Back to the roots?

Tradwives – back to the 50s: Was es mit diesem Trend auf sich hat

Sogenannte Tradwives sind Frauen, die bewusst zu Hause bleiben, sich um Haushalt und Kinder kümmern, während der Mann arbeiten geht und Geld verdient. Dieses alte Modell erlebt derzeit einen Aufschwung. 

Frau im roten Kleid serviert ihrer Familie einen Braten.© iStock/Tijana87
Tradwives machen sich hübsch und kümmern sich um häusliche Aufgaben.

Tradwife im Überblick

  • Tradwives repräsentieren ein Frauenbild, das der Rolle der Frau aus den 1950er-Jahren entspricht
  • Die Hausarbeit und Kindererziehung wird komplett von der Frau übernommen, der Mann geht arbeiten.
  • Die Frau ordnet sich dem Mann unter.
  • Auf Social Media stellen sich unzählige junge Frauen stolz als Tradwife dar (#tradwife).
  • Häufig machen sie sich extra für ihren Mann schön, bevor er nach Hause kommt. 

Was bedeutet Tradwife?

Der Name "tradwife" setzt sich zusammen aus den Worten "traditional wife", traditionelle Ehefrau. Sie ist eine "gute" Frau, ordnet sich ihrem Mann unter, ist gehorsam und erledigt ihre häuslichen Pflichten mit Freude und Leichtigkeit. Es ist ihr Bestreben, ihren Mann zufriedenzustellen und immer alles ordentlich und sauber zu halten. Auch die Kinder werden natürlich von ihr betreut. 

Dieses altmodische Rollenbild erlebt derzeit einen starken Auftrieb und ist – auch bei vielen jungen Frauen – wieder sehr beliebt. Ein Unterschied zu früher: Viele von ihnen präsentieren sich heute bei Instagram, Tiktok und Co.

Auf Äußerlichkeiten bedacht

Wallende Haare, hübsches Make-up, schöne Kleider – Tradwives achten sehr auf ihr Äußeres und wollen ihrem Mann auch optisch etwas bieten. Bei Social Media findet man viele Ratschläge und Tipps, die Tradwives anderen Frauen geben, um eine gute Ehefrau zu sein. Darunter finden sich Sätze wie:

  • "Hübsch dich auf, bevor dein Mann nach Hause kommt."
  • "Wenn er Nein sagt, heißt es auch Nein."
  • "Wenn du dich wie eine Dame kleidest und verhältst, wirst du auch wie eine behandelt."
  • "Du musst dich deinem Mann unterordnen, seine Bedürfnisse stehen an erster Stelle."
  • "Sorge dafür, dass dein Mann gerne nach Hause kommt."

In einer Dr. Oetker-Werbung von 1954 hört man die Off-Stimme sagen: "Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?" Heutige Tradwives scheinen genau diese Maximen aufzugreifen. 

Im folgenden Tiktok-Video bekommt ihr einen kleinen Einblick, was es bedeutet, eine Tradwife zu sein:

Gleichstellung zwischen Frau und Mann fällt hinten über

Tatsächlich leiden viele Frauen, wenn sie Mutter werden, unter der Mehrfachbelastung der Care-Arbeit mit Haushalt und Co, ggf. einem eigenen Job und ihrer Rolle als Frau und Mutter. Mental Load ist vorprogrammiert und legt sich teils wie ein Schleier über die Frauen. Für einige scheint es daher die Lösung zu sein, sich von ihrem Beruf abzuwenden, um sich ausschließlich den Aufgaben zu Hause zu widmen. Das muss natürlich dennoch nicht heißen, dass Gleichberechtigung von nun an der Vergangenheit angehört. 

Eine Ipsos-Befragung aus dem Jahr 2024 hat ergeben, dass 60 Prozent der Männer in Deutschland finden, dass in Bezug auf Gleichstellung schon genug getan wurde. 38 Prozent der Frauen stimmen dem zu. 45 Prozent der Männer glauben sogar, dass die Gleichberechtigung von Frauen so sehr gepusht wurde, dass nun Männer diskriminiert werden. Das sehen 29 Prozent der Frauen so. 

Doch die Frauen, die sich bewusst dazu entscheiden, eine Tradwife zu sein, legen offenbar auf Gleichberechtigung keinen Wert. Sie finden es toll, wenn ihr Mann entscheidet und sie ihm quasi dienen. Das sehen sie als ihre Aufgabe. Kein Wunder, dass ein solches Weltbild mit diesen veralteten Werten auch aneckt. Einige Tradwives wollen sich nicht (mehr) zeigen und posten anonym, weil sie befürchten, oder schon Erfahrungen mit Hass-Kommentaren gemacht haben. 

Propagieren Tradwives politisch rechte Interessen?

In einigen Medienberichten wird darauf hingewiesen, dass der Tradwife-Trend nicht ganz ungefährlich sei. Dabei ist die Rede von politischer Indoktrinierung und rassistischer Ausgrenzung. Auch der Sexismus-Vorwurf scheint nicht gerade an den Haaren herbeigezogen zu sein. Letztendlich ist es wohl wie überall: Tradwives lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Die Motivation, warum sie dieses Bild leben wollen, variiert und entsteht vielfach sicher auch aus persönlichen Gründen. 

Es gibt sogar Tradwives, die sich selbst als Feministinnen bezeichnen. Für sie gehört es zur Gleichberechtigung dazu, dass sie eben genau diese Wahl haben und auch frei eine traditionelle Rolle wählen dürfen. 

Insgesamt wird der Tradwife-Trend in den USA "schon" viel breiter gelebt als hierzulande. Dort spielt auch der religiöse Hintergrund oft noch eine größere Rolle. Die traditionelle Aufgabenaufteilung zwischen Mann und Frau sehen sie als gottgegeben an. 

Ob das dem Antifeminismus die Tür öffnet? Patriarchale Strukturen und ein Machtgefälle zwischen Männern und Frauen lassen sich durchaus erkennen. Wie weit man sich dem hingibt und ob dahinter eine gewollte Indoktrinierung steckt, ist sicher ebenfalls individuell.

Tatsächlich gibt es durchaus auch Tradwives, die finanziell unabhängig von ihrem Mann sind und eben doch selbst arbeiten. Es gibt also auch in diesem Spektrum eine große Bandbreite.