
Wenn Kinder Angst vorm Impfen haben, dann leiden Eltern oft ziemlich doll mit. Manchmal geht es zum Beispiel auch um eine Blutentnahme. Die Angst bleibt dieselbe. Häufig fließen beim Kind bittere Tränen – und auch die Eltern müssen sie sich verkneifen. Da ist es doch ein Segen, wenn man in die Trickkiste greifen kann. Und ein noch größerer Segen, wenn der gewählte Trick auch noch zieht. Hier stellen wir euch einen Tipp vor, von dem wir vorher noch nie gehört haben – und der wirklich vielversprechend klingt.
- Bester Trick gegen Angst vor Impfung und Co.
- Magic glove: Was steckt hinter dem Zauberhandschuh-Trick gegen Kinderangst?
- Bitte beachten: Nicht einfach ausprobieren, sondern vom Experten erlernen!
- So läuft der Zauberhandschuh-Trick ab
- Eine ganz sanfte Hypnose für Kinder
- Kind hat Angst vor einer Impfung – weitere Tipps
- Eltern können helfen, ihrem Kind die Angst vor einer Spritze zu nehmen
- Bei Angst vor einer Impfung: Manche Impfstoffe tun weniger weh
- Noch mehr Tipps findet ihr im Buch
Bester Trick gegen Angst vor Impfung und Co.
Nachvollziehen kann man es ja irgendwie. Selbst wir Erwachsenen mögen es nicht (alle), wenn der Arzt die Spritze zückt. Da helfen auch Sprüche wie "Ist doch nur ein kleiner Piks!" oder "Augen zu und durch!" nicht weiter. Auch bei meinem kleinen Sohn steht bald der nächste Impftermin an – deshalb war ich auch so froh, dass unsere Redaktion das entsprechende Instagram-Reel von Kinderärztin und Zweifach-Mama Catharina Amarell entdeckt hat. Im Fokus: der Zauberhandschuh!
Magic glove: Was steckt hinter dem Zauberhandschuh-Trick gegen Kinderangst?
Leora Kuttner kam in den 80er-Jahren auf die glorreiche Idee des Zauberhandschuhs (Magic glove). Seinen Ursprung hat das Imaginationsverfahren in der Hypnotherapie, doch der Trick lässt sich wunderbar auch für Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren anwenden. Er kann die Angst vor einer Impfung oder Blutentnahme deutlich reduzieren und den kleinen Eingriff für das Kind weniger schmerzvoll gestalten. Alles, was euer Kind dafür braucht? Ein bisschen Vertrauen und eine bunte Vorstellungskraft. Es soll nämlich seinen eigenen, schützenden Handschuh kreieren.
Bitte beachten: Nicht einfach ausprobieren, sondern vom Experten erlernen!
Ganz wichtig: Bitte nicht einfach so nachmachen. Diese Technik MUSS erlernt werden! "Man muss diese Technik bei geschulten Experten erlernen", sagt Catharina Amarell. "Und das kann man als medizinisches Personal, aber auch theoretisch als Eltern." Der Zauberhandschuh-Trick sollte also nicht einfach so angewendet werden – ohne Anleitung geht's nicht.
So läuft der Zauberhandschuh-Trick ab
Wenn ihr das nötige Know-how in einem Kurs oder bei einem Arzt erworben habt, könnt ihr euch dem Ganzen nähern. Wichtig: Achtet auf einen ruhigen, entspannten, wertschätzenden Tonfall und eine "schützende" Sprache. Der Kinderarzt und ihr solltet bitte genau darauf achten, was ihr sagt. Sätze wie "Gleich tut's einmal weh!" oder "Einmal Zähne zusammenbeißen, gleich macht's Piks!" bitte vermeiden.
So in etwa kann das Ganze dann aussehen:
- Nehmt euer Kind auf den Schoß oder in den Arm. Hauptsache, ihr habt es ganz nah bei euch.
- Dann zieht ihr den imaginären Handschuh aus eurer Tasche.
- Fragt euer Kind: "Na, wie sieht er für dich aus?" Für jedes Kind sieht der Zauberhandschuh nämlich anders aus. Welche Farbe hat er? Aus welchem Material besteht er? Fragt, ob er glitzert, blinkt, wie er sich anfühlt oder, oder, oder …
- Zieht ihn an und bestätigt die Angaben eures Kindes: "Ah, genau, stimmt, er ist aus Plüsch. Er fühlt sich ganz weich auf meiner Haut an". Und fragt ruhig nochmal ganz genau nach: "Oh, ja, er ist wirklich pink – aber ist es eher ein dunkles Pink oder ein helles? Mit Punkten oder Herzchen?"
- Dann sagt ihr so etwas wie "Oh, der Handschuh sieht nicht nur schön aus, er fühlt sich ja auch so gut an – er sitzt ja ganz sicher und fest an der Hand".
- Dann macht ihr den Test: Nehmt einen Kugelschreiber und pikst einmal auf den Handschuh (eure Hand). Oder kneift ganz leicht hinein. "Komisch, plötzlich fühlt sich die Hand ganz taub an, ich spüre ja gar nichts".
