
Ich weiß noch genau, wie wir im Schlafzimmer unserer 56 Quadratmeter großen Altbau-Wohnung lagen, verträumt auf diese kleine weiß gestrichene Babybay schauten und uns noch nicht vorstellen konnten, dass in diesem Bettchen in nur wenigen Wochen ein kleiner Mensch liegen würde. Unser Mensch! Bald würden wir zu dritt sein. Wie soll man das auch realisieren, ohne wirklich gefühlt zu haben, was es bedeutet, Mama zu sein ...
Liebe Mama,
du hast einen kleinen wundervollen Jungen zur Welt gebracht! Und deine Welt steht Kopf. Es fühlt sich an, als sei wirklich jeder Hauch deiner gewohnten Welt einmal neu einsortiert worden. Nichts ist mehr da, wo es mal war. Wo du es doch eigentlich finden müsstest ... Ich möchte dir heute ein paar Sorgen nehmen. Mit ein paar Jahren Mamasein auf dem Buckel. Mit ein paar Falten mehr im Gesicht. Von Sorgen und von Lachkrämpfen. Ich möchte dir sagen:
Ja, du wirst wieder schlafen!
Auch wenn sich deine Nächte mit Baby nicht mehr anfühlen wie Nächte. Und du teilweise keine zwei Stunden am Stück schläfst. Auch wenn du in so manchen Momenten denken wirst: Wie soll ich das Ganze hier bloß schaffen? Wenn nicht mal Koffein mehr hilft. Ja, du wirst wieder das Gefühl von Ausgeschlafenheit genießen dürfen, auch wenn sich das gerade gaaaanz weit weg anfühlt. Vielleicht nicht jeden Sonntag – aber jeden zweiten! Es ist ein absolutes Wunder, das ein und alles für jemandem zu sein, der ohne dich keinen Tag überleben würde. Und auch keine Nacht!
Stillen ist das Natürlichste der Welt!?
Sagt man doch so. Hört man doch immer. Aber es kann eine verdammte Wissenschaft für sich sein. Und ooooh! so weh tun. Und irgendwie erst mal so gar nicht funktionieren wollen – um dann erst das Natürlichste der Welt zu werden. Oder eben auch nicht. Auch das wäre völlig okay so. Du wirst vielleicht länger stillen oder kürzer. Wer weiß das schon ... Das Einschlafstillen wird dich auch mal nerven. Das nächtliche Dauernuckeln. Das Clusterfeeding in den Abendstunden. (Ja, diesen Begriff wird jede Still-Mami früher oder später googeln.) Das Abstillen. Aber am Ende wirst du auf insgesamt 27 Still-Monate zurückblicken, durch die deine Babys Super-Power getankt haben. Du wirst wissen, wofür du es gemacht hast und dir mal ordentlich auf die Schulter dafür klopfen.
Du wirst so viel Neues über dich lernen!
Du wirst geduldiger, auch wenn es sich beim x-ten Wutanfall deines Dreijährigen wegen durchtrennter oder nicht-durchtrennter Toastscheiben nicht so anfühlt. Du wirst deine Kindheit und deine Beziehung zu deinen eigenen Eltern noch mal ganz neu erinnern. Das kann auch mal zwicken und schmerzen und aufwühlen. Und helfen!
Du wirst viel darüber lernen, welche Werte dir selbst in dieser Welt wichtig sind, um sie weiterzugeben …
Auch wenn es sich auf halber Strecke manchmal so anfühlt, als wenn du gegen Wände redest, wenn sich mal wieder ein Geschwisterstreit anbahnt, der lieber mit Boxen statt mit Worten gelöst wird.
Du wirst auch mal helikoptern …
... obwohl du so doch eigentlich nie sein wolltest. Um in anderen Momenten zu weinen, weil du angeblich zu laut warst, zu ungerecht, zu wütend. Um dann zu lernen, wie wichtig es wirklich ist, sich aufrichtig zu entschuldigen. Auch bei Menschen, die nicht mal ein Sechstel so alt sind wie du selbst.
Du wirst neue Freunde finden und wirst andere auf dem Weg verlieren …
Vielleicht wirst du das Gefühl haben, auch dich selbst manchmal auf diesem Weg zu verlieren. Aber du wirst dich wiederfinden. Ganz bestimmt auch mal mit einer anderen Facette.
Du wirst dich vergleichen, auch wenn du das gar nicht willst.
Schauen, wie die anderen das Ding mit der "Kindererziehung" so schaukeln. Und dir dann das herauszupicken, was du für richtig hältst und das auszulesen, was dir gar nicht schmeckt. Immer im Team. Selbst wenn das mal zu Konflikten führt. Denn der Mann an deiner Seite hat auch ganz schön gute Ideen, wie das so mit drei wilden Jungs laufen könnte.
Und irgendwie relativiert sich dann rückblickend immer so vieles ...
... was sich in dem eigentlichen Moment, in der sogenannten Phase – nebenbei erwähnt wohl einer der meist erwähnten Begriffe von Neu-Eltern – so heavy anfühlt. Warum spucken sie ständig Brei aus? Wann pinkeln sie endlich nicht mehr in die Windel? Wie gewöhne ich den blöden Schnuller ab? Wird die Eingewöhnung in der Krippe klappen? ... Irgendwie scheint sich doch fast jeder Knoten zu lösen.
Und dann, ja dann warten da noch so viele Jahre auf dich und deine Kinder. Mit kleinen und größeren Sorgen. Mit kleinen und größeren Abenteuern. Und einer Liebe, die du so vorher noch nie gespürt hast. Versprochen!
Genieß das alles! Auch wenn du manchmal an dir zweifelst: Du machst das toll!