Mental Load

"Es macht mich verrückt, dass diese Aufgabe immer an uns Müttern hängenbleibt"

Es gibt eine wichtige Aufgabe, die in fast allen Familien an der Mutter hängenbleibt – und kaum jemand spricht darüber. In einem emotionalen Post machte sich eine Mama nun Luft und wird dafür gefeiert.

Mutter schreit, zwei Kinder im Hintergrund© iStock/Brainsil
Wenn alles zu viel wird, möchte man manchmal einfach nur noch schreien.

Das Geschenk für den Kindergeburtstag, der nächste Arzttermin, der Elternsprechtag – die Liste der To-Dos ist unendlich lang, und ein Großteil davon bleibt oft an den Müttern hängen. Nicht ohne Grund wird das Thema Mental Load – also die mentale Belastung – seit einiger Zeit heiß diskutiert. Doch es gibt noch ein weiteres großes Aufgabengebiet, das meistens bei uns Müttern liegt und das bisher fast völlig ungesehen geblieben ist. Und das, obwohl es jede Menge Zeit frisst ...

Die Psychologin und Mama-Bloggerin Renee Reina legte in ihrem Podcast "The Mom Room" nun den Finger in die Wunde. Die US-Amerikanerin benennt den Aspekt der mentalen Belastung, über den fast nie gesprochen wird: die unzähligen Stunden, die Mütter damit verbringen, zu recherchieren, wie sie ihre Kinder in der Entwicklung am besten unterstützen können. Der richtige Umgang mit Wutanfällen, Töpfchentraining, Ernährung, die beste Einschlafbegleitung – und so vieles mehr.

"In den meisten Fällen sind es Mütter, die Eltern-Seiten folgen, die Eltern-Podcasts hören. Wir sammeln also all diese Informationen, um unseren Kindern in bestimmten Situationen helfen zu können", so Renee Raina.

Doppelbelastung für viele Mütter

Die Krux: Nicht nur, dass sich Mütter die Zeit nehmen, sich das ganze Wissen anzueignen – sie müssen es danach auch noch an die Väter weitertragen, die sich ihrerseits überwiegend nicht selbst darum kümmern. "Das Problem tritt auf, wenn der Partner sich nicht für diese elterlichen Themen interessiert und die Frau ihm im Grunde genommen beibringen muss, was sie gelernt hat, damit beide auf dem gleichen Stand sind", so Renee Raina.

Ein Videoclip aus ihrem Podcast wurde inzwischen schon über 800.000 Mal aufgerufen und von hunderten Müttern kommentiert. Offenbar spricht Renee also einer Menge Frauen aus der Seele. Die Kommentare unter dem Instagram-Post sprechen eine deutliche Sprache: "Es macht mich verrückt, dass diese Aufgabe immer an uns Müttern hängen bleibt", steht dort. Oder: "Ich spüre so viel Groll." Die Frustration vieler Frauen angesichts dieses Themas scheint also riesengroß zu sein

"Das häufigste Feedback, das ich von Zuhörerinnen erhalte, ist: 'Ich wusste bisher nicht, warum ich so verärgert über meinen Partner war, bis du es mir erklärt hast'", sagt Renee Raina.

Raus aus der Mental Load-Falle

In Renee Rainas Podcast kommt auch die Psychologin Ashurina Ream zu Wort. Sie gibt Anregungen, wie Paare die ungleiche Aufgabenverteilung in den Griff bekommen können. Ihr Tipp: aufschreiben und besprechen. "Wer übernimmt welche Aufgabe? Wenn sich zwei Leute hinsetzen und darüber sprechen, fühlen sich die Dinge fairer an."

Dennoch sollte man bedenken: "Es wird nicht immer ausgeglichen sein. Ich denke, das ist ein Missverständnis: dass es immer 50:50 sein wird. Es wird Phasen geben, in denen du mehr Last tragen wirst. Und dann wird eine Zeit kommen, in der dein Partner vielleicht mehr Last trägt." Wichtig ist jedoch, sich darüber klar zu sein, welche Aufgaben überhaupt auf den eigenen Schultern lasten. Denn manchmal sind es die Dinge, die wir scheinbar nebenbei erledigen, die in Wahrheit echte Zeitfresser und Energieräuber sind ...

4 Tipps für eine faire Aufteilung

1. Grundlegendes Gespräch
Karten auf den Tisch: Warum fühlen sich nicht beide gleich verantwortlich für die Freizeitplanung oder den Speiseplan?

2. Keine Vorwurfspirale
Mental Load hat mehr mit veralteten Rollenbildern zu tun als mit dem Verschulden einzelner. Vorwürfe bringen deshalb wenig. Besser, man arbeitet lösungsorientiert an einer besseren Aufteilung.

3. To-Dos notieren
In einem Zeitraum von zwei Wochen schreibt jeder seine Aufgaben auf. Danach wird besprochen, was neu verteilt, geändert oder sogar ganz wegfallen kann.

4. Neuverteilung
Wenn ein To-Do neu vergeben wird, dann komplett: Wer beispielsweise für die Einkäufe zuständig ist, macht den Einkaufszettel, kauft ein und räumt dann auch alles ein.

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