- Das ist der Moment, in dem die Impfung stattfinden kann – oder eben die Blutentnahme.
- Danach den Zauberhandschuh ausziehen und dem Kind fürs nächste Mal mitgeben. Oder ihr steckt ihn für euer Kind wieder in eure Tasche.
Wenn ihr das Ganze abkürzen wollt, könnt ihr für Impfungen auch das Zaubertuch nehmen. Dieses streicht ihr ganz leicht über die Stelle, an der gespritzt werden soll.
Eine ganz sanfte Hypnose für Kinder
"Euer Kind gerät durch den Zauberhandschuh-Trick in einen Trance-ähnlichen Zustand", sagt die Kinderärztin. Jedoch kann es dabei jederzeit mit euch kommunizieren. "Es handelt sich also um keine tiefe Hypnose." Diese Technik ist übrigens auch mehrfach wissenschaftlich belegt und kommt auch in anderen Bereichen zum Einsatz – etwa bei Bauchschmerzen. Das Verfahren der Hypnotherapie wird in den Niederlanden regelmäßig angewendet.
Kind hat Angst vor einer Impfung – weitere Tipps
Der Zauberhandschuh-Trick sagt euch nicht zu, oder ihr wollt noch weitere Anregungen? Laut einer französischen Studie helfen auch folgende Punkte, Kindern die Angst vor der Spritze zu nehmen bzw. gar nicht aufkommen zu lassen:
- Ablenkung
- örtliche Betäubung
- Anwesenheit der Eltern
- Aufklärung
"Welches Verhältnis ein Kind zum Arzt und auch zu Impfungen hat, können Eltern zusammen mit dem Kinder- und Jugendarzt schon früh mit einfachen Mitteln beeinflussen. Dies zeigt eine Untersuchung bei über 200 Kindern im Alter zwischen vier und zwölf Jahren, die verschiedene Maßnahmen und deren Auswirkungen auf das Schmerzerlebnis mit dem üblichen Vorgehen in Kinderarztpraxen ohne Vorbereitung verglich", erläutert Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin sowie Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen.
"Der Schmerz bei einer Impfung ist eigentlich nicht die prägende Erfahrung während des Arztbesuches. Viel bedeutender ist die Angst vor möglichen schlimmen Ereignissen und dem Unbekanntem, die zu den heftigen Reaktionen des Kindes führt", berichtet Dr. Niehaus.
Eltern können helfen, ihrem Kind die Angst vor einer Spritze zu nehmen
"Bei kleineren Kindern hängt das Empfinden oft auch von den Eltern ab. Die Zuversicht der Eltern gibt dem Kind das Gefühl, dass die Spritze nicht schlimm ist. Beruhigende Worte und körperliche Nähe zu einem Elternteil mindern den Schmerz oft schon erheblich."
Sobald Kinder reden, können Eltern ihnen erklären, dass Impfungen sie schützen. Weil Spritzen schmerzen, nehmen kleine Kinder oft an, dass diese schädlich sind, oder sogar eine Form von Bestrafung. Das Kind sollte verstehen, dass Nadeln der einzige Weg sind, bestimmte Arzneien in den Körper zu bekommen, die Krankheiten verhindern. Eltern sollten ehrlich erzählen, dass die Spritze wahrscheinlich pikst – vergleichbar mit einem Mückenstich –, und nur einige Sekunden dauert. Die Beschreibung des Ablaufs können Eltern dem Kinder- und Jugendarzt überlassen.
Bei Angst vor einer Impfung: Manche Impfstoffe tun weniger weh
Die Autoren der Studie empfehlen ein Maßnahmenpaket, das dem Alter und Bedürfnissen jeden einzelnen Kindes angepasst wird. Dieses sollte zum Beispiel beinhalten – bei Bedarf – Aufklärung der Eltern durch den Kinder- und Jugendarzt, Aufklärung der Kinder durch die Eltern, vorherige örtliche Betäubung der Einstichstelle, Vorabinformation über mögliche
Missempfindungen, Anwesenheit der Eltern sowie dem Alter entsprechende Ablenkung, zum Beispiel Seifenblasen oder bei kleineren Kindern Fläschchen und Streicheln.
Falls vorhanden, kann der Kinder- und Jugendarzt auch auf einen Impfstoff achten, der weniger schmerzhaft ist. Der gleichzeitige Einsatz verschiedenartiger Maßnahmen konnte laut den Forschern bei Kindern bis zehn Jahre das Schmerzempfinden wirksam abschwächen und Impfen zu einem harmlosen Erlebnis machen.
Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
Noch mehr Tipps findet ihr im Buch
Dr. Catharina Amarell (selbst Mutter) gibt in ihrem neuen Buch "So bleibt dein Baby gesund. Was Kinder im ersten Lebensjahr stärkt – und welche Haus- und Heilmittel ihnen helfen" nützliches Wissen und spannende Praxiserfahrungen an euch weiter. Gerade auch im Hinblick darauf, wie unser Baby NATÜRLICH gesund bleibt und wie wir es bei Beschwerden bestmöglich unterstützen. Und natürlich lest ihr in ihrem Buch auch weitere Infos zu den Erkältungssymptomen Husten und Schnupfen ...

