
Emotionale Welten von Kindern verstehen lernen
Kinder sind wie junge Bäume, deren Wurzeln tief in die emotionalen Böden ihrer Erlebnisse reichen. Emotionale Besetzungen, starke emotionale Bindungen oder Verbindung der Kinder zu bestimmten Personen, Objekten, Erinnerungen oder Ideen, welche das Verhalten, die Wahrnehmung und die Reaktionen beeinflussen können, entstehen in diesen formbaren Jahren. Diese prägen nicht nur ihre Entwicklung, sondern auch die Blüte ihrer Persönlichkeiten. Isabelle Miller, Expertin für die Auflösung emotionaler Besetzungen bei Kindern, erklärt: "Es fühlt sich an wie unsichtbare Fäden einer Marionette, die ein Kind täglich durch das Leben begleiten und vor allem bei negativem Anschein, eine starke Auswirkung auf das Verhalten der Kinder haben kann." Doch wie können Eltern solche Besetzungen erkennen und gibt es ein probates Mittel dagegen, um die eigenen Kinder davon befreien zu können?

Die Bedeutung emotionaler Besetzungen für Kinder
Zunächst ist jede emotionale Reaktion, der ein Kind ausgesetzt ist oder die es auch selbst durchlebt, eine Gelegenheit zum Lernen und Wachsen. Dabei beeinflussen insbesondere starke Besetzungen das Selbstbild und die Weltanschauung eines Kindes maßgeblich.
Isabelle Miller weiß: "Diese emotionalen Bindungen können durch unterschiedliche Dinge ausgelöst werden. Kinder, die viel Förderung ihrer Leidenschaften erhalten, sind in der Regel gelassener und freier in ihrer Persönlichkeit. Kleinkinder wiederum, die starken Regeln unterworfen sind oder eine konsequente Erziehung erhalten, verlernen hingegen schon im jüngsten Alter, wie sie auf bestimmte Situationen reagieren können. Kinder, bei denen Bedürfnisse nicht wahrgenommen oder gar wegdiskutiert werden, passen sich dem Familienleben weitgehend an. Aber im Hintergrund entstehen weitere Stolpersteine, die zu Auffälligkeiten oder sogar vermeintlichen Problematiken führen können."
Besonders unter der negativen Hinsicht bilden viele Kinder Ängste aus oder fangen an, eine feindselige Sicht auf die Welt zu entwickeln, anstatt sich in ihrem Umfeld sicher und positiv zu fühlen. "Es ist unsere Aufgabe, Kindern zu helfen, ihre Emotionen in einer gesunden Art und Weise navigieren zu dürfen, wenngleich das für viele Eltern eine Herausforderung darstellt."
Emotionale Besetzung: Auswirkung auf die Eltern-Kind-Beziehung
Eine gesunde emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind kann eine Welt voller Vertrauen und Verständnis eröffnen. "Missverständnisse und Konflikte in der Familie entstehen aber oft aus den unbehandelten emotionalen Wunden", warnt Isabelle Miller. "Und da wir als Eltern meist, gehetzt durch den Alltag und unsere Aufgaben nur begrenzt aufmerksam für diese Wunden sind, machen wir sie mitunter noch schlimmer. Ich sehe das häufig bei verhaltensauffälligen Kindern, die laut den Eltern eben viel Aufmerksamkeit fordern. Allerdings nicht nur Schmusebedarf oder Zuwendung, sondern durch aggressive Regungen oder auch unangebrachtes Verhalten in der Schule."
Die logische Konsequenz, wenn diese Reaktionen über Hand nehmen, lautet für viele Eltern: einen Arzt aufsuchen. Denn mit einer Diagnose oder vielleicht der passenden, langwierigen Therapie ist ein zügiger Lösungsansatz gefunden.
Weit gefehlt: Denn gerade Erwachsene verlieren durch die Herausforderungen des Lebens den Blick auf die eigene emotionale Ebene. Kinder empfinden vieles einfach unterschiedlich, da sie sich noch in der Entwicklung befinden und ihre Umwelt ganz anders wahrnehmen. Im Grunde sind emotionale Besetzungen eine Erscheinung zweier Generationen, die hier aufeinanderprallen, obwohl beide Seiten ursprünglich mit den gleichen Voraussetzungen auf die Welt gekommen sind. Emotional auf der Suche nach Wärme, Verständnis und Geborgenheit. Eine Basis, auf der jeder Mensch beginnt. Und wer sich das nicht erhalten kann, sich vom Alltag überrennen lässt, dem fällt es zunehmend schwerer einen Weg zum Verständnis der eigenen Kinder zu finden.
Warum emotionale Besetzungen aufgelöst werden müssen
Isabelle Miller erklärt, dass das Ignorieren negativer emotionaler Besetzungen zu langfristigen psychischen Problemen bei Kindern, aber auch bei den Eltern führen kann. "Es ist wichtig frühzeitig zu erkennen, dass mein Kind vielleicht ein Problem hat, um ihm helfen zu können. Nur so lassen sich anhaltende Ängste, aber auch Depressionen vermeiden. Dazu ist es mitunter notwendig, dass auch Eltern einen Wandel durchlaufen, um sich wieder auf ihre Kinder und deren Denkweise einlassen zu können. Denn dadurch werden die Probleme nachfühlbar, die unsere Kinder durchleben.”
