Frustriertes, erschöpftes Paar.© iStock/milanvirijevic
Viele Eltern kennen das: einen freudlosen Alltag.

Das Elternsein hattet ihr euch ganz anders vorgestellt? Im Alltag erlebt ihr selten Freude und manchmal fragt ihr euch sogar, ob es die richtige Entscheidung war, Kinder in die Welt zu setzen? Eine Psychotherapeutin stellt klar: Das ist ganz normal.

Wo ist die Freude am Elternsein?

Gerade jetzt nach den Feiertagen, wenn wir viel Zeit mit unserer Familie verbracht haben, kann es sich anfühlen, als würde unser ganzes Leben "nur" um die Kinder kreisen, als wären wir jeden Tag im selben Hamsterrad gefangen. Viele von uns empfinden dann keine Freude, sondern eher Ernüchterung und Überlastung. Doch wisst ihr was? Es kommt euch so hart vor, weil es auch hart ist! Mit diesem Statement will die Psychologin und dreifache Mutter Anna Mathur Eltern beruhigen und ihnen wieder das Gefühl geben, ganz normal zu sein. 

Falsche Erwartungshaltung

Sie fragt, woher denn eigentlich die Erwartung komme, dass wir alles, was das Elternsein betrifft, wundervoll finden, in den Himmel loben und wertschätzen müssen? Über den Partner oder unseren Job dürfen wir doch auch einfach mal genervt sein, ohne es gleich rechtfertigen und relativieren zu müssen. Warum kann das nicht auch in Bezug auf das Elternsein so sein? Viel zu schnell ploppen dann Schuldgefühle auf, die niemandem helfen und nicht sein müssen. Gestehen wir uns doch einfach ein, dass es auch anstrengend ist, Eltern zu sein. 

Warum erwarten Eltern eigentlich, dass es mehr schöne als schlechte Momente und Zeiten geben muss?

fragt die Psychologin. Und will unseren weit verbreiteten Anspruch damit in Perspektive rücken. Fehlt uns mal wieder die Freude, rät sie zu drei Dingen:

1. Es fühlt sich hart an, weil es das auch ist

Wenn wir keine Freude empfinden, bedeutet das nicht, dass wir unsere Kinder nicht lieben! Das sollten wir uns vor allem klar machen. Wie verurteilen doch sonst auch niemanden, der gestresst oder depressiv ist, der trauert oder gerade eine schwere Phase durchmacht. Der Anspruch, dass man als Eltern keine schwierigen Zeiten haben darf, in denen einem die Freude fehlt, ist eigentlich völlig fehl am Platz. Man könnte den Eindruck bekommen, dass wir, in dem Moment, wenn wir den Kreißsaal verlassen, ausschließlich nur noch glücklich sein müssten. Doch von diesem unrealistischen Bild gilt es wegzukommen. Psychologin Anna Mathur rät dazu, seine eigene Tendenz zu verurteilen zu hinterfragen. Und ein wenig weicher und liebevoller mit sich selbst umzugehen. 

2. Baut euch ein Netzwerk mit Gleichgesinnten auf

Oft bekommen wir das Gefühl, uns rechtfertigen zu müssen, wenn bei uns etwas anders ist als bei den anderen. Doch in den meisten Fällen haben wir dann einfach noch nicht die richtigen Menschen gefunden, denen es genauso geht wie uns. Es gibt für viele Belange Online-Gruppen oder auch Stammtische etc., bei denen wir auf Verständnis stoßen und uns nicht mehr so allein fühlen. Es lohnt sich also, danach Ausschau zu halten und an entsprechenden Gruppentreffen teilzunehmen. Manchmal ist schon der Austausch mit Gleichgesinnten Gold wert und kann eine Menge Druck rausnehmen. 

3. Haltet die Augen offen für kleine Lichtblicke

Auch wenn sich der Tag nicht gut anfühlt, gibt es jeden Tag kleine, schöne Aspekte. Es kann notwendig sein, den eigenen Anspruch herunterzufahren, um wieder in der Lage zu sein, auch die kleinen Dinge wertzuschätzen. Aber das lässt sich üben. 

Wir sollten Dankbarkeit nicht dafür missbrauchen, unsere wahren Gefühle zu verstecken!

Rät die Psychologin. Es ist in Ordnung, Schwere zu fühlen. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf große Erfolge richten, sondern stattdessen auf kleine Lichtblicke im Alltag lenken, also achtsamer sind, kann das unser Leben enorm bereichern. Anna Mathur empfiehlt, nicht so oft das Wörtchen "aber", sondern einfach öfter "und" zu verwenden. Beispiel: Der Satz "Ich fühle mich so erschöpft, aber ich bin sehr dankbar für meine Kinder" relativiert das negative Gefühl, während der Satz "Ich fühle mich so erschöpft, und ich bin dankbar für meine Kinder" einem selbst erlaubt, eine Palette an Gefühlen gleichzeitig zu haben. Auch wenn diese sich manchmal gegenseitig zu widersprechen scheinen, sollten sie nicht dafür eingesetzt werden, von anderen Gefühlen abzulenken oder diese abzuwerten.

Quelle: goodto.com