Mutter warnt ihr Kind.© iStock/PeopleImages
"Du machst jetzt, was ich sage!" – Ein Satz, der vielen Eltern gelegentlich über die Lippen kommt, aber bereits eine Form von Adultismus ist.

Ja, Eltern sind stärker, größer und auch erfahrener als Kinder – doch das ist kein Grund, dieses Machtgefüge auszunutzen. Die folgenden, scheinbar harmlosen Sätze solltet ihr besser aus eurem Repertoire streichen. Warum? Erklären wir euch im folgenden Artikel.

Eigentlich meinen wir es doch nur gut – oder wissen es vielleicht einfach nicht besser!? Aber mit einigen Formulierungen unterstreichen wir sehr stark den sogenannten Adultismus. Noch nie gehört?

Was bedeutet Adultismus?

"Gleich im zweiten der 54 Artikel der UN-Kinderrechtskonvention heißt es, dass Kinder nicht diskriminiert werden dürfen. Dies bezieht sich auf Hautfarbe, Herkunft, ihre Religion. Aber was ist mit dem Alter? In den meisten Beziehungen zwischen Eltern und Kindern herrscht ein Machtgefüge. Dieses ungleiche Machtverhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen beschreibt die Wissenschaft als Adultismus", erklärt Kyra Schneider, Erzieherin und Mama, die auf Instagram (@erziehungmitherz) regelmäßig wertvolle pädagogische Ratschläge gibt und hier bei "Leben & erziehen" bereits den ein oder anderen Gasbeitrag veröffentlicht hat, zum Beispiel über die "Auszeit auf der stillen Treppe". Sie erläutert weiter: "Die Theorie des Adultismus fordert, dass Kinder mit ihren Gefühlen, Meinungen und Bedürfnissen als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft anzuerkennen sind und nicht willkürlich Macht ausgeübt werden darf, weil man es eben kann."

Folgende Aussagen beinhalten eine Form von Adultismus …

… und wir alle erwischen uns bestimmt bei mindestens einem Satz:

  • "Wenn du dich nicht beruhigst, dann gehst du sofort auf dein Zimmer."
  • "Weil ich es so sage!"
  • "Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, machst du, was ich sage!"
  • "Jetzt stell dich doch nicht so an!"
  • "Das verstehst du noch nicht!"
  • "Dafür bist du noch zu klein!" 
  • "Ich sage es dir, wenn du groß bist!"
  • "Alles gut! Das war doch überhaupt nicht schlimm!"
  • "Kannst du nicht besser aufpassen!?"
  • "Wenn Erwachsene reden, haben Kinder Sendepause!"
  • "Das ist nichts für Kinder!"
  • "Sei nicht so kindisch!"
  • "Du benimmst dich wie ein kleines Kind!"
  • "Reiß dich zusammen!"
  • "Hast du mich verstanden?!"

Mit diesen Formulierungen kommunizieren Eltern zum einen ihre vermeintliche Macht, über das Kind bestimmen zu dürfen. Mit einigen dieser Sätze nehmen wir unsere Kinder (und ihre Gefühle) aber auch einfach nicht ernst – was genauso fatal sein kann. Oder wir betonen mit Wörtern wie "kindisch" oder "kindlich" eindeutig negative Assoziationen mit dem Kindsein.

Den Ursprung für Adultismus sieht Kyra auch in der eigenen Kindheit: "Meistens üben wir Eltern diese Macht aus, weil wir sie selbst so erlebt haben. Kinder müssen gehorchen und das tun, was wir erwarten. Weil wir eben die Stärkeren sind."

Ganz wichtig dabei!

Es geht nicht darum, nun unüberlegt alle Bedürfnisse und Forderungen unserer Kinder zu erfüllen, dem Kind bloß alles recht machen zu wollen und stundenlang zu diskutieren. Es geht um Respekt: Wir wollen unsere Kinder ernst nehmen, ihre Meinung anhören, ihre Perspektive verstehen – und ihnen vor allem die Dinge erklären, auch wenn das mal mühsam sein kann. Und: Mitsprache und Beteiligung fördern! Selbst bei Kleinkindern kann das in einem überschaubaren Rahmen – "Möchtest du heute die rote oder die gelbe Mütze tragen?" – schon sehr gut funktionieren und sogar dem ein oder anderen Wutanfall vorbeugen.

Warum wir mit Kindern wie mit dem Partner reden sollten

Kyra gibt den Tipp, sich immer auch zu fragen: "Würden wir so was jemals im Streit zu unserem Partner sagen?" Dem würden wir ja auch nicht mit Zimmer-Arrest drohen, wenn uns etwas nicht passt – sondern im besten Fall die Diskussion mit ihnen suchen, um eine Lösung für alle zu finden. Auf Augenhöhe! Und genau diese Augenhöhe verdienen auch unsere Kids!

Weitere Quellen: deutschlandfunkkultur.de

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