Wer diesen Sprung schafft, erreicht laut der Expertin mehrere Vorteile in einem Atemzug:
- Aktive Hilfe und Unterstützung des eigenen Kindes nach dem individuellen Bedarf.
- Aktives Wiedererlernen des eigenen emotionalen Bewusstseins, um sich dauerhaft auf sein Kind einlassen und es verstehen zu können. Denn jeder Mensch wird mit dieser Grundlage geboren, um die eigene und äußere emotionale Komponente bewerten zu können. Durch zu viele Einflüsse von außen hingegen, neigen Menschen dazu, diese Ebene zu unterdrücken oder verkümmern zu lassen. "Besonders im Erwachsenenalter ist diese Verkümmerung der Grund für Überforderung, Burn-out und andere psychische Belastungen."
- Umgehung unnötiger Behandlungen und schneller Diagnosen, wie ADHS, die einen langen Leidensweg nach sich ziehen können.
Aus welchen Strategien zur Lösung emotionaler Besetzungen können Eltern wählen?
Isabelle Miller sieht als Expertin in diesem Bereich unterschiedliche Vorgehensweisen für denkbar, welche Eltern selbst leisten können, um so ihrem Kind aktiv zu helfen.
- Emotionale Bindung aufbauen: Es ist wichtig, Kindern zu zeigen, wie sie ihre Gefühle erkennen und ausdrücken können. Eltern, die Wut zulassen, aber auch lautes Lachen und Fröhlichkeit, also Gefühle zulassen, können mit einem Blick auf den Zustand ihres Kindes schließen. Vor allem ist dies eine wichtige Komponente, um emotionalen Besetzungen im Kindesalter vorzubeugen.
- Therapeutische Interventionen: Bei schweren emotionalen Störungen kann professionelle Hilfe notwendig sein. Therapeuten können Werkzeuge anbieten, die Kindern helfen, ihre Gefühle auf konstruktive Weise auszudrücken oder einfach offen mit einer unbeteiligten Person zu reden. "Oftmals steckt zu viel Vorsicht in den Kindern. Sie wollen ihre Eltern aus falscher Rücksicht nicht mit Problemen konfrontieren und fressen diese förmlich in sich hinein. Dabei kann der Grund für eine negative emotionale Besetzung recht kleine Ursachen haben. Ich habe schon erlebt, dass ein Kind sich auffällig verhielt, weil es nicht zu Hause malen durfte. Dabei war alles nur ein großes Missverständnis. Die Eltern boten eben nicht täglich Stifte an oder neue Bastelmaterialien. Allein, das war Grund für ein auffallendes Verhalten, insbesondere in der Schule. Wir haben dann gemeinsam gesprochen und ich ließ die Kleine ein Bild malen, in dem sie ihre Position in der Welt darstellen sollte. Um sie herum gab es große schwarze Figuren und in deren Mitte stand eine kleine leuchtende rosa Gestalt. Das war sie, die so viel Kreativität hatte, sie aber nicht ausleben konnte. Nachdem ihre Eltern, das gewusst hatten, gingen sie aktiv auf sie zu, förderten ihren künstlerischen Drang und schon waren alle anderen Erscheinungen behoben."
- Positive Verstärkung: Es hilft, Kinder zu ermutigen, ihre Verhaltensweisen, die einer gesunden emotionalen Entwicklung zuträglich sind, durchzuziehen. "Ein Beispiel wäre, wenn ein Kind sich selbst maßregelt und ein Schreien verhindern will. Besser ist es, das herauszulassen und den Unmut kundzutun. Denn nur so, kann das Umfeld erkennen, was die Kinder wirklich beschäftigt. Und manchmal stauen sich einfach nur zu viele Eindrücke aus dem Tag auf, die abgebaut werden müssen, um ausgeglichen zu sein."
- Vorbild sein: Die wohl schwerste Aufgabe, die Eltern bewältigen müssen. Selbst zu ihren eigenen Emotionen stehen und diese auch offen zu kommunizieren. Wer aber seinen Kindern zeigen kann, wie es um einen selbst steht, der ist besser dazu in der Lage, Konflikte zu lösen und Beziehungen zu stärken.
Die Reise durch die emotionale Landschaft eines Kindes ist weder einfach noch kurz. Doch mit Verständnis, Geduld und den richtigen Werkzeugen können Eltern ihre Kinder auf diesem Pfad begleiten, ihre Entwicklungen fördern und eine starke, unterstützende Bindung aufbauen.
Unsere Kinder lernen von uns, wie man fühlt, reagiert und liebt. Machen wir diese Lektionen so reich und voller Liebe wie möglich, damit unsere Kinder emotionale Intelligenz ein Leben lang beibehalten.