Kinderessen in Restaurants

Profikoch über Kindermenüs: "Pumuckl-Teller und Pokémon-Schnitzel sind Blödsinn!"

Typisch für Speisekarten in Restaurants: das Extra-Essen für die Kleinen. Aber sind Kinderteller und Mini-Menü wirklich so sinnvoll? Hannes Müller, einer der besten Köche Österreichs, sagt ganz klar Nein.

Ein kleines Mädchen isst Pommes.© iStock/romrodinka
Wenn es nach den Kids gehen würden: Einmal Pommes mit Ketchup, bitte!

Geht es um Kinderernährung, um Kindermenüs in der Gastronomie, kann sich der Vater einer Tochter und zweier Söhne richtig in Rage reden. "Eigene Kindermenüs braucht es nicht. Warum Kinder etwas anderes essen wollen als Erwachsene, das muss mir erst einmal jemand erklären. Woher kommt es, dass man auf einer Speisekarte extra Kindergerichte ausweist? Mal Pumuckl-Teller oder Pokémon-Schnitzel genannt? Zumal diese Speisen in keiner Weise irgendeinen Ernährungswert haben. Und außerdem immer überdimensioniert sind. Also wann ist das entstanden?! Ist es die Wohlstandsgesellschaft, dass man glaubt, die Kinder müssten etwas Besonderes kriegen? Obwohl sie ja in Wirklichkeit nicht gesagt haben, dass sie was anderes wollen. Frittierte Würstel, frittierte Erdäpfel." Man tut, meint Profikoch Hannes Müller aus Kärnten, Kindern absolut nichts Gutes, wenn man sie so ernährt. Selbst wenn Eltern aufgrund der leuchtenden Kinderaugen angesichts eines Pokémon-Schnitzels das Gegenteil glauben.

Essen ist Erziehung

"Wenn Kinder immer aussuchen dürfen, was sie essen wollen – natürlich essen sie ein Wiener Schnitzel lieber als Gemüse. Aber sie kommen dann in ein Radl hinein, in dem sie nur mehr Geschmäcker, nichts anderes mehr aufnehmen und immer mehr ablehnen, es grauselig finden." Hannes Müller sieht bei diesem Thema die Eltern in der Pflicht. Essen sei Erziehung. Genauso wie Lesen, Kultur oder Sport.

Kindermenüs sind rücksichtslos

Kindermenüs hält Hannes sogar für rücksichtslos. Erstens, weil sich die Kinder Schlechtes einverleiben. Und zweitens, weil sie von vielseitigem Genuss langfristig ausgegrenzt werden, wenn sie also beim Essen separiert werden und nichts anderes kennenlernen als die wenigen Gerichte, die sie instinktiv mögen.

Hannes und seine Frau Monika haben ihre drei Kinder anders erzogen. Die drei jungen Müllers essen alles. "Und darauf bin ich richtig stolz. Im letzten Urlaub hatte der Jüngste gesagt: Ich bekomme bitte das Fünf-Gänge-Überraschungsmenü. Mein Herz ist gesprungen. Und wir haben so eine Gaudi gehabt, haben dann übers Essen geredet. Über die Wertigkeit vor uns auf den Tellern. Das war schön."

Wenn, dann Räuberteller!

Ein einziges Kindergericht sollten wir dann vielleicht doch durchgehen lassen: den "Räuberteller". Schon mal gehört? In vielen Restaurants bekommen kleine Kinder einfach einen leeren Extra-Teller dazu gestellt und dürfen sich von Mama und Papa ganz viel stibitzen, wie echte Räuber eben. Das bringt Spaß und schärft ganz nebenbei die Geschmacksknospen für Neues – neben Pommes und Würstchen.