
Viele Familien nutzen die Elternzeit, um zu verreisen. Wann sonst haben Mama, Papa und der Nachwuchs schon die Möglichkeit, für mehrere Wochen oder gar Monate zusammen die Welt zu entdecken? Kinderärzte geben jedoch zu bedenken, dass sehr kleine Babys besonders anfällig für Infektionskrankheiten sind, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Zudem dauern die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen (STIKO) allein 15 Monate. Mediziner raten daher, zumindest in den ersten sechs Lebensmonaten des Babys mit dem Reisen zu warten. Dann hat das Kind zumindest einen ersten Schutz gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten (Pertussis), Polio (Kinderlähmung), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B sowie Rotaviren und Pneumokokken.
Reisemedizinische Beratung in Anspruch nehmen
Je nachdem, wohin die Reise geht, kommen eventuell noch andere Impfungen wie z. B. Hepatitis A, FSME oder Japanische Enzephalitis auf das Kind zu. Eltern lassen sich am besten reisemedizinisch beraten – viele Kinderärzte halten dafür spezielle Sprechstunden bereit, das Tropeninstitut ist ebenfalls eine gute Anlaufstelle. Auch auf den Seiten des Auswärtigen Amtes erfährt man, welche Impfungen für das Reiseziel aktuell empfohlen werden. Auch wenn Kinder schon ein wenig älter sind, lohnt es sich immer, den Impfschutz noch einmal zu überprüfen.
Krankheiten lauern übrigens nicht nur in weiter Ferne: Mit Hepatitis A kann man sich auch auf Mallorca infizieren, FSME wird von Zecken übertragen, die z. B. im Süden Deutschlands oder Österreich leben. Bei einer Impfberatung sollte auch immer besprochen werden, wie der Urlaub vor Ort aussehen soll. Wer beispielsweise in Österreich im Familienhotel nur am Pool entspannen möchte, kann sich eine FSME-Impfung sparen. Bei einer ausgiebigen Wandertour hingegen sieht es hingegen anders aus.
Die Impfungen rechtzeitig planen
Viele Reiseimpfungen sind erst ab einem bestimmten Alter erlaubt. Im besten Fall lassen Eltern sich also erst reisemedizinisch beraten und wählen dann ihr Urlaubsziel aus. Auch wichtig: Manchmal sind mehrere Impfungen nötig, um einen vollen Schutz zu erreichen. Da Kinder nicht geimpft werden können, wenn sie krank sind, sollte man immer einen kleinen Zeitpuffer mit einplanen. Und wenn möglich sollte die Impfung auch nicht kurz vor Reiseantritt erfolgen, da es immer mal sein kann, besonders bei sogenannten Lebendimpfstoffen, dass Kinder mit Fieber oder Abgeschlagenheit reagieren. Und in einem solchen Zustand möchte sicherlich weder das Kind noch der Rest der Familie eine Reise antreten. Tipp: Viele Eltern achten zwar genau auf den Impfstatus ihres Kindes, vergessen aber gerne den eigenen. Also immer mal einen Blick auf das Impfbuch werfen: Vielleicht ist eine Auffrischung notwendig?
Wer kommt für die Kosten auf?
Die gesetzlichen Krankenkassen sind zur Kostenübernahme der von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen verpflichtet, nicht aber von Reiseimpfungen. Ungefähr die Hälfe aller Krankenkassen in Deutschland hat mittlerweile aber die vorbeugenden Impfungen für Reisen in andere Länder in ihren Leistungskatalog aufgenommen. In einigen Bundesländern kann die Impfung direkt über die Gesundheitskarte abgerechnet werden, in anderen werden die Auslagen aufs Konto zurücküberwiesen, sobald die Rechnung über die Impfung und den Impfstoff eingereicht wurde. Es lohnt sich daher in jedem Fall, bei der Reiseplanung vorab bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen. Eine Tollwutimpfung (mit drei Spritzen) kann z.B. schnell mit rund 300 Euro zu Buche schlagen. Wenn die ganze Familie geimpft werden muss, reißt das ein ganz schönes Loch in die Reisekasse.

