Sturm im Kopf

13 Anzeichen dafür, dass du ein gefühlsstarkes Kind hast

Gefühlsstarke Kinder sind häufig sehr sensibel und reagieren intensiv auf emotionale und soziale Situationen. An den folgenden Symptomen erkennen Eltern, ob ihr Kind gefühlsstark ist.

Kleiner Junge weint.© iStock/Pekic
Bei gefühlsstarken Kindern verläuft die Autonomiephase oftmals besonders heftig.

Mit etwa zwei Jahren geht sie los, die gefürchtete Trotzphase. Oder Autonomiephase, wie viele sie lieber nennen. Die kindliche Gehirnentwicklung läuft auf Hochtouren, und ihre komplexen Gefühle können die Kleinen in diesem Alter noch nicht mit Worten ausdrücken. Also reagieren sie bereits auf vermeintliche Kleinigkeiten mit Weinen, Schreien, Toben. Es herrscht Sturm im Kopf. Doch bei manchen Kinder verläuft diese Entwicklungsphase besonders intensiv. Etwa jedes achte Kind gilt als "gefühlsstark". 

Der Begriff "gefühlsstarkes Kind" wird verwendet, um Kinder zu beschreiben, die eine besonders ausgeprägte emotionale Sensibilität und Intensität aufweisen. Diese Kinder zeigen häufig intensive Reaktionen auf emotionale und soziale Situationen, haben ein starkes Einfühlungsvermögen und können sowohl positive als auch negative Emotionen sehr intensiv erleben.

Diese Anzeichen sprechen dafür, dass du ein gefühlsstarkes Kind hast:

  • Sie durchleben Gefühle sehr intensiv und wechseln von einem Extrem ins nächste.
  • Sie äußern ihre Gefühle lautstark.
  • Sie haben einen starken Willen und großes Durchsetzungsvermögen.
  • Sie streben nach Autonomie.
  • Sie sind schnell reizüberflutet.
  • Sie können ihre Gefühle nicht gut allein regulieren.
  • Sie haben eine ausgeprägte Sinneswahrnehmung.
  • Sie können sich gut in die Gefühle anderer Kinder hineinversetzen.
  • Sie haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
  • Sie empfinden Routinen entweder als zwingend notwendig oder sie lehnen sie konsequent ab.
  • Sie haben Einschlafschwierigkeiten.
  • Sie sind voller Energie, sehr aktiv und suchen immer neue Abenteuer.
  • Sie reagieren auf Veränderungen gestresst.

Kinder haben unterschiedliche Temperamente

"Gefühlsstark ist ein Wort, das ich geprägt habe, um ein bestimmtes Temperament zu beschreiben", so Nora Imlau, Journalistin und Autorin des Buchs "So viel Freude, so viel Wut". "Das heißt: Wir wissen aus der Persönlichkeitsforschung, dass Kinder wie Erwachsene unterschiedliche Temperamente haben und dass die sich auf einer Art Spektrum bewegen."

Viele Eltern mit gefühlsstarken Kindern bleiben oftmals am liebsten zu Hause – aus Angst vor dem nächsten Wutanfall in der Öffentlichkeit. "Das ist wirklich ein schwieriges Phänomen", sagt Nora Imlau. "Es gibt tatsächlich Familien, die durch die gefühlsstarken Kinder und die Reaktionen ihres Umfelds darauf, dann in eine gewisse soziale Isolation geraten."

So lernen gefühlsstarke Kinder sich zu regulieren

Hilfreich ist der Austausch mit anderen betroffenen Eltern. Denn Verständnis und vielleicht auch der ein oder andere hilfreiche Tipp von Menschen, die das Gleiche erleben, ist in dieser Situation Gold wert.

Wichtig ist, in diesen Situationen so gut wie möglich selbst die Ruhe zu bewahren. Denn durch unser Vorbild lernen die Kinder, sich selbst zu regulieren. Indem Eltern dem Wutanfall gelassen begegnet, vermitteln sie ihrem Kind: "Mama und Papa sind da. Sie können das aushalten und lieben mich bedingungslos." Entscheidend ist, einfühlsam auf die Kinder zu reagieren und deren emotionale Entwicklung zu unterstützen.

Nora Imlau sieht auch große Chancen im Leben mit einem gefühlsstarken Kind. "Wenn diese wilden Kinder nicht gezwungen werden, klein zu bleiben, sondern wenn sie für diesen ganzen großen und wilden Gefühle und diese ganze Energie eine Richtung finden, dann kann daraus auch so viel Konstruktives und so viel Kraftvolles erwachsen."

Tipps zur Unterstützung eines gefühlsstarken Kindes

  1. Eingehende Gespräche: Zeit nehmen, um über Gefühle zu sprechen dem Kind versichern, dass es in Ordnung ist, sich so zu fühlen, wie es sich gerade fühlt.
  2. Emotionale Regulation: Atemübungen, Entspannungstechniken oder ein Emotionstagebuchs können hilfreiche Strategien sein, damit das Kind lernt, mit seinen Emotionen umzugehen,
  3. Sichere Umgebung: Eine sichere und unterstützende Umgebung, in der das Kind sich wohlfühlt, hilft, seine Gefühle auszudrücken.
  4. Vorbildfunktion: Eltern zeigen sich als gutes Vorbild, indem sie eigene Emotionen offen und ehrlich ausdrücken und zeigen, wie man mit verschiedenen Gefühlen umgeht.
  5. Rituale und Routine: Strukturen und Routinen geben gefühlsstarken Kindern Sicherheit und Orientierung.
  6. Kreative Ausdrucksformen: Kreative Aktivitäten wie Malen, Musizieren oder Geschichtenerzählen helfen dem Kind, seine Gefühle auszudrücken.
  7. Ruhepausen: Gefühlsstarke Kinder brauchen Zeit und Raum , um sich zu beruhigen, wenn sie überreizt oder gestresst sind. Ein ruhiger Rückzugsort kann hilfreich sein.