
Claudia Schwarzlmüller aus Hamburg ist Mutter und Kinderpsychologin. Bei Instagram postet sie unter @Kinderdolmetscher. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie Eltern Kinder unterstützen, wenn diese sich selbst im Weg stehen.
Warum sind manche Kinder Draufgänger und andere sehr zurückhaltend?
Claudia Schwarzlmüller: Das hängt tatsächlich sehr von der Persönlichkeit und den individuellen Eigenschaften ab. Genau wie bei Erwachsenen gibt es von Anfang an unterschiedliche Persönlichkeiten, einige sind extro- und andere introvertiert.
Was tun, wenn das eigene Kind auf dem Spielplatz gerne mitspielen würde, sich aber nicht traut und auch nicht so hoch klettern und so tief hinunterspringen mag wie die anderen?
In den ersten Jahren würde ich das Kind nicht drängen, sondern lieber gemeinsam mit dem Kind beobachten, was auf dem Spielplatz los ist. Man kann sich daneben setzen und dem Kind helfen, das einzuschätzen, was man sieht. Zum Beispiel: "Schau mal, der Junge klettert die Rutsche hoch und redet mit dem anderen, beide lachen." So kann das Kind lernen, Situationen einzuschätzen und langsam mutiger werden. Später kann dann ein kleiner Schubs mal helfen. Generell kann man aber einfach akzeptieren, dass Kinder unterschiedlich sind und nicht jeder hoch klettern oder tief springen mag – einige mögen es ruhig einfach lieber.
Im folgenden Short bei YouTube sagt die Kinderdolmetscherin noch mehr dazu:
Wie unterstützt man ein Kind, das gerne eine Sportart im Sportverein, ein Musikinstrument oder ein anderes Hobby ausführen würde, sich aber nicht traut, alleine dort zu bleiben?
Im Hobby-Alter gehört das "allein bleiben" schon dazu – wenn das Kind das nicht mag, dann ist es vielleicht noch zu früh für das Hobby. Das Kind muss dann eben die dafür erforderlichen Fähigkeiten noch entwickeln. Ein Hobby sollte etwas sein, was man freiwillig ausführt. Man darf als Kind auch ständig Hobbys wechseln, denn in dem Alter ist noch zu viel verlangt, sich auf lange Zeit auf etwas festzulegen. Darum lieber erst mal die Sachen leihen, die man für ein Hobby braucht, und schauen, ob es dem Kind wirklich rundherum gefällt.
Mehr dazu, wie ihr mit Kindern kommuniziert, wenn sie keine Lust auf ihr Hobby haben, lest ihr im folgenden Artikel >>>
Ein Kind erledigt alles auf den letzten Drücker, was letztendlich für es selbst unnötigen Stress produziert. Wie können Eltern hier unterstützen?
Das kommt sehr auf das Alter an. Bei einem Kleinkind geht es darum, die Aufgabe in kleine Schritte zu unterteilen und ihm dabei zu helfen, den Fokus zu halten. Das kann es noch nicht alleine. Ab dem Schulalter kann man dann schon mit dem Kind gemeinsam herausfinden, woran es liegt. Man kann ganz konkret fragen, was das Kind denn braucht, um etwas Konkretes erledigen zu können. Oft kommen dem Kind dazu schon gute eigene, kreative Ideen. Man kann auch überlegen, ob ein Timer oder ein Ablaufplan etc. dem Kind hilft.
Warum haben viele Kinder erst mal Angst, etwas Neues auszuprobieren?
Kinder haben jeden Tag soooooo viele neue Dinge anzugehen, dass sie dann manchmal einfach streiken, wenn noch etwas gefordert wird. Das Leben ist für sie sehr unübersichtlich.
Mehr dazu erzählt euch Claudia im folgenden YouTube-Short:
Neuer Eltern-Club der Kinderdolmetscherin
Unsere Expertin Claudia Schwarzlmüller bietet Online-Kurse für Eltern von Babys und Kindern bis sechs Jahre an. Viele Inhalte findet ihr in ihrem neuen Community-Club. Mehr dazu bei Instagram:
Wie schaffen Eltern die Gratwanderung zwischen Angst ernst nehmen und wirkungsvollem Ermutigen?
Das ist sehr von dem Kind abhängig, da sollten Eltern sich wirklich auf ihr Gefühl verlassen. Man kennt die Reaktionen des Kindes ja selbst am besten. Im direkten Kontakt mit dem Kind, wenn man das Gesicht sieht, die Stimme hört und die Art des Zögerns genau beobachtet, spürt man in der Situation oft, ob jetzt ein kleiner Antrieb, eine neue Motivation oder das Eingehen auf die Angst das Beste wäre.
Möchtest du noch etwas zum Thema "Wenn Kinder sich selbst im Weg stehen" ergänzen?
Wir verlangen sehr oft zu viel von den Kindern. Entwicklung ist eine komplexe und schwierige Aufgabe mit sehr vielen unterschiedlichen Phasen und Herausforderungen. Eltern erwarten oft, dass Kinder sich schon so verhalten wie kleine Erwachsene und beziehen ihren Entwicklungsstand zu wenig mit ein. Sehr viele Themen tauchen während der Entwicklung sehr häufig auf und lösen sich dann von selbst wieder auf im Laufe der Zeit.
... ist Kinderpsychologin und bei Instagram unter @Kinderdolmetscher bekannt. Sie hat dort fast 200.000 Follower.