Reiseimpfungen im Überblick
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Infektion: Zeckenstich
Reiseländer: Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ungarn und Weißrussland. In Deutschland liegen die Risikogebiete vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen, 2022 kamen Landkreise in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen hinzu. Beim Robert-Koch-Institut (RKI) findet ihr eine entsprechende Karte und Auflistung.
Impfung: ab dem ersten Geburtstag. Gerade bei Wanderurlauben und längeren Aufenthalten in der Natur wird eine Impfung empfohlen.
Hepatitis A
Infektion: Schmierinfektion, verunreinigte Getränke und Speisen (auf konsequente Nahrungsmittel- und Sanitärhygiene achten)
Reiseländer: Hepatitis A kommt weltweit vor, ist aber vor allem in tropischen Ländern, Osteuropa und im Mittelmeerraum verbreitet.
Impfung: ab dem ersten Geburtstag, insgesamt sind zwei Impfungen im Abstand von sechs bis 18 Monaten nötig. Schutz besteht jedoch bereits zwei Wochen nach der Erstimpfung.
Tollwut
Infektion: Biss oder Kratzer eines infizierten Tieres (Hund, Fledermaus, Affe, etc.), Tollwut ist nach Ausbruch immer tödlich.
Reiseländer: In Entwicklungsländern ist Tollwut weit verbreitet, Deutschland und weite Teile Europas sind tollwutfrei.
Impfung: ohne Altersbeschränkung, drei Spritzen innerhalb eines Monats, evtl. Auffrischung nach ein bis zwei Jahren, danach alle fünf Jahre. Aufgrund der relativ geringen Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sollte gut abgewogen werden, ob eine Impfung notwendig ist.
Grippe/Influenza
Infektion: Tröpfcheninfektion, Erreger werden z. B. beim Husten oder Niesen oder durch die Hände übertragen (häufiges Händewaschen als Schutzmaßnahme)
Reiseländer: weltweit
Impfung: ein Totimpfstoff kann ab sechs Monaten gespritzt werden, ein Lebendimpfstoff ab dem zweiten Geburtstag, muss jedes Jahr aufgefrischt werden, wird für ältere Menschen, Schwangere und Kinder bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung empfohlen (z.B. Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff oder Reisegruppen)
Japanische Enzephalitis
Infektion: Stechmücken
Reiseländer: Weite Teile Asiens, der Norden Australiens
Impfung: ab zwei Monaten, zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen
Gelbfieber
Infektion: Stechmücken
Reiseländer: Afrika (rund um den Äquator), Mittel- und Südamerika, einige Inseln der Karibik
Impfung: ab neun Monaten, danach lebenslanger Schutz
Typhus
Infektion: verunreinigtes Trinkwasser und Nahrung (auf konsequente Nahrungsmittel- und Sanitärhygiene achten)
Reiseländer: Südamerika, Afrika, Südostasien, Infektionen kommen insbesondere in Gegenden mit unzureichenden hygienischen Bedingungen vor (Entwicklungsländer).
Impfung: ab dem zweiten Geburtstag
Cholera
Infektion: mit Fäkalien verunreinigtes Wasser oder Nahrung
Reiseländer: Afrika, Asien, Haiti, Dominikanische Republik
Impfung: Schluckimpfstoff ab dem zweitem Geburtstag
Zwölf bis acht Wochen vor Reiseantritt einen Besuch beim Hausarzt planen
Eltern denken oft in erster Linie an ihre Kinder. Auch, wenn es um die Gesundheit während einer Reise geht. Aber auch Erwachsene sollten sich rechtzeitig informieren: Wisst ihr zum Beispiel, wie es um euren eigenen Hepatitis A-Schutz steht? Darüber solltet auch ihr euch vor dem nächsten Urlaub gegebenenfalls Gedanken machen, denn die Infektionen kann zum Beispiel durch verunreinigtes Trinkwasser oder kontaminierte Lebensmittel aber auch das Badewasser hervorgerufen werden.
Weitere Infos zu allen wichtigen Reiseimpfungen, eine Suchfunktion für reisemedizinische Praxen in eurer Nähe, sowie eine praktische Urlaubscheckliste findet ihr zum Beispiel unter bereit-zu-reisen.de