Tipps von den Kinderdocs

Schmerzen bei Kindern: Was dürfen wir als Eltern tun?

Wenn Kinder über Schmerzen klagen, lässt sich der Ernst der Lage nicht immer sofort einschätzen. Abwarten? Schmerzmittel geben – wenn ja, welche und wieviel? Oder direkt in die Notaufnahme? Wir geben Tipps, wie ihr mit einer solchen Situation am besten umgeht.

Wie schlimm die Schmerzen bei Kindern wirklich sind, können Eltern oft schwer einschätzen.© Foto: iStock/Dobrila Vignjevic
Wie schlimm die Schmerzen bei Kindern wirklich sind, können Eltern oft schwer einschätzen.

Egal, um welche Verletzung oder Erkrankung es sich handelt, die meisten gehen mit mehr oder weniger starken Schmerzen eurer Kinder einher. Schmerzen sind sowieso schlimm, aber wenn man Eltern ist, noch um einiges unerträglicher, weil der kleine Schatz leidet.

Viele sind dann unsicher, was verträglich ist, was womöglich gefährlich oder schädlich, kurzum: was sie tun dürfen oder sollten, um Linderung zu verschaffen. Mit keiner Frage werden wir darum häufiger konfrontiert. Wir möchten euch einmal grundsätzlich darüber aufklären, was ihr machen könnt, wenn euer Kind Schmerzen hat. 

Zuallererst schaffen wir mal den Mythos aus der Welt, dass wir Ärzte nicht erkennen können, wie krank euer Kind wirklich ist, wenn ihr ihm zu Hause Schmerzmittel verabreicht habt. Das stimmt nicht. Euer Kind wird gründlich untersucht, und alle Symptome werden ernst genommen, auch wenn es ihm zur Zeit der Ankunft in der Notaufnahme bereits besser gehen sollte. Also tut eurem Kind gern den Gefallen und lindert seine Beschwerden, bevor ihr euch auf den Weg zu uns macht. Die rechtzeitige Gabe eines Schmerzmittels hat sogar den Vorteil, dass euer Kind sich in der Regel mit weniger Widerstand von uns untersuchen lassen wird.

In der Kinderheilkunde und Kinderchirurgie gibt es gar nicht so viele unterschiedliche Schmerzmittel. Zumindest werden nur einige wenige auch regelmäßig eingesetzt. In unserer Klink verwenden wir mit Abstand am häufigsten Paracetamol und Ibuprofen. Sind die Schmerzen etwas stärker, kommt auch mal Metamizol zum Einsatz. Wir möchten euch hier aber nicht mit biochemischen Wirkungsweisen langweilen, sondern klären euch lieber über die Unterschiede zwischen den Medikamenten auf und wann ihr welches am sinnvollsten geben könnt.

Natürlich sind das nur Empfehlungen von unserer Seite. Bei Unverträglichkeiten oder Organ- oder Stoffwechselerkrankungen informiert euch bitte über die Beipackzettel oder fragt im Zweifel euren Arzt oder Apotheker. Generell gilt für alle aufgeführten Medikamente im Folgenden: Für die richtige Dosierung und alles weitere lest den Beipackzettel bzw. fragt euren Kinderarzt oder Apotheker.

Paracetamol für Babys und Kinder

Paracetamol ist ein fiebersenkendes und schmerzstillendes Arzneimittel. Das Medikament ist sehr gut verträglich und bei richtiger Dosierung nebenwirkungsarm. Paracetamol ist die erste Wahl als Schmerzmittel bei Neugeborenen. Die meisten anderen Schmerzmittel sind für die ganz kleinen Patienten nicht zugelassen. Bei bekannter Allergie oder bei Erkrankungen der Leber solltet ihr dieses Medikament nur nach Rücksprache mit eurem Kinderarzt verabreichen. Bei Neugeborenen und Säuglingen ist die Unsicherheit der Eltern in der Regel am größten. Hier empfehlen wir Paracetamol rektal (als Zäpfchen) zu verabreichen, bei älteren Kindern kann es gut oral (als Saft oder Tablette) eingenommen werden.

