Nützliche Erziehungsmaßnahme?

Hausarrest für Kinder: Ist das sinnvoll und gesetzlich erlaubt?

Das Kind nicht rausgehen zu lassen gehört wohl eher zu den altmodischen Strafen. Wir klären, ob das Gesetz Hausarrest zulässt und ob es überhaupt sinnvoll ist.

Hausarrest für Kinder ist eine altmodische Erziehungsmaßnahme, die nicht gerade sinnvoll ist.© Foto: istock/ljubaphoto
Hausarrest für Kinder ist eine altmodische Erziehungsmaßnahme, die nicht gerade sinnvoll ist.

Hausarrest oder auch Stubenarrest – was ist das eigentlich? Es bedeutet, dass wir unserem Kind für einen bestimmten Zeitraum verbieten, das Haus (oder sogar sein Zimmer) für Privat- oder Freizeitaktiviäten zu verlassen. Dieses Verbot setzen einige Eltern als Drohung ein, aber auch als Strafe für ein Verhalten ihres Sprösslings, das sie nicht akzeptieren. Beispielsweise, wenn ein Kind oder Jugendlicher zu spät oder später als vereinbart nach Hause kommt.

Hausarrest für Kinder – warum?

Was mir dabei als Erstes in den Sinn kommt, ist die Frage, ob Eltern sich nicht eigentlich freuen sollten, wenn ihr Kind draußen ist und mit Freunden etwas unternimmt. In Zeiten von sozialen Medien und Co. nehmen viele Kinder Hausarrest – übrigens eine Maßnahme aus den 1950er- und 60er-Jahren – als Strafe gar nicht richtig ernst, da sie sich eher freuen, wenn sich dadurch ihre Bildschirmzeit verlängert. Doch das kann ja nicht das Ziel von uns Eltern sein.

Aber natürlich gibt es Grenzen, was ein akzeptables Verhalten angeht. Zum Beispiel, wenn sich die Kinder nicht an Vereinbarungen mit den Eltern halten und entweder Dinge tun, die nicht in Ordnung sind, oder unangekündigt und selbstverschuldet ohne gute Erklärung wesentlich später nach Hause kommen als vereinbart. Da sieht sich wohl das ein oder andere Elternteil fast schon genötigt, Konsequenzen zu ziehen. Wie man Kinder richtig bestraft, lest ihr in diesem Artikel:

Ist Hausarrest gesetzlich erlaubt?

Dürfen Eltern ihren Kindern also Hausarrest geben? Der Paragraph 1631 Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) besagt, dass Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben. Daher stehen körperliche Züchtigung wie Schläge, aber auch psychische Bestrafungen unter Strafe. Hausarrest bewegt sich gesetzlich in einer Grauzone. Solange das Kind weiterhin zur Schule geht und dort Gleichaltrige trifft und wenn es zu Hause am normalen Familienalltag teilnimmt, ist Hausarrest grundsätzlich für ein paar Tage erlaubt. Fällt der Hausarrest aufgrund seiner Ausprägung unter im Gesetz sogenannte "entwürdigende Maßnahmen", ist er jedoch nicht erlaubt. Entwürdigend ist es beispielsweise, wenn das Kind in keinster Weise mehr am sozialen Leben teilhaben darf und zum Beispiel auch von den Familienmahlzeiten ausgeschlossen wird.

Sogenannte Freiheitsberaubung ist ebenfalls laut deutschem Gesetz nicht erlaubt. Somit darf man Kinder nicht – auch nicht für einen kurzen Zeitraum – in einem Zimmer einschließen.

Kindern Hausarrest erteilen: Ist das überhaupt sinnvoll?

Pädagogisch sinnvoll ist Hausarrest als Erziehungsmittel tatsächlich nicht. Das liegt unter anderem daran, dass es bei Hausarrest in den meisten Fällen nicht so sehr darum geht, sich mit dem eigenen Fehlverhalten auseinanderzusetzen. Vielmehr beschäftigt alle Beteiligten dann die Strafe an sich. Und: "Hausarrest macht die Machtverhältnisse deutlich. Aber mehr auch nicht. Die Kinder lernen: Meine Eltern sitzen am längeren Hebel. Strafen helfen nicht dahingehend, dass die Kinder zu Einsichten kommen", sagt Elisabeth Rauffauf, Familienpsychologin aus Köln. Manche Kinder werden vielmehr wütend, weil sie sich unfair behandelt fühlen, wodurch sich eine Hürde zwischen ihnen und den Eltern aufbaut. Das hilft niemandem. Andere Kinder werden ganz still, resignieren und "futtern ihren Kummer darüber, dass sie nicht gehört werden und keine Einwirkung auf die Verhältnisse haben, in sich rein", so Elisabeth Rauffauf. Aus ihrem Verhalten lernen können sie so nicht.

Ist Hausarrest in Ausnahmefällen in Ordnung?

Auch wenn sich Hausarrest nicht grundsätzlich als sinnvolle Strafe eignet, mag es Situationen geben, in denen man mal eine Ausnahme machen kann. Doch das seien ausschließlich Situationen, in denen das Kind sonst in Gefahr wäre, sagt die Familienpsychologin. "Wir machen uns Sorgen um die Kinder, weil draußen etwas sehr gefährlich ist. Doch auch dann ist es besser, nach einer Kompromisslösung zu suchen", so Elisabeth Raffauf weiter. "Zum Beispiel geht jemand mit oder begleitet das Kind ein Stück." Es kommt also immer sehr genau auf die jeweilige Situation an.

Sinnvolle Alternativen zu Hausarrest

Sicher braucht gute Erziehung eindeutige Grenzen, die den Kindern klar sind. Und wenn es dann darum geht, eine Strafe auszusprechen, ist es wohl am sinnvollsten, einen Bezug zum Fehlverhalten herzustellen. Gibt es zum Beispiel Konsequenzen aus dem Verhalten des Kindes? "Hat das Kind die Scheibe der Nachbarn eingeschlagen, muss es etwas von seinem Taschengeld beisteuern", erwähnt Elisabeth Raffauf ein Beispiel. Hat das Kind etwas gestohlen, besteht die Strafe darin, es zurückzubringen und sich zu entschuldigen.

Sind die Kinder alt genug, ist es am sinnvollsten, feste Regeln mit ihnen abzusprechen, an die sich dann alle halten. So begegnet man sich respektvoll auf Augenhöhe und regelt trotzdem bestimmte Dinge, die im Familienleben wichtig sind.

Wenn ein Kind gegen eine Regel verstößt, ist es gut, nachzufragen, warum es zu dem Verstoß kam. Oftmals handelt es sich um ein Versehen oder ein Missverständnis, sodass man die Situation sehr schnell entschärfen kann. Mit den Kindern im Austausch zu bleiben ist Grundlage für jede gute Beziehung.

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