No-Go

Nein, auch das Probieren von Alkohol ist für Kinder (und Jugendliche) nicht okay!

"Mama, darf ich mal nippen?" Hat euch euer Kind diese Frage auch schon gestellt? Oder umgekehrt: Wolltet ihr euer Kind schon mal ein alkoholisches Getränk probieren lassen? "Ach komm, nur zum Anstoßen" ... Ein Handlungsleitfaden.

Familie stößt an.© Pexels/Askar Abayev
Mit Kindern auf jeden Fall ohne Alkohol anstoßen.

Der Umgang mit Alkohol ist so individuell, wie jede Familie unterschiedlich ist. Doch einige Punkte solltet ihr im Hinblick auf eure Kinder beachten. Das folgende Video zeigt zudem, welche Kinder besonders anfällig sind, als Jugendliche mehr Alkohol zu trinken als andere.

Wie ein internationales Forscherteam herausfand, steigt die Menge Alkohol, die Jugendliche trinken, entsprechend dem Zucker- und Fettkonsum in der Kindheit. Also: Kinder die viel Süßes und Fettreiches essen, trinken später auch mehr Alkohol. Warum das so ist, konnte die Studie nicht klar zeigen. Vermutet wird, dass sowohl Zucker als auch Alkohol das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert. 

Gehört Alkohol dazu? Vorbild sein

In vielen Familien gehört Alkohol zu besonderen Anlässen dazu. In einigen sogar regelmäßig im Alltag. Was ihr dabei – genau wie beim Süßigkeitenkonsum – immer bedenken solltet: Ihr seid Vorbilder für eure Kinder. Achtet also möglichst darauf, einen verantwortungsvollen Umgang an den Tag zu legen. Denn nichts ist unglaubwürdiger als Eltern, die ständig Alkohol trinken, es ihren Kindern oder Jugendlichen aber verbieten wollen. 

Bietet euren Kindern keinen Alkohol an

Wovon ebenfalls abgeraten wird: Die Kinder proaktiv zum Probieren von Alkohol zu animieren. "Ach, komm, probier doch mal. Ein Schluck ist nicht schlimm." Sätze wie diese sollten Eltern (und andere Erwachsene) möglichst vermeiden. Denn sie bagatellisieren die Wirkung von Alkohol. Zudem ist es laut Jugendschutzgesetz offiziell verboten, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren Alkohol trinken (mit einer Ausnahme: Sind Sorgeberechtigte dabei, dürfen sie in ihrem Beisein ihren jugendlichen Kindern zwischen 14 und 16 Jahren das Trinken etwa von Bier, Wein oder Sekt erlauben). Das Verbot hat gute, nämlich medizinische, Gründe. Schließlich ist der Körper zu der Zeit noch mitten in der Entwicklung und reagiert viel empfindlicher, zum Teil (und je nach Alter) schon auf kleine Mengen Alkohol. Das könnt ihr gerne auch eurem Nachwuchs genau so erklären.

Kinderärztin stellt klar: Auch im Beisein der Eltern ist Alkohol nicht harmlos

Auch die Kinderfachärztin, Intensivmedizinerin und Notärztin Dr. Katharina Rieth appelliert bei Instagram dazu, Kindern keinen Alkohol zu geben. Im Kommentar schreibt sie, dass sie nicht verstehen könne, warum Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren selbst in Gaststätten im Beisein ihrer Eltern Alkohol trinken dürften. Mit Jugendschutz habe das nichts zu tun. Sie vertritt eine klare Haltung:

Begleitetes Trinken für Minderjährige gehört nicht wie aktuell in den Medien diskutiert "auf den Prüfstand", sondern abgeschafft!

Eltern würden ihren Kindern auch mit begleitetem Trinken suggerieren, dass Alkohol selbstverständlich ist. Das erhöhe das Risiko einer späteren Abhängigkeit oder einer anderen psychischen Erkrankung. Aus diesem Grund rät sie Eltern auch dazu, statt an Feiertagen mit den Kindern mit einem alkoholischen Getränk anzustoßen, ihnen lieber zu zeigen, dass das ebenso mit einem alkoholfreien Getränk möglich ist. Sie schreibt:

Wir haben es als Vorbilder unserer Kinder in der Hand, deren Resilienz zu stärken, um sich später selbstbewusster gegen peer pressure wehren zu können. 

Traurig genug, dass man sich in unserer Gesellschaft immer noch dafür rechtfertigen muss, wenig oder auch gar keinen Alkohol zu trinken.

