
Fleischersatzprodukte: Aktuelle Öko-Test-Ergebnisse
Update 23. Mai 2024: Öko-Test wollte es genauer wissen – und hat für die Ausgabe 6/2024 vegane Grillwürstchen aus unterschiedlichen Zutaten wie Seitan, Tofu, Erbsen und Lupine untersucht. Unter den 19 Produkten waren zehn Bio-Marken. So viel sei schon einmal vorab verraten: In diversen Produkten wurden Mineralölrückstände gefunden, mehr als die Hälfte der untersuchten Würstchen enthalten zu viel Salz (bei über 1,7 Prozent kommt es zu einer Abwertung), fünf Produkte fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Immerhin sieben sind aber empfehlenswert.
Was taugen die veganen Würstchen?
Laut einer "Yougov"-Umfrage sind mehr als ein Viertel der deutschen Frauen und Männer vegetarischen oder veganen Würstchen gegenüber aufgeschlossen. Die Produktauswahl wird immer größer. Doch vegane Wurst ist nicht gleich vegane Wurst, wie die Öko-Tester herausfanden. In der Qualität gibt es erhebliche Unterschiede, so wurden etwa in diversen (konventionellen) Produkten Aromazusätze oder bedenkliche Verdickungsmittel wie Carrageen gefunden.
Das ist der Testsieger
Mit sehr guten Inhaltsstoffen konnte der Testsieger auf voller Linie überzeugen. Es handelt sich dabei um die
- "Ener Bio Tofu Würstchen nach Bratwurst-Art" von Rossmann
Die Testverlierer
Wie schon erwähnt, fielen fünf Produkte komplett durch den Test, darunter drei Bio-Produkte, die zu hohe Gehalte an Mineralölbestandteilen aufwiesen. Bei den Verlierern handelt es sich aber auch um vegane Würstchen der bekannten Marken
- "Gutfried Wie Bratwurst"
- "Rügenwalder Mühle Vegane Mühlen Rostbratwürstchen"
Diese fielen wegen zugesetzten Aromen, Verdickungsmitteln und Chlorat (Rückstand aus Reinigungsmitteln) durch.
Immer mehr Fleischersatzprodukte
Gerade bei jungen Konsumenten kommt Fleisch immer seltener auf den Tisch. Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse lag der Bevölkerungsanteil der Vegetarier im Jahr 2023 in Deutschland bei 8,12 Millionen. Als vegan bezeichneten sich 1,52 Millionen Menschen. Und immer mehr Menschen, sogenannte Flexitarier, verzichten ab und zu bewusst auf Schnitzel, Wurst und Steak. In einer Online-Befragung der Verbraucherzentralen gaben 42 Prozent moralisch-ethische Motive als Hauptgrund an, öfter zu Fleischersatzprodukten zu greifen. Und der Markt boomt. Laut dem Marktforschungsunternehmen Mintel wurden 2015 in Deutschland mehr vegane Produkte als in jedem anderen europäischen Land eingeführt.
Eine vegane Ernährung birgt für Kinder die Gefahr eines Nährstoffmangels
Über Geschmack lässt sich ja streiten, aber nicht über Gesundheitsprobleme. Und die sind bei einer rein veganen Ernährung von Kindern nicht wegzudiskutieren: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) attestiert eine Unterversorgung mit Energie, Protein, Eisen, Kalzium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B und Vitamin D – und hält eine vegane Ernährung daher im gesamten Kindesalter für ungeeignet. Und die vegetarische Variante? Eier und Milchprodukte ersetzen sehr gut die – für das Wachstum so wichtigen – tierischen Eiweiße. Eine laktovegetarische (also kein Fleisch/Fisch, keine Eier, aber Milch und Milchprodukte) oder ovo-laktovegetarische Ernährung (kein Fleisch/Fisch, aber Eier, Milch und Milchprodukte) ist demnach auch für Kinder möglich.
Das steckt im Fleischersatz für Kinder
- Sojabohnen: In vielen Veggie-Fleischvarianten steckt die Hülsenfrucht Soja. Die Bohne enthält satte 40 Prozent Eiweiß, wertvolle Fettsäuren und viel Vitamin E. Allerdings: Oft wird genverändertes Soja verarbeitet, für das Regenwald gerodet wurde.
- Eier: Das vom Menschen gut verwertbare Hühnereiweiß ist ein hochwertiger Austauschstoff, der bei vielen Ersatzprodukten verarbeitet wird.
- Milch: Das nicht zur Konservierung erhitzte Kuhprodukt enthält enorm viel Eiweiß – einige Veggie-Produkte basieren auf Milch.
- Seitan/Weizeneiweiß: Das Klebeeiweiß des Weizenmehls enthält nicht sehr viele Proteine. Es wird als Verdickungsmittel benutzt.
- Lupine: Ähnlich wie die Sojabohne liefert der Süßlupinensamen viel Eiweiß, die Industrie hat die Bitterstoffe herausgezüchtet.
Fleischkonsum in Deutschland
57,3 Kilogramm Fleisch wurden pro Kopf in Deutschland im Jahr 2020 laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) verzehrt. Im Jahr 2022 lag der Konsum nur noch bei 52 Kilogramm pro Person. Das war so wenig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1989. Spitzenreiter der Fleischeslust ist statistisch gesehen Schweinefleisch mit mehr als der Hälfte des verzehrten Fleisches. Übrigens: Etwa 88 Prozent der Deutschen konsumieren laut einer Forsa-Umfrage Fleisch.