Ist das bedenklich?

Stuhlgang anhalten: Wenn Kinder nur zu Hause Kacka machen

Ist es gesundheitsschädlich, wenn unsere Kleinen ihr "großes Geschäft" nur zu Hause machen wollen – und so lange den Stuhlgang anhalten? Wir haben bei einem Kinderarzt nachgefragt.

In der ersten Zeit des "Sauberwerdens" wollen Kinder am liebsten im heimischen Badezimmer auf Toilette gehen. Vor allem für das große Geschäft.© Foto: iStock/Aleksandar Nakici
In der ersten Zeit des "Sauberwerdens" wollen Kinder am liebsten im heimischen Badezimmer auf Toilette gehen. Vor allem für das große Geschäft.

Klassischer Fall: Das Kind ist bereits trocken. Großer Stolz bei Mama und Papa. Es nutzt die Toilette sicher, selbstständig und fröhlich – zu Hause! Sobald es allerdings unterwegs ist, ob bei Freunden oder in der Kita, mag es einfach nicht sein "großes Geschäft" verrichten. Es hält den Stuhlgang vielleicht sogar bewusst zurück. Kann das schaden? Wir haben bei dem Kinderarzt Dr. Klaus Rodens aus Langenau in Baden-Württemberg um Rat gefragt. 

Probleme mit dem Stuhlgang? In den meisten Fällen kein körperliches Problem!

Dr. Rodens bestätigt uns, dass sehr viele Eltern mit ihren Kindern in seine Praxis kommen mit dem Vorstellungsanlass Stuhlverhalt: "In den allermeisten Fällen, nämlich bei weit über 90 Prozent, besteht, wie oft und fälschlicherweise von den Eltern befürchtet, kein organischer Grund wie zum Beispiel Hämorrhoiden, Schleimhautrisse am After, angeborene neuronale Stuhlentleerungsstörungen, Fehlernährung oder Hormonstörungen beim Kind." Der Experte betont, dass das Sauberwerden im Allgemeinen und insbesondere die Stuhlentleerung für viele Kinder eine nicht ganz einfache Entwicklungsaufgabe darstellt. Wenn große, einschneidende Veränderungen, wie eine Kita-Eingewöhnung oder ein Umzug hinzukommen, kann dieser Entwicklungsschritt oft beeinflusst bzw. verzögert werden. Selbst Erwachsene kennen das Problem von Reisen, wenn es in den ersten Tagen erstmal nicht klappen will mit den Stuhlgang in der neuen Atmosphäre. 

"Kein Kacka in Kita, Mama!" Was sind die Gründe für das Anhalten?

"Wenn Kinder, das betrifft vor allem die Kindergartenzeit, sich weigern, ihr 'Kacka' auf fremden Toiletten zu verrichten, sind beim Nachbohren nicht selten objektiv unhygienische oder auch nicht der Realität entsprechende unhygienisch empfundene Bedingungen der angegebene Abwehrgrund", berichtet uns Dr. Rodens aus seiner langjährigen Kinderarzterfahrung. Manchmal ist aber auch das sich in diesem fortschreitenden Alter (ab ca. drei Jahren) entwickelnde Schamgefühl ein Grund fürs Unterdücken. Immerhin ist die Intimregion beim Stuhlgang betroffen!

Was rät der Experte in diesen Fällen? Erstmal: Ruhe bewahren! Eltern sollten geduldig und entspannt bleiben und gegebenfalls altersgerecht über das Thema mit ihren Kindern sprechen. Aber bitte niemals mit Druck! Solange die Kinder zwar anderorts ihren Stuhlgang zurückhalten, zu Hause aber problemlos "groß machen", gibt es laut dem Mediziner keinen Grund zur Sorge: "Das hält ein gesunder Enddarm aus!" Der Experte findet, für den erfolgreichen Toilettengang darf es in Ausnahmefällen auch mal kleine Belohnungsanreize geben. 

Wann wird das Stuhverhalten zum Problem?

"Etwas anders sieht es aus, wenn dem Kind die häusliche Schleuse nicht gelingt", erklärt Dr. Rodens weiter, wenn das Kind also auch zu Hause die Beine überschlägt – und nicht mehr kann und will. Das Anhalten des Stuhlgangs kann dann über längere Zeit gesehen zu unangenehmen Verstopfungen führen und in einzelnen Fällen sogar zu einer Darmerweiterung und -trägheit. Dann kann es sogar zum Verlust des natürlichen Darmentleerungsgefühls kommen. 

Deshalb gilt es die eigenen Kinder genau zu beobachten und mit dem Gang zum Kinderarzt nicht zu lange zu warten. Er wird unter Umständen zu einem Kindergastroenterologen überweisen. Faustregel: Ändert sich das Stuhlgangverhalten innerhalb kurzer Zeit merklich, sollte der Nachwuchs untersucht werden. Ein bis sogar drei Mal am Tag ist für viele Kinder, vor allem kleine Kleinkinder, normal. Aber auch ein Stuhlgang alle zwei Tage ist kein Grund zur Sorge. Bei weniger als drei Ausscheidungen pro Woche könnte eine Verstopfung vorliegen. Aber auch hier gilt: Geht das eigene Kind nur drei Mal pro Woche für das große Geschäft auf Toilette, und es geht ihm damit gut, ist auch hier nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis gegeben. 

Tipp: Solltet ihr euch bezüglich der Thematik Sorgen um euer Kind machen, dann sucht unbedingt auch das Gespräch zu den betreuenden Erziehern und Erzieherinnen. Sensibilisiert sie für das Problem, damit sie entsprechend beobachten und handeln können. 

Stuhlgang bei Kleinkindern anregen und einer Verstopfung vorbeugen

Das hilft:  

  • viel Bewegung
  • ballaststoffreiche Ernährung in den Speiseplan einbauen, vor allem Obst (zwei Kinderhände voll), Gemüse (drei Kinderhände voll) und Vollkorn. Easy: Morgens einen Teelöffel Leinsamen ins Müsli mogeln. 
  • viel Trinken, in diesem Fall auch mal verdünnte Obstsäfte bzw. Schorlen anbieten
  • weniger Kuhmilch, lieber Joghurt, Buttermilch und Käse
  • Banane, Weißmehl und Schokolade nur in Maßen 
  • zum Kochen lieber Olivenöl nutzen statt Butter/Margarine
  • Setzt euer Kind (zu Hause) direkt nach den Mahlzeiten für 5-10 Minuten auf Töpfchen oder Toilette, dann ist der Stuhldrang in der Regel am größten. Aber immer mit viel Ruhe, vielleicht einem Buch, aber ohne Druck! Es muss nicht immer klappen.
  • Die Füße sollten für eine leichtere Darmentleerung aufgestützt sein – und nicht baumeln.
  • Abführmittel nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt verabreichen. Und auch auf Hilfsmittelchen, wie Fieberthermometer in den Po, verzichten. 

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