Viele Kinderärzte sind besonders einfühlsam, um es den kleinen Patienten einfacher zu machen.© Foto: Getty Images
Wenn Kinder Angst vorm Arzt haben, ist vor allem Verständnis wichtig.

Es gibt Kinder, die absolut nicht zum Kinderarzt wollen. Und solche, die zwar mit in die Praxis gehen, sich dann aber partout nicht untersuchen lassen möchten. Wie Eltern und Ärzte gut mit den kleinen Patienten zusammenarbeiten und was die Voraussetzungen sind, haben wir mit einem Kinder- und Jugendarzt besprochen.

Warum manche Kinder Angst vorm Arzt haben

Dr. Klaus Rodens ist Kinder- und Jugendarzt in Langenau. Aus seiner langjährigen Praxiserfahrung weiß er, dass Kinder aus diversen Gründen Angst vorm (Kinder-)arztbesuch haben können. Und er kennt viele Tipps, die oftmals helfen.

Einige Kinder sind vielleicht einfach nur schüchtern und/oder möchten fremde Personen generell nicht so nah an sich heranlassen. Andere haben möglicherweise schlechte und/oder schmerzhafte Erfahrungen gemacht, wieder andere ängstigen die Geräte und Instrumente. Einige haben vielleicht einfach in dem spezifischen Moment keine Lust.

Wie Eltern und Ärzte Kinder unterstützen können

Dr. Klaus Rodens ist überzeugt: "Einerseits geht es um erlernbare Techniken, aber eigentlich viel mehr um eine Haltung", da gebe es leider keine einfachen Formeln, die immer greifen. Und der Umgang sei natürlich auch vom Alter des Kindes abhängig. 

Bei Säuglingen klappt ein Arztbesuch meist noch gut, schwierig wird es eher im Kleinkindalter, wenn diese schlechte Erfahrungen gemacht haben oder sich aus anderen Gründen ängstigen. Manchmal hilft es dann wenn Eltern mit ihren Kindern entsprechende Kinderbücher (Beispiele siehe Buchtipps am Ende dieses Artikels) anschauen, die ihnen ein wenig die Angst nehmen und sie mit der ungewohnten Situation vertraut machen.

Auch Körperkontakt mit den Eltern ist oft hilfreich. Bei vielen Untersuchungen kann das Kind beispielsweise auf dem Schoß der Eltern sitzen, oder sie halten zumindest seine Hand. Natürlich dürfen die kleinen Patienten auch Kuscheltiere oder andere Tröster und Mutmacher mit in die Praxis bringen.

Vertrauen aufbauen: ja! 
Drohungen aussprechen: nein!

Der Kinder- und Jugendarzt betont, wie wichtig es sei, angemessen auf die verschiedenen Altersstufen einzugehen. Dafür seien Voraussetzung, dass man echtes Verständnis für Kinder habe und die Fähigkeit, angemessen und altersgerecht auf sie zu reagieren. "Eine Kommunikation sollte mit altersgemäßer Sprache auf Augenhöhe erfolgen." Man müsse zum Beispiel auch durch Körpersprache und offenes, feinfühliges Verhalten Vertrauen aufbauen, ehrlich und behutsam sein. Drohungen seien ein absolutes No-Go. Stattdessen sei es hilfreich und wichtig, dem Kind jeweils zu erzählen, was nun gemacht wird, es also direkt mit einzubeziehen. Auch Humor kann hier ein hilfreiches Mittel sein, um die Stimmung insgesamt aufzulockern. In bestimmten Situationen kann man das Kind sogar bitten, mitzuhelfen, indem es beispielsweise etwas holen darf, was für die Untersuchung benötigt wird.

Ehrlich mit dem Kind sein

Was sowohl Eltern als auch Kinderärzte tunlichst vermeiden sollten, sind Lügen wie "Das merkst du gar nicht", oder "Das tut überhaupt nicht weh", wenn es beispielsweise um Spritzen oder Impfungen geht. Die Kleinen glauben den Großen, die aber ihr Vertrauen verspielt haben, wenn die Kinder dann etwas anderes erleben. Also lieber ankündigen, dass es gleich einmal etwas wehtut oder pikst, dann weiß das Kind, womit es rechnen kann und freut sich, wenn es vorbei ist. Unangenehme Dinge sollten immer zum Ende der Untersuchung oder Behandlung erfolgen, damit die Kinder bis dahin kooperativ bleiben. 

Sind Belohnungen nach dem Arzttermin okay?

Dr. Klaus Rodens empfiehlt, wirklich nur erfüllbare Versprechungen abzugeben, auch hier geht es wieder um das Thema Vertrauen: "Eine KLEINE Belohnung für zum Beispiel eine erfolgte und erfolgreiche Impfung ist erlaubt."

Woran erkennt man einen guten Kinderarzt?

Auf Fortbildungen für KollegInnen demonstriert Dr. Klaus Rodens gerne, dass es nicht allein um Wissen geht, sondern dass für Kinderärzte weitere Punkte eine entscheidende Rolle spielen, wenn es um ein gutes Patienten-Arzt-Verhältnis geht:

  1. Der Arzt hat Erfahrung mit Säuglingen und Kleinkindern und Spaß am Umgang mit ihnen.
  2. Er kann sein Verhalten den sozialen Signalen des Kindes anpassen.
  3. Er respektiert die Bedürfnisse des Kindes hinsichtlich Distanz und Kontaktaufnahme.
  4. Er schafft es, eine Beziehung zu den Eltern herzustellen, sodass auch sie sich wohlfühlen.