Aufgepasst!

Rettungsschwimmerin besteht auf diese 10 Dinge, bevor ihre Kids ins Wasser dürfen

Der Facebook-Post einer Rettungsschwimmerin ging viral. Wir teilen daraus die wichtigsten Tipps, damit Kinder sicher im Wasser sind.

Zwei Mädchen liegen im seichten Meerwasser.© Pexels/Keirstin Proud
Rettungsschwimmerin rät: Bestimmte Dinge müssen Kinder wissen, bevor sie ins Wasser gehen.

Eine Mutter und Lifeguard gibt Tipps, die Eltern unbedingt beherzigen sollten, damit ihre Kinder im Wasser sicher sind.

Kurzes Briefing gehört dazu, bevor Kinder ins Wasser dürfen

Natalie Livingston ist Rettungsschwimmerin, bildet Lebensretter aus und ist selbst Mutter. Außerdem untersucht sie Wasserunfälle mit und ohne Ertrinken. Sie kann auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken. Kein Wunder also, dass sie ihre Kids nicht einfach unbedacht ins Wasser gehen lässt. Auch wenn diese manchmal schon etwas genervt sind, wissen sie genau, dass es ohne dieses kurze Briefing nicht geht. Unnötige Unvorsichtigkeiten möchte Natalie aufgrund dessen, was sie beruflich so oft sieht, von vornherein ausschließen. Und betont immer wieder, dass Eltern mit voller Aufmerksamkeit bei ihren Kindern sein sollten, wenn diese im Wasser sind. Da können wir anderen Eltern uns noch ein Beispiel dran nehmen. 

Hier seht ihr den Facebook-Post, auf den wir uns beziehen:

Tipps der Rettungsschwimmerin

Hier fassen wir ihre Tipps für euch zusammen – und zwar egal ob die Kids im Freien, in natürlichen Gewässern oder im Schwimmbad sind:

