Alt und glücklich werden

Erziehung in den Blue Zones: So legen Eltern den Grundstein für ein langes Leben

In den sogenannten "blauen Zonen" werden die Menschen über 100 Jahre alt. Den Grundstein für ein langes Leben legen sie bereits in der Kindheit. Was wir von den Erziehungsmethoden in den "Blue Zones" lernen können …

Enkel gibt Oma einen Kuss.© iStock/real444
Die Familie hat in den "Blue Zones" immer Priorität.

Es ist eine Frage, die wohl jeden fasziniert: Was lässt die Menschen in bestimmten Gebieten der Erde so alt werden? In den sogenannten "Blue Zones", zu denen Dörfer auf Sardinien, Ikaria in Griechenland, Okinawa in Japan, Loma Linda in Kalifornien und die Halbinsel Nicoya in Costa Rica gehören, haben die Bewohner eine außergewöhnlich hohe Lebenserwartung. Die alternde Bevölkerung dort leidet nur selten an Herz-Kreislauferkrankungen oder Demenz, und überdurchschnittlich viele Menschen werden über 100 Jahre alt. Nur was ist ihr Geheimnis?

Neben gesunder, fleischarmer Ernährung, natürlicher Bewegung, wenig Stress und ausreichend Schlaf gibt es noch eine weitere wichtige Zutat im Rezept für ein langes Leben: die Familie.

Die Familie kommt zuerst

In den "Blue Zones" steht die Familie immer an erster Stelle. Kinder gelten als Segen, und die Bevölkerung investiert viel Zeit und Liebe in die Erziehung ihrer Kinder, die auf diese Weise wiederum lernen, sich später selbst liebevoll um ihre eigenen Kinder zu kümmern. Ältere Familienmitglieder leben entweder in der Nähe oder sogar mit im Haus. Es ist ganz normal, dass Enkel und Großeltern sich jeden Tag sehen. Die ältere Generation wird so ganz bewusst in die Erziehung und Prägung der Kinder einbezogen. Regelmäßige Feste und Rituale stärken zudem die familiären Verbindungen. Auch Nachbarn besuchen einander regelmäßig. Der zwischenmenschliche Kontakt wirkt sich positiv auf Vitalität und Gesundheit aus.

Freundschaften von kleinauf

Die langlebigsten Menschen der Welt leben zudem in starken Gemeinschaften. In Okinawa gibt es sogenannte "Moais". Das sind Gruppen von fünf Freunden, die als Kinder zusammengebracht wurden und die einander ein Leben lang begleiten und unterstützen. Die Gruppe teilt gemeinsame Werte und Ziele und ist eine Erweiterung der Herkunftsfamilie. Freundschaften, die seit frühester Kindheit bestehen, spielen also offenbar ebenfalls eine Rolle für ein langes Leben.

Was wir von den "Blue Zones" lernen können

Auch wenn sich die Lebensgewohnheiten in den "Blue Zones" sicher nicht 1:1 auf unseren Alltag übertragen lassen, so können ein paar ihrer Grundsätze dennoch auch für uns hierzulande eine Inspiration sein. Ob sie ein hundertjähriges Leben garantieren ist zwar fraglich. Letztlich spielen schließlich auch die Gene und viele weitere Faktoren der Lebensumstände eine Rolle. Aber zumindest dürften die Prinzipien der "Blue Zones" das Wohlbefinden im Hier und Jetzt steigern – und das ist doch auch schon viel wert.

Was sind die "Blue Zones"?

Das Konzept der blauen Zonen ist auf die demografische Arbeit der Wissenschaftlicher Gianni Pes und Michel Poulain zurückzuführen. Der Begriff entstand, weil sie auf einer Karte blaue Kreise um eine Gruppe von Dörfern mit der höchsten Langlebigkeit zeichneten. Basierend auf ihrer Arbeit verfasste Autor Dan Buettner seine Bücher über die "Blue Zones" (s. Buch-Tipp), die wiederum die Grundlage für die Netflix-Serie "Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen" bilden.