
Gerade in den ersten Lebensjahren sind unsere Kinder auf uns und unseren Schutz, unsere Sicherheit angewiesen. Das sollte uns zu jeder Zeit bewusst sein. Wenn wir einfach gehen, ohne uns zu verabschieden, kann sie das emotional ganz schön in Bedrängnis bringen.
Nich gehen, ohne Tschüss zu sagen
"Manche Eltern möchten sich nicht verabschieden, weil sie die Hoffnung haben, so merkt das Kind es nicht", erklärt die Familienpsychologin Elisabeth Raffauf aus Köln. Doch das ist ein Irrglaube. "Die Kinder sind doch nicht blöd. Und wir sollten sie auch nicht dafür halten", betont die Psychologin. Es gehe hier um Vertrauen und Verlässlichkeit. Wenn ich mich verabschiede, weiß mein Kind, dass ich ehrlich bin. Und ich sage auch, wann ich zurück bin. Es kann sich auf mich verlassen. Bei kleinen Kindern könne man zum Beispiel sagen: "Wenn der kleine Zeiger auf der Uhr auf der Vier steht, bin ich wieder da", rät die Expertin.
Und auch wenn die Kinder schlafen werden, wenn wir Eltern weggehen, sollten wir ihnen vorher Bescheid sagen und uns darum kümmern, dass jemand anderes da ist. Die Kinder müssen wissen, dass sie nicht allein gelassen werden. Außerdem kann es sein, dass sie mal aufwachen und dann komplett verängstigt sind, wenn unerwartet niemand oder jemand anderes da ist. Natürlich gilt dasselbe auch in der Kita: Auch hier sollten wir uns nicht einfach wegschleichen, wenn das Kind gerade abgelenkt ist, sondern uns immer klar verabschieden. Nur so kann das Kind Vertrauen fassen und feste Bindungen aufbauen.
Eltern müssen den Schmerz aushalten
Manche Eltern möchten auch sich und dem Kind die Trauer über die Trennung ersparen, indem sie sich wegschleichen. Doch Elisabeth Raffauf sagt: "Trennung gehört zum Leben dazu, und wenn die Kinder lernen: 'Meine Eltern gehen manchmal woanders hin, ich muss dann keine Angst haben, denn sie sorgen dafür, dass ich gut betreut bin in der Zeit und: Sie kommen wieder.' Dann stärkt das ihre Sicherheit in der Welt und die Gewissheit, dass sie ihren Eltern vertrauen können." Den Abschiedsschmerz müssen Eltern laut der Expertin aushalten und damit umgehen.
Dazu hat auch die Tagesmutter Maxie bei Instagram ein einfühlsames Reel gepostet, das ihr euch hier anschauen könnt:
Wenn das Kind sich nicht verabschieden will
Eine Zeitlang hat mein Sohn sich manchmal geweigert, ebenfalls tschüss zu sagen. Später wurde uns klar, dass es sein Weg war zu zeigen, dass er nicht will, dass man geht. Heute, als Schulkind, macht er das manchmal immer noch spaßeshalber. Er sagt dann: "Nein Mama, ich sage dir nicht tschüss", wenn er beispielsweise nicht will, dass ich abends zum Yoga gehe. Für mich hat sich bewährt, dass ich liebevoll, aber bestimmt gesagt habe: "Okay, ich verstehe, dass du nicht willst, dass ich gehe. Ich möchte da jetzt aber gerne trotzdem hin. Nachher gebe ich dir noch ein Küsschen, wenn du schon schläfst." So hat er sich wenigstens wahrgenommen gefühlt und ich habe ihm gezeigt, dass ich ihn verstehe.
Warum es Kindern schadet, wenn wir Ihnen zu viel Verantwortung aufladen, lest ihr in unserem Beitrag über Parentifizierung. Auch hier gibt die Familienpsychologin Elisabeth Raffauf wertvolle Tipps: