
Ja, ganz genau. Dazu rät eine Expertin. Denn nur, wenn unsere Kinder auch mal enttäuschenden Situationen ausgesetzt sind und wir nicht alle Probleme vor ihnen "wegräumen", lernen sie Frustrationstoleranz. Also mit frustrierenden Situationen umzugehen und sich nicht gleich entmutigen zu lassen.
Frustrationstoleranz im Überblick
Frustrationstoleranz ist die Fähigkeit eines Menschen, mit Frustrationen, Rückschlägen und Enttäuschungen umzugehen, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren oder aufzugeben. Es ist die innere Stärke (auch Resilienz genannt), die uns ermöglicht, auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben und nach Lösungen zu suchen. Das können wir Kindern schon früh vorleben und sie so darin schulen.
Frustrationstoleranz zu lernen, daran führt kein Weg vorbei
Die Psychologin, dreifache Mutter, Speakerin und Buchautorin Dr. Becky Kennedy weist darauf hin, dass Frustration eines der Gefühle ist, das wir zu tolerieren lernen müssen.
Unser Job ist es nicht, unsere Kinder glücklich zu machen. Unser Job ist es, unsere Kinder auf den Rest ihres Lebens vorzubereiten.
Vermitteln wir unseren Kindern Frustrationstoleranz, wappnen wir sie für Schwierigkeiten und unterstützen sie darin zu wachsen, eigenständig und erfolgreich zu werden. Dabei kennen wir es doch alle: Viel zu oft versuchen wir, unsere Kinder vor Frustration zu schützen, räumen Hindernisse aus dem Weg wie die sogenannten Rasenmäher-Eltern. Es ist ja auch oft schwer, die Frustration unserer Kinder auszuhalten. Vor allem, wenn uns das davon abhält, Dinge schnell zu erledigen ... Doch Becky Kennedy bringt es auf den Punkt:
Wenn wir wollen, dass unsere Kinder Frustrationstoleranz entwickeln, müssen wir ihre Frustration tolerieren.
In diesem Instagram-Post von Dr. Becky Kennedy seht ihr eindrücklich (auf Englisch), wie sie die Thematik einer Klasse Jugendlicher näher bringt:
Wie wertvoll Frustrationstoleranz ist
Den Wert von Frustrationstoleranz kennt auch die Nachhilfelehrerin und Coachin Caroline von St. Ange. In der "Papas"-Podcastfolge "Wie dein Kind motiviert und glücklich lernt" vom 3. Januar 2025 spricht sie ebenfalls über dieses Thema.
3 Beispiele, wie wir Kinder in ihrer Frustrationstoleranz unterstützen
- Statt ihnen gleich das nächste Spiel vorzuschlagen, dürfen sie sich ruhig auch mal langweilen.
- Es bekommt die Schleife nicht gebunden, obwohl es sie eigentlich schon kann? Lassen wir es das noch einmal versuchen, statt ihm die Aufgabe abzunehmen.
- Sie kriegen das (altersgemäße) Puzzle nicht auf Anhieb gelöst? Statt gleich zu Hilfe zu eilen, lieber noch mal ermutigen, es erneut zu probieren.
Kindern Frustrationstoleranz erklären und sie damit stärken
Wenn wir Kindern erklären, warum Frustrationstoleranz wichtig ist, helfen wir ihnen, mit Herausforderungen und Enttäuschungen besser umzugehen. Hier sind einige einfache Erklärungen, die ihr je nach Alter eures Kindes anpassen könnt:
Für jüngere Kinder
- Vergleich mit einem Puzzle: "Stell dir vor, ein Puzzle hat viele kleine Teile. Manchmal ist es schwer, für alle Teile den richtigen Platz zu finden. Das ist wie im Leben. Manchmal dauert es eine Weile, bis alles passt."
- Das Bild einer Pflanze: "Eine Pflanze braucht Zeit zum Wachsen. Manchmal muss sie auch mal Regen abbekommen. Aber mit Geduld wird sie groß und stark."
- Ein einfaches Spiel: Spielt mit eurem Kind ein Spiel, bei dem es am Anfang nicht gewinnt. Erklärt ihm dabei, dass es manchmal nicht gleich klappt, aber dass es trotzdem Spaß machen kann, es immer wieder zu versuchen.
Für ältere Kinder
- Die Rolle von Emotionen: "Jeder Mensch wird manchmal wütend oder traurig, wenn etwas nicht so klappt, wie er möchte. Das ist ganz normal. Wichtig ist, dass wir lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen und nicht gleich aufzugeben."
- Das Konzept von Zielen: "Stell dir vor, du möchtest ein bestimmtes Ziel erreichen. Manchmal gibt es Hindernisse auf dem Weg. Aber wenn du dranbleibst und neue Wege suchst, kannst du dein Ziel trotzdem erreichen."
- Vorbilder aus dem Leben: Erzählt eurem Kind von berühmten Menschen, die trotz vieler Rückschläge erfolgreich waren.
Zusätzliche Tipps
- Seid ein Vorbilder: Kinder lernen am besten durch Beobachtung. Zeigt eurem Kind, wie ihr selbst mit Frustration umgeht.
- Gebt eurem Kind Zeit und Raum: Lasst euer Kind seine Gefühle ausdrücken, ohne es zu bewerten.
- Feiert kleine Erfolge: Auch kleine Fortschritte sind wichtig und sollten gewürdigt werden.
- Löst Probleme gemeinsam: Beteiligt euer Kind an der Suche nach Lösungen für Probleme.
- Übt Entspannungstechniken: Bringt eurem Kind einfache Entspannungstechniken wie tiefes Atmen oder Meditation bei.
Außerdem könnt ihr folgende wichtige Punkte betonen: Es ist okay, wenn man manchmal frustriert ist. Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen: Durch Fehler wird man stärker. Manchmal braucht man einfach etwas mehr Zeit. Das ist in Ordnung. Und dadurch übt man sich selbst auch in Geduld. Manchmal muss man seine Pläne ändern, daher ist es wichtig, flexibel zu bleiben. Hilfe annehmen ist absolut okay: Es ist überhaupt nicht schlimm, sondern kann sogar eine Stärke sein, andere um Hilfe zu bitten.