Wenn Eltern streiten ...

Mama "fesselt" Kleinkind im Einkaufswagen – und erntet dafür einen Shitstorm ...

Auf Instagram ist vor einiger Zeit folgende Debatte entflammt: Eine Mutter klettet die Schuhe ihres Kleinkindes zusammen, damit dieses nicht aus dem Einkaufswagen turnen kann und verkauft es als sogenannten "Mama-Hack". Doch kritische Stimmen sehen hier: "Freiheitsberaubung".

Kind protestiert im Einkaufswagen.© iStock/Halfpoint
Wenn Kinder im Supermarkt rebellieren, kann Mama schon mal verzweifeln ... 

BITTE TEILT DIESE MESSAGE, sowas muss aufhören. Ich weiß, dass das hier für einige von uns zu dramatisch klingen wird, faktisch gesehen werden hier Kinder nicht nur gegen ihren Willen in einen Einkaufswagen gesetzt, sondern schlicht und ergreifend: GEFESSELT.

Mit diesen Worten leitet die Mama-Influencerin Sarah von @happymindfulmama ihren Post ein. Doch die Meinungen dazu sind sehr gespalten. Einige Eltern pflichten ihr bei und sind genauso entrüstet – andere wiederum verstehen den aus ihrer Sicht völlig übertriebenen Wirbel nicht. 

Aber erstmal von vorne …

Um dieses Video geht es ... 

Um dieses Instagram-Reel handelt es sich. Es wurde hier ursprünglich als "Mama-Hack" geteilt, von einer anderen Insta-Mom. Also eine Art "Überlebenstrick" für gestresste Mütter. Die Ausgangslage: "Kleinkind klettert alle paar Sekunden aus dem Einkaufswagen? Seitdem wir das hier machen, ist das das Einkaufen wieder entspannt."

Die Ergotherapeutin und Mama Sarah, die sich auf Instagram für das Thema "Bedürfnisorientierte Erziehung" starkmacht, hat diesen Originalpost der von ihr anonymisierten Mama aufgegriffen – und findet so einiges verwerflich daran:  

Sorry, aber wir fesseln bitte NIEMANDEN, auch keine Kinder! Was kommt als Nächstes? 'Mein Kind will nachts zu mir ins Bett: Mama-Hack, ich hab’s ans Bett gebunden!'


Sie findet: Das Problem sei nicht das Kind, das nicht im Einkaufswagen sitzen möchte, sondern vielmehr die Überforderung der Eltern: 

Das Problem ist, dass uns im Eifer des Gefechts, vor lauter Alltagsstress manchmal die Ideen ausgehen, wie wir Situationen entspannt gestalten können und dann sowas dabei rumkommt."

Dabei gäbe es aus ihrer Sicht so viele Alternativen zu dem Zusammenkletten der Schuhe: 

  • Das Kind mit einbinden: kleinen Wagen schieben lassen 
  • Sachen suchen lassen “Oh je, hast du die Bananen gesehen? Ich find sie nicht!”, Sachen, die nicht mitsollen, später unbemerkt weglegen, wenn möglich darf das Kind sich auch was aussuchen 👉 den Einkauf als gemeinsame Unternehmung sehen, als Abenteuer & Entdeckungsreise, entschleunigen und Zeit nehmen
  • Kind in der Trage mitnehmen
  • Auf dem Handy Videos gucken lassen
  • Ein tolles Spielzeug, was es nur zum Einkaufen gibt, in die Hand geben
  • Toniebox halten lassen
  • Leckerer Snack
  • Lebensmittel online bestellen
  • Jemand anderen bitten, einkaufen zu gehen
  • Jemand anderen bitten, aufs Kind aufzupassen

Für Sarah ist klar: Hinter dem "Hack" stecke ganz tief verwurzelter Adultismus, den viele von uns scheinbar schon so stark verinnerlicht hätten, dass wir unsere Empathie gegenüber den Kids verloren hätten. Bedeutet: Erwachsene bzw. Eltern fühlen sich ermächtigt, über Kinder zu bestimmen, nur weil sie eben erwachsen sind. Aber nicht, weil sie es wirklich besser wissen oder Lösungen auf Augenhöhe finden wollen/können.

Viele ihrer Followerinnen sehen es ganz genau wie sie. Aber andere so gar nicht. 

Die Gegenstimmen 

Wie bei so vielen Themen rund um Elternschaft gibt es auch hier ganz klare Kontra-Stimmen. So äußert sich eine Leserin öffentlich in der Kommentarspalte:

Können wir mal bitte in der Realität bleiben? Die Lösungsvorschläge sind für manch einen gar nicht umzusetzen (...) Kinder müssen lernen Situationen aushalten zu müssen. Das gehört zum Großwerden dazu. Und wenn eine Mutter ihr Kind so in den Einkaufswagen setzt, dann ist das ihre Entscheidung, die man akzeptieren muss. Sie wird dafür ihre guten Gründe haben. Aber hier wird wieder verurteilt! Das ist viel schlimmer, als das was die Mutter in dem Video macht. 

Eine Zwillingsmutter findet den Ansatz sogar diskriminierend:

Entschuldigung, aber dieses Thema ist nun wirklich keins, bei dem man sich künstlich so aufregen muss. Bleibt einfach mal realistisch. Jede Mama kämpft jeden Tag darum die beste Mama für ihre Kinder zu sein. Das ist schwer genug, verurteilt sie doch nicht für sonen Quatsch. Sicherheit der Kinder geht immer vor, wenn man es gerade nicht anders gewährleisten kann, ist das doch eine super simple Lösung

Wieder eine andere Userin fragt ergänzend nach dem Sicherheitsaspekt: 

Was ist mit 'Fesseln' im Auto oder im Hochstuhl, gegen den Willen des Kindes?

Darauf reagiert Sarah dann so:

Ich finde, es gibt einen Unterschied, ob ich einen dafür vorgesehenen Anschnallgurt nutze, wenn mein Kind im Hochstuhl/ Einkaufssitz sitzen MÖCHTE, der für den Fall Sicherheit schenkt, in dem es aufstehen will und man vielleicht kurz nicht hinsieht - dann schnalle ich es ab und reagiere. ODER ob ich Menschen die Schuhe zusammenbinde/ sie irgendwo festbinde. Das eine dient der Sicherheit und unserer Verantwortung und sollte nicht gegen ihren Willen sondern ZU ihrem SCHUTZ passieren, das andere ist einfach egoistisch und falsch. 

Wie steht ihr zu dem Thema? Würdet ihr so einen Hack ganz unbedarft probieren, findet den Aufschrei übertrieben oder seht ihr es ähnlich problematisch?

Das Kleinkind im Einkaufswagen zusammenkletten ...

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