Ein junges Mädchen sitzt in ihrem Zimmer und schaut traurig aus dem Fenster.© istock/ljubaphoto
Hausarrest für Kinder ist eine altmodische Erziehungsmaßnahme.

Hausarrest, Zimmerarrest oder auch Stubenarrest – diese Art Erziehungsmaßnahme stammt aus den 1950er- und 60er-Jahren. Eltern setzen sie bis heute als Drohung, aber auch als Strafe ein. Wenn ein Kind beispielsweise zu spät oder später als vereinbart nach Hause kommt, darf es das Haus oder vielleicht sogar das eigene Zimmer für einen bestimmten Zeitraum nicht verlassen. 

Ist Hausarrest erlaubt? 

Grundsätzlich haben Eltern das Recht und sogar die Pflicht, ihre Kinder zu erziehen. Dazu gehört auch, bei Fehlverhalten Konsequenzen zu ziehen. Hausarrest kann eine solche Konsequenz sein.

Allerdings gibt es einige wichtige Einschränkungen:

  • Gewaltfreie Erziehung: Der Paragraph 1631 Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) besagt, dass Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben. Hausarrest darf nicht zur Demütigung dienen. Es darf auch nicht zu einer Verletzung der körperlichen oder seelischen Unversehrtheit des Kindes führen.
  • Dauer und Intensität: Die Dauer und die Intensität des Hausarrests müssen angemessen sein und dürfen nicht übertrieben sein. Solange das Kind weiterhin zur Schule geht und dort Gleichaltrige trifft und wenn es zu Hause am normalen Familienalltag teilnimmt, ist Hausarrest grundsätzlich erlaubt. 
  • Alternativen: Es ist immer zu überlegen, ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt, auf das Fehlverhalten des Kindes zu reagieren. Gespräche, gemeinsame Aktivitäten oder logische Konsequenzen können oft effektiver sein.

Wie lange darf man seinem Kind Hausarrest geben? 

Die Dauer von Stubenarrest ist gesetzlich nicht genau festgelegt. Es gibt keine feste Regel, die besagt, wie lange ein Kind für ein bestimmtes Fehlverhalten zu Hause bleiben muss. Eltern sollten die Dauer des Hausarrests dem Alter des Kindes und der Schwere des Fehlverhaltens anpassen. Ein kleinerer Verstoß rechtfertigt in der Regel keinen sehr langen Hausarrest.

Ab wann ist Hausarrest strafbar? 

Wenn das Kind beim Stubenarrest komplett von der Außenwelt isoliert wird, also nicht mehr zur Schule gehen oder an Familienessen teilnehmen darf, kann dies als Freiheitsberaubung gewertet werden. Und die ist laut Gesetz strafbar. Auch dürfen Kinder niemals eingeschlossen werden – auch nicht für einen sehr kurzen Zeitraum. Auch diese Handlung fällt unter Freiheitsberaubung.

Ist Hausarrest sinnvoll?

Die Wirksamkeit von Hausarrest als Erziehungsmaßnahme ist umstritten und wird von Erziehungsexperten kritisch betrachtet.

Gründe dafür sind:

  • Fehlende Einsicht: Oft führt Hausarrest eher dazu, dass Kinder sich ungerecht behandelt fühlen, anstatt dass sie ihr Fehlverhalten reflektieren. "Hausarrest macht die Machtverhältnisse deutlich. Aber mehr auch nicht. Die Kinder lernen: Meine Eltern sitzen am längeren Hebel. Strafen helfen nicht dahingehend, dass die Kinder zu Einsichten kommen", sagt Elisabeth Raffauf, Familienpsychologin aus Köln.
  • Geringere Bindung: Durch die Isolation während des Hausarrests kann die Beziehung zwischen Eltern und Kind belastet werden. Kinder können sich abgelehnt fühlen, was die Bindung schwächt. "Manche Kinder werden wütend, weil sie sich unfair behandelt fühlen, wodurch sich eine Hürde zwischen ihnen und den Eltern aufbaut. Das hilft niemandem. Andere Kinder werden ganz still, resignieren und futtern ihren Kummer darüber, dass sie nicht gehört werden und keine Einwirkung auf die Verhältnisse haben, in sich rein", so Elisabeth Rauffauf.
  • Unwirksamkeit: Studien zeigen, dass Hausarrest langfristig gesehen oft nicht zu einer Verhaltensänderung führt. Das Kind lernt möglicherweise nicht, wie es sich in ähnlichen Situationen anders verhalten soll.
  • Bessere Alternativen: Es gibt effektivere Erziehungsmethoden, die auf Kommunikation, Konsequenzen und positiven Verstärkungen setzen. Diese fördern die Selbstreflexion des Kindes und stärken die Eltern-Kind-Beziehung.

Sinnvolle Alternativen zu Hausarrest

Gute Erziehung braucht eindeutige Grenzen. Kommt es zu einem Fehlverhalten, lönnen Eltern die folgenden Wege gehen: 

  • Gespräche: Wenn ein Kind gegen eine Regel verstößt, ist es gut, nachzufragen, warum es zu dem Verstoß kam. Oftmals handelt es sich um ein Versehen oder ein Missverständnis, sodass man die Situation sehr schnell entschärfen kann. Mit den Kindern im Austausch zu bleiben ist Grundlage für jede gute Beziehung.
  • Logische Konsequenzen: Konsequenzen sollten klar und verständlich sein und einen direkten Zusammenhang zum Fehlverhalten haben. "Hat das Kind die Scheibe der Nachbarn eingeschlagen, muss es etwas von seinem Taschengeld beisteuern", erwähnt Elisabeth Raffauf ein Beispiel. Hat das Kind etwas gestohlen, besteht die Strafe darin, es zurückzubringen und sich zu entschuldigen.

Fazit: Hausarrest mag wie eine schnelle und einfache Methode wirken, um auf Fehlverhalten zu reagieren, aber langfristig gesehen ist nicht die beste Lösung.