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"Ich bin seit 19 Monaten Mama. Was ich in den letzten Monaten gelernt hab, hätte ich vor der Geburt meiner Tochter nicht verstanden", erzählt uns Johanna Fröhlich Zapata. Damit spricht sie wohl den meisten Mamas aus der Seele. Denn wie drastisch sich das Leben nach der Geburt eines Kindes ändert, erkennen Eltern meist erst so richtig, wenn das Baby da ist. Und oftmals offenbart sich auch erst dann die wahre Qualität einer Beziehung – und es zeigt sich, wie gleichberechtigt Paare wirklich sind ...
Mutter zu werden bedeutet für alle Frauen eine gewaltige Lebensveränderung. "Es ist – unter vielem anderen – eine Erfahrung, sich der Ungewissheit hinzugeben und zu vertrauen. Elternschaft ist im Grunde das Gegenteil von dem, was man vorher wissen kann", weiß Johanna Fröhlich Zapata. Die 34-jährige Therapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie und hat nun ein Buch geschrieben ("Das Buch, das du gelesen haben solltest, bevor du Mutter wirst"), in dem sie sich mit den Themen Gleichberechtigung und Vereinbarkeit von Job und Familie befasst.
Sie rät Frauen, sich mit dem Thema Kinderwunsch vor der Schwangerschaft intensiv zu befassen. "Im Umgang mit den Kindern Anderer können Fragen aufkommen wie: Wie viel von dem Wunsch, ein Kind zu bekommen, ist eigentlich sozialer Druck? Und wie wäre es wirklich, in meinem Leben ein Kind zu begleiten? Wer ist da? Wer würde mich unterstützen? Was würde ich mir wünschen? Was würde ich brauchen?"
Die Autorin identifiziert die größten Herausforderungen, mit denen sich Frauen nach der Geburt ihres Kindes auseinandersetzen müssen.
Vier Fallen, die fast alle Mütter tappen:
Die Fürsorge-Falle
"80 Prozent der Fürsorge-Arbeit wird von Frauen übernommen. Dazu kommt, dass viele Frauen erwerbsarbeiten. Dadurch erhöht sich die Gesamt-Arbeitszeit ins Unendliche. Wirklich ins Unendliche, weil das Checklisten-Schreiben auch im Bett in den Köpfen der Frauen stattfindet", erklärt Johanna Fröhlich Zapata. "Wir brauchen einen echten Alltagsfeminismus, der berücksichtigt, dass die Emanzipation hinter den verschlossenen Haustüren und nicht im Parlament stattfindet."
Die Gender-Falle
Viele Menschen denken zwar, wir hätten in Sachen Gleichberechtigung bereits viel erreicht. Johanna Fröhlich Zapata weiß jedoch: Der Alltagsfeminismus hinkt hinterher. "Dass es auch Männersache ist, ein Kind zu begleiten, müssen wir erst noch erreichen! Noch wird Frauen in unserer Gesellschaft die Fürsorge-Arbeit zugeschrieben. Und diese Fremdzuschreibung wird nicht selten zum Selbstbild. Was mit 'Mannsein' auf soziokultureller Ebene verbunden wird, ist toxisch. Männer übernehmen häufiger die 'Versorger-Rolle' – ebenso eine Falle des Patriarchats. Dass nun das Versorgen mit Privilegien verknüpft und das Fürsorgen nicht nur unbezahlt, sondern unsichtbar ist, ist ein Problem und wird zum Desaster, wenn die finanzielle Abhängigkeit in der Elternbeziehung in einer emotionalen Abhängigkeit mündet."
Die Mental-Load-Falle
Die Last des weiblichen Drandenkens ist ein wichtiges Thema. Oftmals haben Frauen das Gefühl, die gesamte Mental Load (wörtlich übersetzt etwa "mentale Last") allein zu tragen. Johanna Fröhlich Zapata bestätigt: "Sie können auf ihr Gefühl vertrauen – es stimmt sicher! Und sie sind nicht allein! Mit Freundinnen, Müttern, Therapeutinnen oder Schwestern lohnt es sich, regelmäßig einen Schritt aus dem Alltag herauszutreten und zu reflektieren, wie so ein Leben zwischen vollen Windeln und vollen Terminkalendern gestaltet werden will, damit sich die Mental Load und die Financial Load auf mehrere Schultern verteilt."
Die Teilzeit-Falle
Teilzeitarbeit bedeutet Teilzeitlohn und später mal Teilzeitrente. Selbst wenn man wieder aufstocken möchte, sobald die Kinder größer sind, ist dies nicht immer einfach so möglich. Denn: Ein Recht auf Teilzeit hat jeder, ein Recht auf Vollzeit allerdings nicht. Modelle wie Elternteilzeit oder Brückenteilzeit schaffen eine Option auf baldige Rückkehr in die Vollzeit.
Johanna Fröhlich Zapata betont: "Das Problem sind hier aber nicht die Mütter, sondern die Fallen. Ich plädiere immer für eine großes Selbst-Mitgefühl, wenn wir in solchen Fallen stecken. Die Geschichte hat die Fallen in Zement gegossen und wir stehen an vielen Punkten ganz am Anfang, diese Fallen zu öffnen."
Eltern rät sie deshalb vor allem eines: "Redet viel. Redet miteinander. Führt Selbstgespräche. Redet mit den Kindern. Den Kolleg*innen. Redet und lasst uns über das Reden über die Alltags-Struggles einen Prozess der emotionalen Selbstermächtigung anstoßen. Nur, wenn wir unsere Gefühle mitnehmen, wird es was mit der Gleichstellung."