
Es ist eines von diesen Klischees: Die frischgebackene Mama, die den ganzen Tag bei dm oder Rossmann rumhängt. Seit ich selbst Mutter bin, weiß ich: Der Hype ist real.
Früher waren Drogerien ein Mittel zum Zweck, um Duschgel, Wimperntusche oder Fußcreme zu kaufen. Aber mit Kind avanciert eine Drogerie-Filiale zum Tempel.
Da hüpft das Herz!
Ganz ehrlich: In den ersten Monaten mit Baby habe ich an manchen Tagen nur das Haus verlassen, um zu Dm zu gehen. Und nicht, weil die Windelpackung leer gewesen wäre. Sondern, weil es so ein wunderbarer Anlaufpunkt ist. Alles ist aufgeräumt, das Sortiment für Babys ist riesig, und irgendwie bekommt man das Gefühl, sein Leben im Griff zu haben. Sein Baby bestens zu versorgen. Vielleicht verspürten unsere Höhlenmenschen-Vorfahren beim Beerensammeln im Wald ein ähnliches Glücksgefühl, wenn sie einen besonders üppigen Brombeerbusch entdeckten.
Happy Place für die ganze Familie
Im Gegensatz zum Supermarkt herrscht in der Drogerie eine wunderbar friedvolle Grundstimmung. Die Gänge sind weniger überfüllt, die Überreizung für Kinder geringer, und die Drogerien wissen, wie sie ihr Publikum bei Laune halten. Dank Schaukelpferd, Wickelplatz und Stillecke kommt zwischen den Warenregalen fast so etwas wie Wohnzimmer-Atmosphäre auf. Ein Safe Place für die ganze Familie. Und im Laufe der Zeit ist mir aufgefallen, dass sich kindliche Wutanfälle seltener in Drogerien als in anderen Geschäften abspielen. Vielleicht liegt es daran, dass das Ambiente entspannter ist. Vielleicht auch daran, dass Mama eher geneigt ist, der Bitte nach einem Fruchtriegel aus dem Snack-Regal nachzugeben als der nach einer Tafel Schokolade im Supermarkt. Wie dem auch sei: eine Win-win-Situation für alle.
Die Drogerie nimmt im Elternleben in etwa die Bedeutung ein, die früher mal die Dorfdisco hatte: Wer nicht hingeht, ist irgendwie uncool – und kann nicht mitreden. Schließlich dreht sich auch der Smalltalk auf den Spielplätzen gern mal um das Sortiment des lokalen Drogeriemarkts. Kennst du schon diese neuen Snacks? Und, ach ja, die neuen Regenklamotten sind da! - Ist ja toll!
Das Drogerie-Fieber erwischt auch Väter
Hin und wieder bekomme ich auch "WhatsApp"-Nachrichten von Freundinnen, die aufgeregt berichten, in welcher Drogerie es jetzt Fingerfarben gibt. Oder Knete. Oder ganz süße Gummistiefel. "Da musst du schnell sein, schon fast wieder ausverkauft!"
Übrigens, den Drogerie-Faible entwickeln nicht nur Frauen. Nie werde ich den stolzen Glanz in den Augen meines Mannes vergessen, als er am Tag nach der Geburt unseres Sohnes mit zwei prallgefüllten Einkaufstaschen zurück in unser Familienzimmer im Krankenhaus kam und mir seine Ausbeute präsentierte (er hatte ungefähr alles gekauft, was die Babyabteilung hergab). Die moderne Version von "Ich habe Feuer gemacht".
Für immer im Herzen
Wenn die Babys wachsen, wird langsam auch die Welt für die Mütter wieder größer. Spielplätze, Parks und die große Wiese in unserem Viertel sind nun die Orte, an denen ich die freie Zeit mit meinem Sohn verbringe. Dennoch hat der Drogeriemarkt um die Ecke noch immer einen ganz besonderen Stellenwert behalten. Und manchmal, wenn beim Stöbern mein Blick auf Beißringe, Breigläschen und diese winzig kleinen Neugeborenen-Strampler fällt, wird dort, zwischen den siebenstöckigen Warenregalen, mein Herz ein ganz bisschen sentimental.