
Jede Beziehung durchläuft Höhen und Tiefen – auch die von Eltern und Kindern. Wir erleben Situationen, die uns einander näher bringen und andere, in denen wir uns verletzt und enttäuscht fühlen. Manchmal reicht ein Blick, ein falsches Wort. Und manchmal passiert es, dass wir nicht darüber hinwegkommen. Dass wir nachtragend sind. Kindern geht es da nicht anders als Erwachsenen.
Es ist sogar nicht ungewöhnlich, dass Kinder Groll gegen ihre Eltern entwickeln. "Groll ist ein Zustand der Wut und des Unglücks aufgrund des Gefühls, ungerecht behandelt zu werden", erklärt Dr. Eugene Berensin, Professor für Psychologie an der Universität Harvard gegenüber "Huffpost".
Groll hat die Eigenschaft, mit der Zeit zu wachsen, und je länger er anhält, desto schwieriger ist es, die negativen Gefühle zu überwinden. "Es kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Beziehung zu den Eltern haben, einschließlich Vertrauensverlust, Gefühlen der Vernachlässigung, Ablehnung oder Verlassenheit", so der Experte.
Da Groll zu einer unsicheren Bindung zu den Eltern führen kann, können sich dadurch auch Auswirkungen auf das restliche Leben ergeben. Viele Kinder, die Unmut gegen ihre Eltern hegen, meiden später enge Beziehungen aus Angst vor Schmerz und Verletzung. Andere wiederum suchen die Schuld bei sich, was zu einem geringen Selbstwertgefühl führen kann.
Glücklicherweise ist Groll jedoch überwindbar. "Wenn man etwas Licht und Liebe in die Situation bringt, beginnt sie sich aufzulösen. Solange die Eltern die Beziehung zu ihrem Kind im Auge behalten, ist es weniger wahrscheinlich, dass der Groll wächst", so Bildungsexpertin Kristene Geering.
7 Verhaltensweisen, mit denen Eltern unbewusst Groll bei ihren Kindern erzeugen:
Inkonsequente Erziehung
Mal unverhältnismäßig nachsichtig, mal übertrieben streng – ein derart inkonsistenter Erziehungsstil hat negative Auswirkungen, da Kinder Struktur und Beständigkeit brauchen. "Wenn sie willkürlich behandelt werden, lernen sie mit der Zeit, dass die Welt und das menschliche Verhalten nicht vertrauenswürdig sind und dass sie nie wissen können, was sie erwartet", so Dr. Eugene Beresin. Das bedeutet nicht, dass wir unseren Kindern ab jetzt nie mehr ausnahmsweise noch einen Nachtisch oder eine weitere Folge ihrer Lieblingsserie erlauben dürfen. Das gesunde Maß ist wichtig. "Das sollte als etwas Besonderes eingeplant werden. Wenn es regelmäßig vorkommt, kann es zu Verwirrung und Unmut führen."
Versprechen brechen
Etwas zu versprechen und es dann nicht einzuhalten, weil man einfach zu gestresst oder beschäftigt ist, kann zu Groll führen. Selbst wenn Erwachsene einen guten Grund dafür haben mögen, um ihre Meinung zu ändern, können Kinder dies meist nicht nachvollziehen. Wenn es Eltern nicht möglich ist, eine Vereinbarung einzuhalten, sollten sie auf jeden Fall dafür sorgen, ihr Versprechen zu einem späteren Zeitpunkt einlösen und dies dem Kind auch erklären.
Gründe nicht erklären
Manchmal müssen Eltern Entscheidungen treffen, die bei Kindern Unmut hervorruft. In diesen Fällen ist es wichtig, den Kindern die Beweggründe zu erklären. Sie helfen sie ihnen auch, die Welt besser zu verstehen.
Zu hohe Erwartungen setzen
Zu hohe Erwartungen beispielsweise an die schulischen Leistungen setzen Kinder unter Druck. Es passiert schnell, dass sie darüber ihre eigenen Wünsche und Leidenschaften vergessen und nur danach streben, es ihren Eltern recht zu machen. Daher sollten Eltern ihre Kinder als Individuen mit eigenen Träumen und Interessen betrachten und sie so annehmen und wertschätzen, wie sie sind.
Übermäßige Kontrolle
Niemand mag es, überwacht zu werden. Autonomie und Selbstständigkeit sind wichtig für Kinder. Deshalb sollten Eltern nicht jeden Lebensbereich kontrollieren. Viel sinnvoller ist es, Kindern Vertrauen zu schenken und ihnen genug Freiraum lassen, um Fehler zu machen und eigene Erfahrungen zu sammeln.
Unaufmerksam sein
Kinder möchten das Gefühl haben, gesehen zu werden. Das bedeutet für Eltern, Anteil an ihrem Leben zu nehmen und sich für ihre Freunde, Schulerfahrungen, Hobbys, Gefühle und Träume zu interessieren. Auch im stressigen Alltag ist es wichtig, sich regelmäßig Zeit für sein Kind zu nehmen und präsent zu sein – körperlich, geistig und emotional.
Nicht entschuldigen
Eine Entschuldigung hat einen enormen Wert – auch für Kinder. Dabei geht es darum, Verantwortung für Fehler zu übernehmen, anzuerkennen, dass wir eine andere Person verletzt oder enttäuscht haben, dass wir unser Verhalten bereuen und versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Wenn Eltern sich falsch verhalten haben und sich dafür nicht entschuldigen, führt dies bei ihren Kindern zu Groll.