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1. Wer Läuse hat, ist eklig und unbeliebt.
Die gemeinste Läuse-Lüge von allen. Die Übertragung von Läusen erfolgt direkt von Kopf zu Kopf. Wer viele Freunde hat, mit denen er beim Spielen im wahrsten Sinne die Köpfe zusammensteckt, hat eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Zum Läuse-Opfer werden also in der Regel gerade nicht die Außenseiter – sondern die besonders beliebten Kinder mit großem Freundeskreis. Auch beim Kuscheln und Schlafen in einem Bett droht eine Übertragung.
2. Wer Kopfläuse hat, wäscht sich nicht.
Ein Witz unter Kinderärzten geht so: Wer sich oft die Haare wäscht, hat besonders saubere Läuse. Ob das Haar frisch gewaschen ist oder vor Fett trieft, ist der Kopflaus nämlich vollkommen egal. Mangelnde Hygiene ist nicht Schuld an einem Kopflausbefall. Und los wird dein Kind die Laus mit normalem Shampoo übrigens auch nicht.
3. Läuse werden über Mützen, Bürsten und Kuscheltiere übertragen.
Ist theoretisch zwar möglich, kommt aber praktisch so gut wie nie vor. Eine australische Studie hat gezeigt: Kein Kind bekommt Läuse, weil es die Mütze eines verlausten Freundes aufgesetzt hat. Die Ansteckung erfolgt meist ausschließlich von Kopf zu Kopf. Schockfrosten von Bürste, Teddy und Co. in der Tiefkühltruhe oder luftdichtes Verschließen in einer Plastiktüte sind nicht notwendig. Reinigen mit warmem Wasser und Seifenlauge beziehungsweise Waschen in der Waschmaschine genügt.
4. Die Kopflaus kann auch außerhalb des menschlichen Kopfes überleben.
Ja, allerdings nur für sehr kurze Zeit. Außerhalb des menschlichen Kopfes stirbt die Laus in wenigen Stunden ab. Deswegen verlässt sie den temperierten Haarbereich nicht freiwillig. Pediculus humanus capitis, wie die Kopflaus wissenschaftlich heißt, benötigt den Menschen, bei dem sie alle zwei bis vier Stunden ihren Saugrüssel in die Kopfhaut sticht und Blut saugt. Ihr gerinnungshemmender Speichel hält das Blut flüssig.
5. Die Kopflaus springt von Kopf zu Kopf.
Dieser Kopflaus-Mythos hält sich hartnäckig. Die Laus kann allerdings weder springen noch fliegen. Aber: ziemlich schnell reagieren. Schon ein kurzer Haar-zu-Haar-Kontakt genügt, und die Blutsauger hangeln sich mit ihren Klammerbeinen auf den menschlichen Kopf.
6. Haustiere sind Läuseschleudern.
Keine Sorge: Waldi, Hasi und Co. übertragen garantiert keine Läuse auf den Menschen. Von den weltweit rund 3.500 Läusearten haben sich nur drei auf uns Menschen festgelegt: die Filzlaus, die Kleiderlaus und eben die Kopflaus. Im Fell eurer tierischen Lieblinge versteckt sich keine davon.
7. Läuse lieben dickes, dunkles Haar.
Ob blond, ob braun, lang oder kurz: Die Haarfarbe, -struktur und -länge ist der Kopflaus herzlich egal (nur bei einer Haarlänge von unter zwei Zentimetern haben die Parasiten es schwer; "Glatzköpfe" bleiben von einem Lausbefall sogar ganz verschont, weil sich die Läuse nicht festhalten können). Hauptsache, sie bekommen regelmäßig frisches Blut!
8. Ein Kopflausbefall ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen.
Doch, und zwar, indem du das Haar zunächst mit Shampoo wäschst, anschließend eine Pflegespülung ins Haar gibst, es Strähne für Strähne von der Kopfhaut bis zu den Spitzen mit einem feinen Kamm – idealerweise mit einem speziellen Läusekamm – auskämmst und diesen auf einem Küchenpapier abstreifst. Ausgewachsene Läuse sind bei einem Befall mit bloßem Auge zu erkennen. Nissen, also die Läuse-Eier, sind hingegen bloß stecknadelkopfgroß. Sie lassen sich nicht so leicht abstreifen, sodass man sie leicht übersieht oder sie mit Schuppen verwechselt. Wichtig ist, die Läuse-Eier mechanisch zu entfernen. Nach Nissen Ausschau zu halten, ist also wenig erfolgversprechend, wenn Eltern einen Kopflausbefall feststellen wollen – es sei denn, sie sind in der Läuse-Diagnose geübt. Tipp: Vor allem dicht an der Kopfhaut nachsehen!
9. Kopfläuse übertragen Krankheiten.
Ja, die kleinen Krabbler jucken ganz schön. Und wer zu doll kratzt, kann damit Ekzeme verursachen. In Europa überträgt die Kopflaus – im Gegensatz zur Kleiderlaus – jedoch keine Erreger.
Kinder dürfen weiter in die Kita und zur Schule gehen – in Amerika
Update November 2022: Übrigens: Die "American Academy of Pediatrics" (Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde) hat kürzlich eine neue Richtlinie herausgegeben, nach der Kinder, wenn sie Läuse haben, nicht mehr zu Hause bleiben müssen. Da Läuse keine Krankheiten (Viren und/oder Bakterien) übertragen, sei ein Läusebefall nicht so gefährlich, als dass er rechtfertigen würde, dass Kinder die Schule verpassten, so ein Sprecher der Akademie.
