
Wie oft passiert es ganz nebenbei im Alltag: Wir ermahnen unser Kind zur Eile und fordern es auf, sich zu beeilen. In den meisten Fällen wohl, ohne uns dessen bewusst zu sein, wie das bei dem Kind ankommt und welche Auswirkungen es hat.
Ein Kind nimmt alles persönlich
Heilpraktikerin Saskia John aus Teltow blickt tiefer und weist darauf hin, dass unsere Worte die innere Welt eines Kindes formen. Was wir als selbstverständliche Aufforderung halten, wenn wir sagen "Nun beeil dich, wir müssen los", bewirkt bei kleinen Kindern etwas ganz anderes. Es kann tief verunsichern und zu dem Gefühl führen, es habe etwas falsch gemacht.
Saskia John erklärt:
Elternaussagen wie "Beeil dich, wir kommen sonst zu spät!" bürden dem Kind eine Verantwortung auf, die allein den Eltern obliegt und die das Kind überfordert.
Ein kleines Kind kann nicht zwischen einer Situation und der eigenen Person unterscheiden. Es nimmt alles, was geschieht, persönlich und interpretiert es dementsprechend.
Das bedeutet, dass ein scheinbar unbedeutender Satz bei Kindern durchaus etwas auslösen kann, mit dem wir im ersten Moment gar nicht rechnen. In diesem Fall zum Beispiel ein Gefühl in dieser Richtung:
- "Ich bin nicht gut genug, so wie ich bin."
- "Ich muss mich beeilen, um keinen Ärger zu bekommen."
- "Meine Bedürfnisse sind nicht wichtig."
Natürlich passiert da nichts von heute auf morgen. Wir müssen uns also keine allzu großen Gedanken machen, wenn uns mal ein solcher Satz rausrutscht. Allerdings dürfen wir uns bewusst machen, dass diese Sätze, wenn sie häufiger oder regelmäßig fallen, durchaus Spuren hinterlassen können. So können daraus laut Saskia John unter anderem Selbstzweifel, Angst vor neuen Herausforderungen oder Schwierigkeiten beim Einschlafen entstehen.
Kinder sind überfordert
Bei einigen Kindern führt es dazu, dass sie sich selbst immer wieder in Überforderungssituationen bringen, weil sie den (vermeintlichen) Erwartungen der Eltern entsprechen wollen. Andere Kinder hingegen gehen in Widerstand, weil sie sich unverstanden und gedrängt fühlen.
Was Eltern tun können
Saskia John hat Tipps parat, was Eltern in bestimmten Situationen statt eines Satzes wie "Jetzt beeil dich" sagen könnten, um ihr Kind zu stärken und es nicht zu drängen. Denn Worte können eine große Auswirkung haben:
- Anstatt: "Du bist viel zu langsam!"
Besser: "Ich sehe, dass du dir Mühe gibst. Magst du Hilfe?"
- Anstatt: "Warum isst du so langsam?"
Besser: "Was macht das Essen heute so schwierig für dich?"
- Anstatt: "Beeil dich!"
Besser: "Wenn wir uns beeilen, bleibt Zeit für ein Buch."
- Anstatt: "Andere Kinder sind viel schneller."
Besser: "Jeder hat sein eigenes Tempo. Ich merke, dass ich ungeduldig werde, weil ich pünktlich los möchte. Ich finde einen Weg, mich zu entspannen."
Kleine Veränderungen mit großer Wirkung
In vielen Situationen können kleine, bewusste Veränderungen schon viel bewirken und unser Kind positiv bestärken. Saskia John:
Kinder lernen nicht nur aus unseren Worten, sondern vor allem aus dem, was sie in der Beziehung mit uns erfahren.
Begegnen Eltern ihnen mit Empathie und Geduld, gibt das den Kindern Sicherheit und stärkt ihr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Gleichzeitig lernen sie, mit Stress und Hektik umzugehen – eine Fähigkeit, die ihnen ihr Leben lang von Nutzen sein wird.
Denn die Art, wie sie heute auf Druck reagieren, kann beeinflussen, ob sie als Erwachsene in alte Muster zurückfallen oder neue Wege finden, Herausforderungen zu bewältigen.
Ihr möchtet mehr zu dem Thema wissen? Dann schaut euch Saskia Johns Video dazu bei YouTube an: