierigen Zeit tatsächlich auf eine unerwartete Weise. Es ist ein Ort, an dem ich meine Gedanken und Gefühle ausdrücken kann, oft ohne das Gefühl zu haben, dass ich mich rechtfertigen muss oder dass andere mich zu sehr beobachten. Auf Instagram kann ich Momente teilen, die sowohl die schwierigen als auch die schönen Seiten meines Lebens zeigen – das Leben als alleinerziehende Mutter und Witwe, aber auch die kleinen Momente des Alltags, die mich trotz allem glücklich machen.
Die Reaktionen und die Unterstützung von anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, sind unglaublich wertvoll. Es ist tröstlich zu wissen, dass ich nicht allein bin, dass es andere gibt, die verstehen, wie es sich anfühlt, einen so großen Verlust zu erleben.
Gleichzeitig hilft mir Social Media, Momente der Freude und des Wachstums mit anderen zu teilen, ohne den Schmerz völlig zu verbergen. Manchmal gibt es eine Art Befreiung, wenn man Gefühle und Erinnerungen teilt, die man alleine vielleicht nicht so leicht ansprechen würde.
Gibt es Dinge, die du NIEMALS auf Insta teilen würdest?
Ich teile nicht alles. Manche Dinge bleiben privat, besonders die intimsten und verletzlichsten Momente. Social Media ist ein guter Ort für Austausch und Unterstützung, aber es ist für mich auch ein Ort, an dem ich meine Grenzen wahre und achtsam damit umgehe, was und wie viel ich von meinem innersten Gefühlsleben preisgebe. Es ist ein Balanceakt – einerseits hilft es mir, mich mit anderen zu verbinden, andererseits ist es auch wichtig, mir selbst Pausen zu gönnen und meine Trauer in einem sicheren Raum zu verarbeiten.
Kind, Job, Hund – wie bekommst Du alles unter einen Hut? Hast du Support?
Das ist definitiv eine der größten Herausforderungen im Alltag als alleinerziehende Witwe. Es gibt Tage, an denen es sich wie ein wahres Jonglieren anfühlt, bei dem ich versuche, alles unter einen Hut zu bekommen: meine Tochter, meinen Job und den Hund – und natürlich auch noch für mich selbst zu sorgen. Es ist oft ein Balanceakt, bei dem ich nicht immer alles perfekt hinbekomme, aber ich habe gelernt, damit umzugehen.
Regelmäßigen Support habe ich leider nicht. Ich versuche aber, meinen Alltag so zu strukturieren, dass es für meine Tochter und mich funktioniert. Das bedeutet, dass ich oft im Voraus plane – ob es um den Einkauf geht, um die Hundebetreuung oder um Arbeitszeiten. Es ist nicht immer einfach, aber Routinen helfen uns. Manchmal muss ich aber auch flexibel sein und mich darauf einlassen, dass nicht alles nach Plan läuft.
Was mir auch sehr hilft, ist das Verständnis, das ich von meinem Arbeitgeber (❤️) bekomme. Er weiß, dass ich als alleinerziehende Mutter manchmal außergewöhnliche Situationen habe, und gibt mir die Möglichkeit, meine Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und von zu Hause aus zu arbeiten. Das ist ein großer Vorteil, denn es entlastet mich, wenn es mal wirklich hektisch wird.
Insgesamt ist es eine Mischung aus Unterstützung, Organisation und auch der Fähigkeit, mich selbst nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Es ist nicht immer einfach, aber wir kommen zurecht, und manchmal hilft es mir, einfach auf das zu vertrauen, was ich jeden Tag leiste.
Wie nimmst du dir Auszeiten? Und was machst du dann für dich? Was gibt dir Kraft?
Auch wenn es schwer ist, mir Pausen zu gönnen, versuche ich regelmäßig, kleine Auszeiten einzubauen – sei es durch einen Spaziergang mit dem Hund, einen Moment der Ruhe mit meinem Lieblingspodcast auf den Ohren oder mal ein Treffen mit einer Freundin. Diese kleinen Momente helfen mir, wieder meine Energie aufzuladen, damit ich dann wieder für meine Tochter und alles andere da sein kann.
Was ist deine liebste Beschäftigung mit deiner Tochter zusammen?
Am liebsten verbringen wir gemeinsam Zeit bei der Familie – besonders an den Wochenenden. Es ist für uns beide eine wertvolle Möglichkeit, uns zu verbinden und schöne Erinnerungen zu schaffen. Ob beim Spielen mit den Omas und Opas, bei gemeinsamen Mahlzeiten oder einfach beim Entspannen und Reden – es tut uns beiden gut, einfach im Kreis der Liebsten zu sein. Diese Zeit gibt uns nicht nur Freude, sondern auch viel Kraft. Es ist einfach schön, meine Tochter dabei zu beobachten, wie sie sich mit ihren Verwandten austauscht, lacht und die Nähe genießt. Das stärkt unsere Bindung und lässt uns die kleinen, aber bedeutungsvollen Momente des Lebens schätzen.
Habt ihr einen gemeinsamen Lieblingsort, den du auch anderen Familien empfehlen würdest?
Unser absoluter Lieblingsort in Hamburg ist "unser" Viertel in Eppendorf. Wir lieben es, dort gemeinsam durch die Straßen zu spazieren. Eppendorf hat so viel Charme – die kleinen Cafés, die schönen alten Häuser und die vielen grünen Ecken, die uns immer wieder neue Entdeckungen bieten. Es gibt einfach eine entspannte Atmosphäre, die perfekt für einen Spaziergang mit meiner Tochter ist. Ich kann dieses Viertel definitiv auch anderen Familien empfehlen – es ist einfach ein wunderschöner Ort, um Zeit miteinander zu verbringen.
Wenn du eine Sache für Alleinerziehende in Deutschland sofort ändern könntest, welche wäre es?
Ich würde die finanzielle Unterstützung deutlich verbessern. Viele Alleinerziehende stehen unter einem enormen finanziellen Druck, da sie alleine für den Lebensunterhalt ihrer Familie verantwortlich sind. Eine bedarfsgerechte finanzielle Unterstützung würde es uns ermöglichen, den Fokus mehr auf die Bedürfnisse unserer Kinder zu legen und uns weniger um existenzielle Sorgen zu kümmern. Es geht nicht nur darum, den Alltag zu überstehen, sondern auch darum, den Kindern eine stabile und sorgenfreie Umgebung zu bieten.
Dein Sehnsuchtsort ist Schweden? Verreist ihr dorthin dieses Jahr? 🤗
Ja, Schweden ist definitiv mein Sehnsuchtsort! Die Natur dort, die Ruhe und die weiten Landschaften haben etwas ganz Besonderes. Ich liebe die Mischung aus idyllischen Wäldern, klaren Seen und den charmanten, bunten Häusern – es fühlt sich dort einfach so friedlich und erholsam an.
Ob wir dieses Jahr dorthin verreisen, steht noch in den Sternen. Natürlich wünsche ich mir, dass wir die Möglichkeit haben, gemeinsam nach Schweden zu fahren und dort neue Erinnerungen zu schaffen. Es wäre eine wunderbare Auszeit für uns beide, und besonders meiner Tochter würde es gefallen, die Natur zu erkunden und die Schönheit dieses Landes zu erleben. Wir müssen noch ein bisschen planen und schauen, wie es mit der Zeit und den finanziellen Möglichkeiten passt, aber Schweden steht definitiv ganz oben auf der Wunschliste!
Was wünscht du dir für 2025?
Für 2025 wünsche ich mir vor allem mehr Ruhe und Stabilität. Die letzten 1,5 Jahre waren geprägt von vielen Herausforderungen und Veränderungen. Ich hoffe, dass meine Tochter und ich 2025 mehr Frieden finden, sowohl im Inneren als auch im Außen, und dass wir als Familie weiter zusammenwachsen und schöne gemeinsame Momente erleben.
Darüber hinaus wünsche ich mir, dass ich beruflich und persönlich weiter wachsen kann. Es ist mir wichtig, meine eigene Balance zu finden – zwischen Arbeit, Familie und mir selbst. Mehr Zeit für mich und eine gute Vereinbarkeit von allem, was mir wichtig ist, sind große Ziele für mich.
Natürlich wünsche ich mir auch, dass meine Tochter weiterhin fröhlich und gesund aufwächst und wir zusammen die Welt entdecken können – sei es in Schweden oder an anderen Orten, die uns Freude bereiten. Und nicht zuletzt wünsche ich mir, dass ich als Mama weiterhin stark und liebevoll für sie da sein kann.
Kurz gesagt, ein Jahr mit mehr Leichtigkeit, gesunden Beziehungen und wertvollen Erlebnissen – das ist mein Wunsch für 2025!