
Manchmal kommt es einfach anders, als man denkt. Eigentlich sogar ganz schön oft. Habt ihr mit eurem Kind auch Schwierigkeiten bei der Kita-Eingewöhnung? Dann ist dieser Text für euch.
Welche Eingewöhnungsmodelle gibt es?
Meistens ist die Eingewöhnung nach vier Wochen abgeschlossen. Bei manchen Kindern geht es schneller, manche brauchen länger. Die Einrichtungen gehen dabei meist nach einem der folgenden Modelle vor:
Das Berliner Modell basiert auf der Bindungstheorie von John Bowlby und ist in vier verschiedene Phasen gegliedert: die Grundphase, die Trennungsphase, die Stabilisierungsphase und die Schlussphase. Schrittweise begleiten die Eltern passiv, einfach durch ihre Anwesenheit, die Zeit in der Kita und ziehen sich mehr und mehr (nach Anleitung des Fachpersonals) zurück. In der Regel ist es auf zwei bis vier Wochen angelegt.
Das Münchner Modell umfasst fünf Phasen: die Vorbereitungsphase, die Kennenlernphase, die Sicherheitsphase, die Vertrauensphase und die Reflexions- oder Auswertungsphase. Es werden meist vier bis sechs Wochen veranschlagt.
Warum die Eingewöhnung in Krippe oder Kita nicht klappt
Das kann diverse Gründe haben. Schließlich ist jedes Kind und jede Familiendynamik anders. Daher ist es schwer, hier pauschale Aussagen zu treffen. Doch möglicherweise findet ihr euch in einem der folgenden Punkte wieder:
- Ihr betrachtet die Eingewöhnung als Selbstgänger? Viele Eltern merken schnell, dass sie damit falsch liegen. Es ist ein großer Schritt für euer Kind, bei dem es liebevoll begleitet werden will.
- Möglicherweise ist euer Kind mit unter einem Jahr noch zu klein, um sich für mehrere Stunden am Tag von euch zu trennen.
- Euer Kind ist es mit über drei Jahren gewöhnt, ausschließlich von euch betreut zu werden. Hier kann es schon mal einige Monate dauern, bis ein neuer Übergang erfolgreich gemeistert wird.
- Ihr selbst habt Schwierigkeiten, euer Kind loszulassen. Das merkt es auf jeden Fall und wird sich dann auch nicht gut verabschieden können.
- Der Mama fällt es oft schwerer, sich vom Kind zu trennen ohne zu emotional zu werden. Wenn ihr die Möglichkeit habt, lasst den Papa die Eingewöhnung übernehmen.
- Habt ihr euch vielleicht zu wenig Zeit genommen und geplant, schon nach zwei Wochen wieder zu arbeiten? Das kann zu kurz sein. Meistens seid ihr auf einer relativ sicheren Seite, wenn ihr vier bis sechs Wochen für die Eingewöhnung einplant.
- Ihr macht euch über bestimmte Themen Sorgen und seid nicht sicher, ob euer Kind wirklich gut aufgehoben ist? Sprecht unbedingt mit den ErzieherInnen. Sie sind die Fachleute und können euch sicher einige Ängste nehmen. Vieles klärt sich im Gespräch.
- Euer Kind soll gleich nach der Eingewöhnung viele Stunden in der Kita bleiben? Vielleicht ist das am Anfang zu viel. Wenn ihr das ermöglichen könnt, vereinbart mit eurem Arbeitgeber und der Kita, dass ihr euer Kind später bringt oder früher abholt. Wenn das dann erst mal klappt, könnt ihr die Zeiten möglicherweise verlängern.
- Wenn euer Kind Trennungsangst hat oder es das möchte, gebt ihm etwas Vertrautes mit. Das kann ein Kuscheltier, eine Puppe, ein Tuch oder auch ein T-Shirt von euch sein, das nach euch riecht. Oft fühlen Kinder sich dann nicht ganz so allein gelassen.
- Familiäre Krisen wie eine Trennung der Eltern, schwere Krankheit, aber auch ein Umzug oder die Geburt eines Geschwisterchens können Kinder zu Zeiten der Kita-Eingewöhnung doppelt verunsichern, da dann viele Veränderungen gleichzeitig stattfinden. Seid liebevoll und habt Verständnis.
- NUR WENN die Zusammenarbeit mit den Erziehern absolut nicht funktioniert oder äußere Umstände das Kind stark belasten, solltet ihr überlegen, ob es sinnvoll ist, die Eingewöhnung abzubrechen.
Die morgendliche Kita-Krise tritt erst nach ein paar Wochen auf?
Manchmal glaubt man sich sicher, die Eingewöhnung hat problemlos geklappt, und dann, eines Morgens, geht gar nichts mehr. Bei jedem Abgebe-Versuch in der Kita oder Krippe weint das Kind und will euch partout nicht loslassen. Was dahinterstecken kann? Die Gründe sind auch hier wieder sehr individuell. Besprecht euch am besten mit der Erzieherin, vielleicht hat sie eine Idee. Wenn es euer Zeitplan erlaubt und die Erzieherin es für hilfreich hält, könnt ihr auch besprechen, euer Kind vorübergehend etwas später zu bringen und früher wieder abzuholen. Noch mehr Tipps:
- Malt eurem Kind ein kleines Herz auf die Hand und sagt ihm, dass ihr immer an euer Kind denkt, wenn es sich das Herz anschaut.
- Versteckt kleine Überraschungen oder Botschaften zum Beispiel in der Brotdose eures Kindes – malt ihm etwa ein kleines Bildchen oder ein Symbol auf einen Zettel.
- Wenn sich euer Kind noch nicht so gut in die Gruppe integrieren kann, hilft es manchmal, wenn es morgens als Erstes da ist. Dann kommen alle anderen dazu. Oder ihr ladet mal ein anderes Kind zu euch nach Hause ein, damit sich die beiden besser kennenlernen.
Worst case: Kita-Eingewöhnung abbrechen
In der Regel klappt es mit der Eingewöhnung irgendwann, auch wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht danach aussieht. Will es partout nicht klappen, kommt das meistens nur bei unter Dreijährigen vor. Führt wirklich absolut kein Weg daran vorbei, die Eingewöhnung abzubrechen, könnt ihr überlegen, ob eine Tagesmutter oder die Betreuung von Großeltern eine Alternative sein könnten. Findet ihr so schnell keinen Platz und sind die Großeltern nicht verfügbar, gibt es die Möglichkeit der Elternzeitverlängerung. In den allermeisten Fällen klappt ein Neustart nach einer kleinen Schonfrist dann umso besser. Wenn Kinder erst mit drei Jahren den nächsten Anlauf in einer Einrichtung starten, sind viele oft überrascht, wie gut es dann auf einmal klappt.