10. Hausmittel wirken Wunder.
Oma kennt immer die besten Hausmittel – auch solche, die der Kopflaus den Garaus machen. Das stimmt in diesem Fall leider nicht. Natürliche Hausmittel taugen vielleicht, um Warzen und Ohrenschmerzen zu vertreiben. Den fiesen Läusen aber können sie nichts anhaben! Mayonnaise, Öl, ätherische Öle (zum Beispiel Lavendelöl oder Rosmarinöl), Spiritus, Essig und stundenlanges Föhnen – bringt alles nichts. Um die Laus zuverlässig zu bekämpfen, muss ein wirksames Läusemittel her! Die Zeitschrift Öko-Test hat verschiedene Produkte unter die Lupe genommen.
11. Läusemittel gibt es auf Rezept.
Ja, sofern es sich bei dem Produkt um ein verordnungsfähiges Medizinprodukt handelt. Für solche Präparate, die als Arzneimittel zugelassen sind, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Kinder ab sechs Monaten bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres. Welches Anti-Kopflaus-Mittel tatsächlich erstattungsfähig ist, erfährst du aus der Liste der verordnungsfähigen Medizinprodukte (Anlage V) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Darüber hinaus werden viele Läuse-Shampoos rezeptfrei in der Apotheke angeboten, von denen allerdings nur einzelne auch die Stadien in den Eiern (= Nissen) abtöten.
12. Jedes Läusemittel wirkt gleich.
Dass das Quatsch ist, zeigt allein die unterschiedliche Einwirkzeit der Mittel: von zehn Minuten bis 8,5 Stunden! Vom Umweltbundesamt sind drei Insektizide sowie drei physikalisch wirkende Medizinprodukte zugelassen. Die Produkte wirken auf ganz verschiedene Weise – einige auf die Nerven der Läuse, andere ersticken sie schlichtweg. Und auch die Anwendung unterscheidet sich mitunter erheblich: Manche Mittel werden ins trockene Haar gegeben, manchmal genügt es, den Schopf einmal mit dem Läuseshampoo zu behandeln, bei anderen ist eine zweite Behandlung erforderlich. Kurzum: Du solltest dich bei der Anwendung auf jeden Fall genau an den Beipackzettel halten und die Behandlung sorgfältig durchführen, damit das Läusemittel seine volle Wirkung entfalten kann. Vorsicht: Viele Produkte sind leicht entflammbar. Schon der Funke eines Föhns kann den Kopf deines Kindes in Brand setzen. In jedem Fall solltest du mithilfe der "Auskämmmethode" (siehe Mythos 8) überprüfen, ob die Läuse-Behandlung erfolgreich war.
13. Das Kind darf die Kita oder Schule erst dann wieder besuchen, nachdem die Eltern ein ärztliches Attest vorgelegt haben, das den Behandlungserfolg bestätigt.
Zunächst: Eine Meldepflicht bei Kopflausbefall gibt es nicht. Laut § 34 (6) des Infektionsschutzgesetzes sind die Leiterinnen und Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen jedoch verpflichtet, das örtliche Gesundheitsamt zu benachrichtigen. Eltern müssen den Kopflausbefall also umgehend der Schule oder der Kita melden. Und so lange das Kind Läuse hat, muss es zu Hause bleiben. Nachdem Eltern bestätigt haben, dass sie die Behandlung erfolgreich (!) durchgeführt haben, darf der Nachwuchs wieder die Einrichtung besuchen. Ein ärztliches Attest ist keine Pflicht. Eine offene Kommunikation mit der Kita oder der Schule sollte für Väter und Mütter jedoch selbstverständlich sein, damit die Kinder die ekligen Kopfläuse schnell und nachhaltig loswerden. Also: keine falsche Scham!
14. Kopfläuse gibt's nur im Winter und im Urlaub.
Reisezeit ist Läusezeit. Oder: Winterzeit ist Läusezeit. Auch wenn Läuse nach den Ferien vermehrt auftreten: Sie sind kein Souvenir, das wir aus dem Urlaub mitbringen oder ein Phänomen, das ausschließlich während der kalten Jahreszeit auftritt. Am besten fährt man mit der Devise "Läusezeit ist immer". Und jetzt seid ihr bestens darauf vorbereitet!
So beugt ihr einer Ansteckung mit Kopfläusen vor
- Eine Übertragung über Gegenstände ist sehr selten – aber möglich. Dafür muss die Laus aus dem Haar auf einen Gegenstand gelangen und innerhalb von etwa 48 Stunden auf einem anderen Kopf landen. Deshalb: Besser keine Kopfkissen, Mützen, Bürsten oder Fahrradhelme gemeinsam nutzen!
- Dasselbe gilt für Heimtextilien. Wer bereits ein Familienmitglied mit Läusebefall zu Hause hat, sollte sich kein Kopfkissen mit ihm teilen. Und: Kleidung, Bettwäsche und Handtücher am besten auf 60 Grad waschen.
- Herrscht in der Kita oder Schule Läuse-Alarm, ist die Ansteckungsgefahr groß. Wer auf Nummer Sicher gehen will, besorgt sich in der Apotheke ein pflanzliches Abwehrmittel aus dem Extrakt des Zitroneneukalyptus. Das wird auf den Kopf gesprüht und wirkt wie ein "Schutzschild" gegen Läuse.
Mehr Infos: www.pediculosis-gesellschaft.de