  1. Kinder sollen IMMER fragen, bevor sie ins Wasser gehen. Natalie Livingston sagt ihnen dann genau, WO sie schwimmen, ins Wasser springen und WIE sie reinspringen können (mit den Füßen zuerst!). Spannend kann es auch sein, die Kinder mit einzubeziehen und sie zu fragen, welche Regeln es ihrer Meinung nach geben sollte. Probiert es mal aus. Oft kommen sie auf Dinge, die uns selbst gar nicht einfallen würden.
  2. Bringt Kindern bei, die Wassertiefe auf ihre Körpergröße zu beziehen. Wenn ein Kind weiß, dass das Wasser ihm, wenn es 1,20 Meter tief ist, beispielsweise bis zur Stirn reicht, kann es einschätzen, ob es "paddeln" muss und Schwierigkeiten hat, den Boden zu berühren. Das hilft auch bei größeren Geschwistern oder Freunden, wenn die Kleinen genauso weit reingehen möchten. Dann kann man leicht argumentieren, dass die Großen da (bei einer bestimmten Wassertiefe) noch stehen können, die Kleinen aber nicht.
  3. Kinder müssen wissen, wie sie sich aus dem Griff von anderen befreien. Die Rettungsschwimmerin berichtet, dass sie kürzlich einen Vorfall beobachtet habe, bei dem sich ein fünfjähriger Junge plötzlich im Wasser an einem vierjährigen Mädchen festgehalten habe, was beide in Gefahr brachte. Natürlich griff Natalie sofort ein und zog beide an Land. Aus diesem Grund ist es ihr so wichtig, dass ihre Kinder wissen, wie sie sich befreien und auch, dass sie sich selbst nicht einfach an jemand anderem festhalten. Es gibt viele gute Schwimmer, die es aber nicht schaffen würden, eine zweite Person über Wasser zu halten. Natalies Rat für die Kids: "Suck, duck, tuck", also tief einatmen, untertauchen und sich mit Armen und Beinen befreien bzw. von der Person wegbewegen. Dann ist es wichtig, sofort einen Erwachsenen zu rufen, um der anderen Person zu helfen.
  1. Kinder dürfen und sollten ihre Eltern daran erinnern, aufmerksam zu bleiben. Auch das kann eine Absprache sein. Es sollte immer ein Erwachsener zuschauen, wenn die Kinder im Wasser sind. Und dabei ist es ganz natürlich, dass wir auch mal abgelenkt sind. Unsere Kinder dürfen uns dann zurückholen. Noch ein Tipp für Eltern: Handy am besten ausgeschaltet lassen, während die Kinder im Wasser sind, um sich selbst nicht damit abzulenken.
  2. Pausen festlegen. Kinder könnten ewig im Wasser planschen. Doch vor allem die Aufsichtsperson braucht regelmäßige Pausen, da man keine durchgehende Aufmerksamkeit gewährleisten kann. Also bestimmt feste Zeiten, wie lange geschwommen wird. Und wenn ihr auf die Toilette, zur Tür oder sonstiges müsst, lasst alle Kinder zuerst aus dem Wasser rauskommen. 
  3. Selbst aufpassen, statt anderen zu vertrauen. Wenn möglich, sollten die Eltern immer selbst auf ihre Kinder aufpassen. Natalie hat die Regel aufgestellt, dass sie woanders (wenn die Eltern nicht dabei sind) eine Rettungsweste tragen müssen. Finden die Kinder das cool? Nein. Dennoch. Die Alternative wäre, dass sie nicht hingehen können. Sicherheit geht vor. Seien es die Großeltern, die beim Schwimmen dabei sind, oder eine Party im Pool der Nachbarn – ohne Eltern wird eine Schwimmweste getragen. Auch wenn es am Strand Lebensretter gibt, sollten Eltern sich für ihre Kinder verantwortlich fühlen. Sie können sich viel leichter auf ein oder zwei Kinder konzentrieren als der Rettungsschwimmer, der gleichzeitig diverse Menschen im Blick haben muss. 
  1. Macht Schwimmwesten cool! Klar, niemand will sie als Einziger tragen. Aber wenn alle sie tragen, können sie auf einmal beliebt werden. Es gibt auch tolle Spiele mit Rettungswesten, die man auf der Pool-Party spielen kann, zum Beispiel Wasserballwerfen, einen Ring von Fuß zu Fuß weitergeben etc. Unbedingt darauf achten, dass es zugelassene Rettungswesten und keine Spielzeuge sind!
  1. Kinder müssen wissen, wie Ertrinken passiert. Natalies Kinder wissen, dass Wasser gefährlich ist, dass Ertrinken schnell und leise passieren kann. Sie wissen, dass sie unter Wasser nicht atmen können, dass auch gute Schwimmer ertrinken können und dass es auch unvorhersehbare gesundheitliche Gründe gibt, die zum Ertrinken führen können, zum Beispiel Krämpfe. 
  2. "Guck mal"-Herausforderungen sind tabu. Meistens leitet diese Phrase gefährliches oder riskantes Verhalten ein. Das hat (auch) im Wasser nichts zu suchen. 
  3. Kinder als Aufpasser mit einbeziehen. Kinder haben meistens ein gutes intuitives Gefühl, wenn etwas nicht stimmt. Ermutigt sie, in diesem Fall immer sofort einem Erwachsenen Bescheid zu geben. Dabei hilft die Fünf-Sekunden-Regel: Stellen sie fest, dass jemand unter Wasser ist, sollten sie nicht davon ausgehen, dass derjenige spielt oder es mit Absicht tut. Sondern stattdessen bis fünf zählen. Ist die Person dann immer noch unter Wasser, sollen sie sofort jemandem Bescheid sagen. Oft passen sie automatisch gut gegenseitig aufeinander auf.

Ab wann dürfen Kinder alleine ins Schwimmbad?

Bei dieser Frage gilt es sicherlich wie so oft, den gesunden Menschenverstand einzusetzen. Ihr selbst kennt euer Kind am besten und könnt einschätzen, wann ihr ihm was zutraut. In Bezug auf das erworbene Schwimmabzeichen gibt es zum Beispiel in Hamburg ganz klare Regeln, ab wann Kinder alleine ins Schwimmbad dürfen – ihr könnt auch einfach in eurem Schwimmbad nachfragen:

"Bei Bäderland Hamburg wird das ganz klar von der Hausordnung geregelt", sagt Michael Dietel (Pressesprecher Bäderland Hamburg). "Für Kinder bis zum vollendeten siebten Lebensjahr ist die Anwesenheit einer geeigneten Begleitperson erforderlich. Weitergehende Regelungen und Altersbeschränkungen (zum Beispiel für den Sauna- und Wellnessbereich oder Wasserrutschen) sind möglich. Auch für Kinder nach vollendetem siebten Lebensjahr gilt: Wer nicht sicher im Wasser ist, benötigt unbedingt eine Begleitung. Ein 'sicherer Schwimmer' ist, wer das bronzene Schwimmabzeichen erworben hat.'

Hat euer Kind "Bronze" und ist über sieben Jahre alt, darf es also offiziell alleine ins Schwimmbad gehen. Gerade wenn es aber (neben dem Schwimmkurs) noch nicht viel Schwimmerfahrung hat, bietet es sich sicher an, wenn ihr als Eltern noch länger aufmerksam dabei seid. Viele Kinder trauen sich in dem Alter ja auch noch gar nicht alleine ins Schwimmbad.

Quellen und mehr Infos:
alive-solutions.com, bei Facebook und Instagram: @aquaticsafetyconnection
Bäderland Hamburg