Zum Weltkindertag

"Alle Kinder verdienen Chancengerechtigkeit – unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern"

Wo stehen wir eigentlich in Sachen Familienpolitik? Und wo muss Deutschland noch ganz viel aufholen, damit wirklich alle Kinder eine gute Zukunft haben? Die Autorin und dreifache Mama Nathalie Klüver hat dazu am Weltkindertag eine klare Meinung.

Lachende Kinder mit erhobenen Armen.© iStock/mediaphotos
Der Weltkindertag erinnert an die Rechte der Kinder auf der ganzen Welt.

Am 20. September wird in vielen Länder – unter anderem in Deutschland – der Weltkindertag gefeiert. Dieser Tag wurde eingeführt, um auf die Rechte der Kinder aufmerksam zu machen und die Lebensbedingungen von Kindern hierzulande und überall auf der Welt zu verbessern. 

"Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Kein Kind darf benachteiligt werden", heißt es in der Kinderrechtskonvention, die bereits 1989 verabschiedet wurde. Doch auch Deutschland ist von diesem Ziel noch weit entfernt,  findet Nathalie Klüver, dreifache Mutter und Journalistin.

Die Politik unternimmt ihrer Ansicht nach noch immer viel zu wenig, um allen Kindern die gleichen Chancen zu ermöglichen – mit fatalen Folgen: "Kinder sind das Fundament unserer Gesellschaft – ist es da nicht logisch, alles zu tun, damit das Fundament möglichst stabil ist?"

Um die Position von Kindern zu stärken, braucht es ihrer Meinung nach vor allem zwei Dinge: "Wir benötigen dringend die Kinderrechte im Grundgesetz mit dem Zusatz 'vorrangig'. Das würde bedeuten, dass die Politik bei jeder Entscheidung auch die Einwirkungen auf das Wohl und die Bedürfnisse von Kindern überprüfen müsste. Außerdem würde ich das Wahlrecht bei allen Wahlen auf 16 Jahre und lieber noch auf 0 Jahre herabsetzen, damit die Politik auch jüngere Zielgruppen berücksichtigen muss. Bei der letzten Bundestagswahl waren mehr als 20 Prozent der Wahlberechtigten über 70 Jahre alt – mehr als 12 Milliarden Menschen, während 13,75 Milliarden Kinder und Jugendliche keine Stimme hatten."

Was andere Länder besser machen

Schaut man über die Grenze zu unseren Nachbarländern, lässt sich feststellen, dass viele Länder bereits viel weiter sind als Deutschland. "Die meisten Länder haben sich in ihrer Familienpolitik ein übergeordnetes Ziel gesetzt, wie in Skandinavien die Vereinbarkeit oder in Großbritannien die Bekämpfung von Kinderarmut. Die deutsche Familienpolitik hingegen versucht es allen recht zu machen und verteilt vieles mit dem Gießkannenprinzip. So heben sich dann einige Dinge auch in ihrer Wirkung auf, das Ehegattensplitting zum Beispiel wirkt genau kontraproduktiv gegen den Vorsatz, mehr Mütter in den Beruf zu bringen."

Kinder großzuziehen ist leider immer noch als Privatsache angesehen, das heißt, wir Eltern sollen selbst zusehen, wie wir das hinbekommen, auch finanziell.

Nathalie Klüver hat für Kinder vor allem einen Wunsch: "Chancengerechtigkeit, Möglichkeiten sich zu entfalten, das zu machen, was sie wirklich möchten und sich auch darin auszuprobieren, was sie möchten und was sie können - unabhängig vom Geldbeutel oder der Herkunft der Eltern."

Auch für Eltern muss sich einiges ändern

Und auch für die Mütter wünscht sie sich Veränderungen: "Mehr Unterstützung von der Gesellschaft und weniger Vorverurteilung und Druck. Wir Mütter sind nicht schuld an der großen Erschöpfung, die viele von uns verspüren - es sind schlicht die Rahmenbedingungen fürs Muttersein, die einfach nicht stimmen."

Und für die Väter? "Unterstützung und Verständnis von Seiten der Arbeitgeber und auch der Kollegen, wenn sie sich mehr im Familienalltag, bei der Kinderbetreuung, im Haushalt und der Care-Arbeit einbringen."

Unsere Expertin: Nathalie Klüver
Nathalie Klüver

Nathalie Klüver ist selbst dreifache Mutter, Journalistin und Autorin ("Deutschland, ein kinderfeindliches Land?"). Sie findet: "Die Debatte um die Kindergrundsicherung hat leider gezeigt, wie wenig den Kindern Priorität eingeräumt wird. 

Mehr Infos unter www.nathalie-kluever.de