
Warum bedürfnisorientierte Erziehung nicht funktioniert? Weil sie nicht alltagstauglich ist! Und trotzdem zweifeln wir an UNS statt an den Tipps!
Wie viele Nächte lag ich im Bett und haderte mit mir: Ob ich wohl wieder meinem Kind geschadet habe. Ob ich zu oft hätte besser handeln können. Selbstzweifel ohne Ende. Selbstgeiselung trifft es eher.
Bis ich irgendwann festgestellt hat: Es kann auch nicht funktionieren! Da Theorie und Praxis zwei paar Schuhe sind! Da das Leben nicht programmierbar ist. Da niemand perfekt ist.
Und statt den Fokus auf die im Vergleich wenigen Situationen zu legen, in denen wir nicht so gehandelt haben, wie wir es gerne wollten, sollten wir den Fokus auf all die Situationen legen, in denen es gut läuft.
Und verstehen: Bedürfnisorientierte Erziehung ist kein Umsetzen von Tipps, sondern eine Grundhaltung!
Wie viel schöner wäre das Elternsein, wenn man all dies verinnerlicht. Wenn es mehr Menschen erreicht. Ich freue mich, wenn du mich dabei unterstützt. ❤️
Stell dir folgende Situation vor:
Du möchtest, dass dein Kind etwas Bestimmtes tut – vom Spielplatz gehen, sich anziehen, nach Hause mitkommen. Du hast es liebevoll angekündigt, geduldig erklärt, spielerisch versucht, versucht, dass es mit Spaß klappt. Immer wieder hast du es einbezogen, hast alles gegeben.
Und dann kommst du an einen Punkt, an dem du einfach nicht mehr weiterweißt. WAS MACHE ICH DENN JETZT?
- Mit einem Gummibärchen locken? Das wäre doch Manipulation.
- "Okay, dann gehe ich eben alleine!" Auch falsch, psychischer Druck, der das Kind in Angst versetzen könnte.
- Dein Kind einfach nehmen und anziehen? Wäre das nicht eine Form der Gewalt?
Und wieder stehst du da, voller Fragen: Was mache ich falsch? Warum klappt es bei mir nicht?
Eventuell entscheidest du dich für einen dieser Wege und dann sind sie da – die Selbstvorwürfe.
Bedürfnisorientierte Erziehung ist keine magische Formel
Hier liegt für mich das größte Dilemma, der bedürfnisorientierten Erziehung, zumindest so, wie sie in vielen Ratgebern und auf Social Media dargestellt wird. Es entsteht der Eindruck, dass Eltern stets versagen, wenn sie nicht die perfekte Lösung finden. Dass jede kleine Entscheidung von enormer Tragweite ist. Dass du deinem Kind also enorm schadest, wenn etwas nicht perfekt läuft. So oder so: Du setzt es einfach nicht gut genug um!
Aber weißt du was? Bedürfnisorientierte Erziehung ist keine magische Formel. Sie ist keine Garantie, dass dein Kind immer kooperiert. Sie ist kein Trick, mit dem du jede Situation liebevoll und stressfrei lösen kannst. Sie ist eine Haltung. Ein tiefes Bedürfnis, dein Kind zu sehen und zu halten.
Und manchmal gibt es keine perfekte Lösung, die beiden Seiten gerecht wird. Manchmal bleibt nur eine Entscheidung, die sich nicht ideal anfühlt.
Bedürfnisorientiert erziehen bedeutet also NICHT, dass jeder Konflikt vermieden oder tränenfrei gelöst werden muss. Es geht um die Bedürfnisse BEIDER Seiten. Und ja, dabei kann es zu Frust kommen. Tränen sind kein Zeichen für Versagen. Tränen sind Emotionen, die begleitet werden wollen.
Die Tipps, die man überall liest, sind super, aber sie stoßen im Alltag schnell an ihre Grenzen – erst recht, wenn du ein gefühlsstarkes oder mehrere Kinder hast. Aber nein, nicht weil sie falsch sind, sondern weil sie missverstanden oder weil sie "falsch" verkauft werden.
Was wirklich zählt, ist nicht die einzelne Situation, sondern deine grundsätzliche Haltung deinem Kind gegenüber. Die trägst du bereits in dir – sonst wärst du gar nicht in diesem Dilemma. Und es gibt unzählige Momente am Tag, in den du gute Lösungen findest. Also hör auf an dir zu zweifeln! Du machst das großartig! ❤️
Aufklärung ist wichtig. Doch Panikmache hilft niemandem. Im Gegenteil, sie versaut uns das Vertrauen in uns selbst.
Hier seht ihr noch mal den kompletten Beitrag auf Instagram:
Caroline Helming ist Ergotherapeutin sowie Schlaf- und Familienberaterin. Außerdem ist sie selbst Mutter zweier Söhne. Auf Instagram bietet sie kostenlose Tipps für Mamas und Papas an rund um die Themen Babyschlaf und Erziehung. Sie bietet aber auch Online-Kurse und Beratungen zu diversen Eltern-Themen an. Mehr Infos auf ihrer Website: caroline-helming.de.