Anlass für ihren Post war der Kommentar eines Freundes, der sie geschockt hatte. Er hatte offenbart, dass seine 15-jährige Tochter zu Hause auch mal ein Bier oder "Weinchen" trinken dürfe, um zu lernen, wie man damit umgeht. Hier seht ihr ihren Instagram-Post dazu:

Auch Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, hält begleitetes Trinken für überholt und fahrlässig.

Diese Alkohol-Warnhinweise könnt ihr eurem Kind geben

Je nach Alter ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche sich der Gefahren, die vom (übermäßigen) Alkoholkonsum ausgehen, durchaus bewusst sind. Sprecht mit eurem Kind und weist es auf folgende Punkte hin:

  • Trinkt man zu viel, wird einem übel und verliert möglicherweise die Kontrolle.
  • Alkohol kann abhängig machen.
  • Man reagiert oft langsamer, was in bestimmten Situationen gefährlich sein kann. Die Reaktionsfähigkeit lässt nach.
  • Ein Vollrausch (sogenanntes Komasaufen) kann bei Kindern und Jugendlichen zu dauerhaften Hirnschäden führen.
  • Unter Alkohol tut und sagt man mitunter Dinge, die man hinterher bereut.
  • Es kann passieren, dass man sich oder andere durch einen Unfall verletzt.
  • Man kann leichter in gefährliche Situationen kommen, weil man sich nicht mehr gut wehren kann. 
  • Die Schulleistungen können schlechter werden (bei regelmäßigem oder akutem Alkoholkonsum).
  • Alkohol kann auch zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr führen, da man das Thema Verhütung schlichtweg vergisst.  

Sucht das Gespräch mit euren Kindern

Offene und klare Kommunikation ist wie so oft auch bei diesem Thema wichtig und sehr zu empfehlen, das rät der "Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung". In seiner Broschüre "Klartext reden!" heißt es: "Je später erste Alkoholerfahrungen gemacht werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind später Probleme mit alkoholhaltigen Getränken bekommt." Also bitte keinen Alkohol anbieten – und schon gar nicht darüber Witze machen, wenn das Kind nicht probieren will. Ein solches Verhalten von euch verharmlost den Alkoholkonsum und macht es nicht leichter, den Kindern konsequente Grenzen zu setzen. 

Signalisiert euren Kindern, dass ihr für sie jederzeit ein offenes Ohr habt. Sorgt für ein gutes Vertrauensverhältnis, indem ihr sie ernst nehmt und euch mit aufrichtigem Interesse ihre Meinung anhört und diese nicht abwertet. Fragt euer Kind nach seiner Meinung und haltet euch mit eurer eigenen erst mal zurück. Sonst kann es sein, dass seine Antwort nicht ganz ehrlich ausfällt. Vereinbart gemeinsam klare Richtlinien und Regeln etwa darüber, wann euer jugendliches Kind abends zu Hause sein soll. Hat euer Sohn oder eure Tochter einmal zu viel getrunken, werft ihnen das nicht vor, sondern bewahrt die Ruhe und bleibt sachlich. Sprecht über den Vorfall, wenn sich die Situation beruhigt hat. Eine Standpauke hilft nicht, wohl aber ein verständnisvolles Gespräch, das dazu führen kann, dass die Situation für euer Kind zu einer hilfreichen Lernerfahrung werden lässt. 

Tipps, wenn ihr mit eurem Kind über Alkohol reden wollt

  • Leitet das Gespräch nicht mit einem "Ich muss mal mit dir reden" ein. Das schreckt meistens ab. Auf "Problemgespräche" haben Kinder und Jugendliche eher selten Lust. 
  • Wartet lieber auf eine passende Gelegenheit, wenn das Thema im Fernsehen vorkommt, ihr in der Öffentlichkeit einen Betrunkenen seht, oder euer Kind das Thema selbst anbringt. 
  • Nehmt, wenn es passt, eine Geschichte aus dem Bekanntenkreis zum Anlass, um mit eurem Kind darüber zu sprechen. 
  • Erlaubt eurem Kind, seine eigene Meinung zu haben, die nicht der euren entsprechen muss. Nur so kann Kommunikation auf Augenhöhe funktionieren. 
  • Übertreibt nicht die negativen Wirkungen, sondern bleibt konkret. Wird die Geschichte zu dramatisch, wird sie euch euer Kind nicht abnehmen und eher denken: "So was passiert mir doch nicht". 
  • Bleibt glaubwürdig und erklärt auch die Gründe, weshalb ihr gerne hin und wieder Alkohol trinkt (wenn das so ist). 

Quelle (u. a.): Broschüre "Klartext reden" vom "Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung" des BSI (Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V.) in Kooperation mit dem Bundeselternrat, klartext-reden.de, zuletzt aufgerufen am 21.12.2023