Teamwork statt Wetteifern

Wege aus der "Ich bin aber müder als du"-Falle

An sich sollte es klar sein: Wir ziehen als Eltern alle an einem Strang. Doch im Alltagstrubel geht diese Prämisse leider manchmal unter. Tipps, wie ihr der "Ich bin müder als du"-Falle entkommt.

Müde Eltern mit Baby.© iStock/Noel Hendrickson
Wer müder ist, spielt eigentlich keine Rolle.

"Ich bin müde." – Ein einfacher Satz aus dem Mund deines Partners (deiner Partnerin) und dir platzt die Hutschnur? Damit bist du nicht allein. Eine Psychologin hat Tipps.

Warum "Ich bin müde" so aufwühlend ist

Wenn dieser Satz dich triggert, wütend oder fassungslos macht, kann das laut der kanadischen Paartherapeutin Dr. Tracy Dalgleish zwei Dinge bedeuten:

  1. Du teilst dich deinem Partner nicht mit. Er weiß nicht, wie es dir geht. Oder
  2. Die Belastung ist einfach zu groß.

Kommen dir die folgenden Gedankengänge bekannt vor?

  • "Er tut so, als würde er die ganze Arbeit machen."
  • "Er will mich übertrumpfen."
  • "Ich trage den gesamten Mental Load."
  • "Er hat wenigstens bei der Arbeit mal ne Pause für sich."
  • "Ich schaffe es nicht, mich auch noch um ihn zu kümmern."
  • "Ich frage mich, ob er überhaupt weiß, dass ich auch verdammt müde bin."

All diese Sätze sind ein Zeichen dafür, dass etwas Entscheidendes fehlt: Du fühlst dich nicht gesehen. Deine Situation wird völlig außer Acht gelassen. Und ihr fangt wieder an zu streiten ... 

Dr. Tracy Dalgleish schreibt in ihrem Instagram-Post, dass beide Partner ein Recht darauf haben, sich erschöpft zu fühlen. Es geht nicht darum, wer "schlimmer dran" sei. Es geht darum, für jede Erfahrung Raum zu schaffen. Schließlich drehen sich Beziehungen darum, zusammen ein Team zu werden. 

Das kannst du stattdessen tun

Du fühlst dich angestachelt, die Situation droht zu eskalieren? Die Paartherapeutin rät in solchen Momenten zu Folgendem:

  • Innehalten.
  • Nimm die Redaktion in dir wahr.
  • Du musst nicht auf den Zug aufspringen. 
  • Sieh es stattdessen als Hinweis darauf, was du selbst brauchst. 
  • Gib dem anderen deine Bestätigung, zeige ihm, dass du ihn wahrnimmst.
  • Du kannst ihn auch fragen, was er braucht, und selbst teilen, was du brauchst. 
  • Komm später darauf zurück, wenn die Situation in dem Moment zu aufgeheizt ist.
  • Dann berichte von deiner Erschöpfung. Und äußere, was du von deinem Partner brauchst.
  • Findet gemeinsam Lösungen, wie ihr die Bedürfnisse von euch beiden erfüllen könnt.

Hier siehst du die Original-Slides von Dr. Tracy Dalgleish aus Ottawa (auf Englisch):