Psychologin erklärt

Harvard-Psychologin: Eltern von emotional intelligenten Kindern sagen 3 Dinge niemals

Wer seine eigenen Gefühle versteht, lebt zufriedener. Doch wie gelingt es Eltern, die emotionale Intelligenz ihrer Kinder zu stärken?

Kind umarmt lächelnde Mutter, ihre Nasen berühren sich.© iStock/fizkes
Durch gute Kommunikation ist der Schlüssel zu emotionaler Intelligenz.

Klar: Gute Schulnoten und ein helles Köpfchen wünschen sich wohl alle Eltern für ihre Kinder. Doch es gibt eine andere Form von Intelligenz, die genauso wichtig ist: die emotionale Intelligenz.

Hinter dem Begriff steckt die Fähigkeit, sich selbst und andere zu verstehen sowie Gefühle einordnen und akzeptieren zu können. Emotionale Intelligenz bezieht darauf, die eigenen Emotionen zu erkennen und zu regulieren sowie die Emotionen anderer Menschen wahrzunehmen, zu interpretieren und darauf angemessen zu reagieren. Diese Fähigkeit ist wichtig für soziale Interaktionen, zwischenmenschliche Beziehungen und den Umgang mit Stress und Konflikten. Mit hoher emotionaler Intelligenz verbessert sich automatisch das Verhältnis zu anderen, wir sind empathischer und besser in der Lage, zuzuhören.

Von Empathie und Mitgefühl sind kleine Kinder aber meist noch meilenweit entfernt. Sie lassen ihren Gefühlen freien Lauf, und sowohl Freude als auch Wut werden meist lautstark und mit vollem Körpereinsatz ausgelebt. Eltern neigen dazu, in diesen Situationen eingreifen zu wollen und die großen Gefühle ihrer Kinder zu besänftigen. "Aber als Eltern besteht die Aufgabe nicht darin, die Emotionen der Kinder zu kontrollieren, sondern darin, die eigenen zu beherrschen", erklärt Neuropsychologin Dr. Julia DiGangi gegenüber "CNBC make it".

In Sachen Erziehung gilt: Eltern gehen mit gutem Vorbild voran – und Kinder lernen von ihnen. Wer also die emotionale Intelligenz bei Kindern fördern möchte, sollte über genau diese Fähigkeit selbst verfügen und sie vorleben. Die Psychologin befasst sich beruflich mit unterschiedlichen Kommunikationsstilen und weiß: Für eine starke, gesunde Bindung ist entscheidend, wie Eltern mit ihren Kindern reden. Wer emotional intelligente Kinder großziehen möchte, sollte daher auf die folgenden Sätze verzichten …

3 Sätze, die Eltern von emotional intelligenten Kindern niemals sagen:

"Sei doch nicht so faul"

"Das Gehirn ist darauf ausgelegt, Höchstleistungen zu erbringen, wann und wo es kann. Wenn Kinder also Schwierigkeiten haben, liegt das nicht daran, dass sie es nicht gut machen wollen, sondern daran, dass sie es einfach nicht können", erklärt Julia DiGangi, die in an der renommierten Universität Harvard studiert hat. Wenn Kinder also einer Aufgabe nicht nachkommen, geht es weniger darum, dass sie keine Lust darauf haben, sondern vielmehr darum, dass ihnen die erforderlichen Fähigkeiten fehlt. Es ist die Aufgabe der Eltern, herauszufinden, was ihr Kind gern macht, worin es gut ist, Interessen zu fördern und zu unterstützen, seine Kompetenzen zu erweitern.

"Warum hörst du mir nicht zu?"

Das Szenario kennen wohl alle Eltern: Wir reden uns den Mund fusselig – und das Kind schaltet auf Durchzug. Klar kann das frustrierend sein. Dennoch sollten Eltern sich bewusst machen, dass Kinder nach Autonomie streben, eine eigene Persönlichkeit haben und die Welt auf ihre Weise erkunden wollen – und nicht darauf ausgelegt sind, Befehle unhinterfragt zu befolgen.

"Emotional intelligente Eltern streben bei ihren Kindern nicht nach Gehorsam, sondern nach Bindung", so die Psychologin. Statt sich darüber zu ärgern, dass das Kind nicht zuhört, sollten Eltern sich selbst fragen: "Habe ich meinem Kind zugehört?"

"Sei nicht so respektlos"

"Ich sehe häufig, dass Eltern aufgrund ihrer eigenen Unsicherheiten voreilige – und katastrophale – Schlussfolgerungen über das Verhalten ihres Kindes ziehen", so Julia DiGangi. Wenn Kinder einer Regel oder Bitte nicht nachkommen, gehen viele Eltern von mangelndem Respekt aus. Oftmals liegt das Problem aber an einer ganz anderen Stelle – zum Beispiel, dass das Kind schlicht nicht in der Lage war, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.