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In anderen Ländern sind Kopfbälle bereits verboten oder stark reglementiert. Medizinische Experten hierzulande fordern ähnliche Einschränkungen. Vor allem für Kinder. Doch Verbände und Vereine halten bisher gegen ein striktes Kopfball-Verbot. Sie haben stattdessen neue, softere Spielformen für Kinder entwickelt und ihre Trainingseinheiten angepasst. Ärzte der Hamburger Asklepios Klinik Nord halten jüngst dagegen und sind sich einig, dass ein klares Verbot von Kopfbällen für Kinder unter 12 Jahren die "deutlich verantwortungsvollere Version wäre", so erklärt es ein Sprecher der Klinik.
Warum sind Kopfbälle (für Kinder) so gefährlich?
Eine Studie der University of Glasgow von 2019 brachte die Debatte in Gang. Fußballspieler haben demnach ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Durch Schläge und Stöße werden Nervenzellen im Gehirn langfristig beschädigt. Untersucht wurden insgesamt 8000 schottische Fußballer. Auffällig: Torhüter erkranken genauso häufig wie Nicht-Fußballer. Feldspieler allerdings schon viermal mehr. Und Abwehrspieler, die bekanntermaßen die meisten Kopfbälle spielen, haben ein fünfmal größeres Risiko im Alter dement zu werden.
"Gerade wachsende und sich weiter entwickelnde Gehirne von Kindern reagieren besonders sensibel auf Erschütterungen. Als Stiftung, die sich für die Unversehrtheit und den Schutz von Sportler*innen einsetzt, fordern wir, dass auch in Deutschland konkrete Maßnahmen unternommen werden, um die Gesundheitsrisiken durch Kopfbälle effektiv auf ein Minimum zu reduzieren", so Claus Weingärtner, Vorstand der Stiftung Sicherheit im Sport. Er erklärt uns: "Mit einem Verbot von Kopfbällen in Training und Wettkampf, wie es in den USA und England bereits besteht, könnte dies erreicht werden. Zu groß ist das Risiko, dass durch häufiges Kopfballspiel heute Schäden entstehen, die erst viele Jahre später ihre Folgen zeigen."
Tatsächlich dürfen englische, schottische und irische Fußball-Kids (unter elf) im Training gar nicht mehr köpfen. Selbst Profis der Premier League dürfen nur noch zehn intensive Kopfbälle pro Woche spielen. Undenkbar in Deutschland...
Warum der DFB (bisher) gegen ein Kopfball-Verbot ist:
Trotz der aktuellen Erkenntnisse spricht sich der DFB (Deutscher Fußball-Bund) gegen ein generelles Verbot aus: "Kopfbälle gehören zum Fußball dazu. Sie grundsätzlich zu verbieten, stellt daher auch keine Option dar", heißt es auf der Website des DFB. "Ein Trainingsverbot ist der falsche Weg, denn im Wettbewerb oder auch beim Kick auf dem Bolzplatz wird dann doch geköpft", meint Ronny Zimmermann, der im DFB-Präsidium für Grundsatzfragen des Jugendfußballs und der Talentförderung zuständig ist. "Der junge Fußballer und die junge Fußballerin wenden möglicherweise eine falsche Technik an, die im Worst Case zu deutlich größeren Schädigungen führen kann." Das DFB-Credo lautet also: nachhaltige Wirkung statt kurzfristige Verbote.
Offiziell werden vom DFB diese Empfehlungen für das Kopfballtraining mit Kindern ausgesprochen:
- Die Anzahl der Kopfbälle soll im Training so weit wie möglich begrenzt werden.
- Der Ball soll immer mit der Stirn gespielt werden – für maximale Präzision und Druck.
- Es soll mit Luftballons oder Schaumstoffbällen trainiert werden ...
- ... und mit einem kleineren, leichteren und dem Alter entsprechenden Ball gespielt werden.
- Die Nackenmuskulatur soll durch gezielte Übungen gestärkt werden, damit die Krafteinwirkung auf den Kopf verringert wird.
- Bei nass-kaltem und somit rutschigem Wetter wird auf Kopfball-Training verzichtet.
- Ausreichende Regeneration zwischen den einzelnen Kopfballeinheiten.
Neue Spielformen für den Kinderfußball ab 2024/25
Ab der Saison 2024/25, das wurde nun verbindlich und bundesweit vom DFB beschlossen, sollen neue Spielformen für den deutschen Kinderfußball gelten – genau genommen für die G-, F- und E-Jugend. Diese bauen grundsätzlich auf kleineren Mannschaftsgrößen und auf kleineren Spielfeldern auf. Warum das auch für die Gefahr durch Kopfbälle relevant ist? Durch die Verkleinerung der Felder und Tore, wird auch der Ball automatisch flacher gespielt. Außerdem wird der Ball nicht mehr hoch eingespielt. Einwurf und Abstoß werden durch Eindribbeln ersetzt. Das Kopfball-Risiko ist somit deutlich minimiert.
Tipp: Sind Eltern weiterhin besorgt, sollten sie unbedingt das Gespräch mit den Fußball-Vereinen und Trainern ihrer Kinder suchen – für (individuelle) Lösungen, mit denen sich alle Beteiligten wohl und sicher fühlen. Plus: Einzelne Fußballvereine gehen bereits mit gutem Beispiel voran und trainieren grundsätzlich bis zum zwölften Lebensjahr keine Kopfbälle. Erkundigen lohnt sich also.