Ibuprofen für Babys und Kinder

Ibuprofen ist bei uns in der Kinderchirurgie das am meisten verwendete Schmerzmittel. Es ist fiebersenkend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Bei Prellungen und Knochenbrüchen hat es eine bessere schmerzstillende Wirkung als Paracetamol. Es ist außerdem nebenwirkungsarm bei kurzzeitigem Gebrauch. Verabreicht wird es rektal oder oral. Bei Säuglingen geben wir, wie eben bereits erwähnt, eher Paracetamol, weil Ibuprofen-Zäpfchen erst ab sechs Kilogramm Körpergewicht oder ab drei Lebensmonaten zugelassen sind. Der Saft ist ab sechs Monaten zugelassen.

Metamizol für Babys und Kinder

Erwähnen wollen wir noch Metamizol, ein fiebersenkendes, stark schmerzstillendes und krampflösendes Medikament, welches oral, rektal und über die Vene gegeben werden kann. Häufig kommt das Medikament bei uns postoperativ zum Einsatz oder falls die vorher genannten Schmerzmittel nicht ausreichen. Das Medikament wird seltener verschrieben, da es, wenn auch extrem selten, zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen kann. Sollte es unter einer Metamizol-Einnahme oder kurz danach zu Fieber oder grippalen Symptomen kommen, solltet ihr einen Arzt aufsuchen.

Schmerzen bei den Allerkleinsten erkennen

Manchmal ist es gar nicht so einfach zu verstehen, was euer Kind für ein Problem hat (dabei meinen wir nicht den pubertierenden, bockigen Nachwuchs, dem man jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen muss), insbesondere, wenn es sich um ein Neugeborenes oder einen Säugling handelt. Die ganz Kleinen haben nur indirekt die Möglichkeit, euch mitzuteilen, was ihnen fehlt. Grundsätzlich kennt ihr euer Kind am besten.

Folgende Veränderungen und Verhaltensweisen können aber Hinweise auf Schmerzen sein:

  • vermehrtes oder schrilles Schreien
  • Apathie
  • blass/bläuliche oder marmorierte Hautfarbe
  • erhöhte Atemfrequenz (die eine Mehrbelastung des Körpers anzeigen und ein Hinweis auf eine Erkrankung sein kann)
  • reduziertes Trinkverhalten

Zum Weiterlesen: Kinderunfälle – was ihr zu Hause tun könnt und wann ihr in die Klinik solltet

Das Kleinkind steckt sich eine Murmel in die Nase. Die Tochter kriegt beim Spielen im Wald einen Ast ins Auge. Der Sohn knallt auf dem Trampolin mit seinem Kumpel zusammen … Kinder tun sich ständig weh, manchmal ziemlich übel. Der erste Impuls vieler Eltern: Ab in die Klinik! Dabei sind die meisten Verletzungen gar keine echten Notfälle. Die Folge: überlastete Notaufnahmen und auf allen Seiten zum Zerreißen angespannte Nerven.

Genau das wollen die Kinder-Docs Benedict-Douglas Sannwaldt und Till Rausch mit ihrem neuen Buch ändern. Es soll Eltern eine Orientierungshilfe für die häufigsten Arten von Verletzungen und Unfällen bieten, um den Ernst der Lage besser einzuschätzen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Ein Buch zum vorsorglichen Drin-Schmökern, aber auch Schnell-mal-Nachschlagen. Mal hoch emotional, mal extrem dramatisch, zwischendurch sogar urkomisch. In jedem Fall aber immer mit viel Herz und Verständnis für alle Eltern, die sich Sorgen um ihren Nachwuchs machen.

"Verknackst, verschluckt, verbrannt: Wie ihr euren Kids zu Hause helft – und wann ihr in die Klinik solltet" von Till Rausch und Dr. Benedict-Douglas Sannwaldt (191 Seiten, Junior Medien, 18,95 Euro).

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