Eine Erzieherin im Kindergarten© iStock/FatCamera
Wie viel verdient eigentlich eine Erzieherin?

Über Gehälter spricht man nicht. Oder doch? Heute wird ein offener Umgang mit dem hart verdienten Geld immer häufiger als fair und wichtig angesehen. Im Gespräch mit dem "Spiegel" verrät Nicole Unger (Name geändert), was genau sie verdient. Die 33-Jährige hat Literatur studiert und einige Jahre in der Pressearbeit der Kulturbranche gearbeitet. Nach einer berufsbegleitenden Umschulung ist sie heute als Erzieherin in Vollzeit tätig.

Was verdient eine Erzieherin in einer Kita?

Die Erzieherin in einem Kindergarten arbeitet 39,5 Stunden in der Woche und erhält dafür 43.012 Euro brutto im Jahr. Das bedeutet: 3.463,52 Euro pro Monat. Damit liegt sie damit etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt: Laut der Bundesagentur für Arbeit kommt ein/e "Erzieher/in" in Vollzeit auf monatlich 3.749 Euro brutto.

Hinzukommen bei Nicole Ungers Arbeitgeber eine Benefit-Karte, also 50 Euro, die sie monatlich in einem ausgewählten Geschäft (z. B. Drogerien, Bio-Märkte etc.) ausgeben kann und ein Deutschlandticket für 49 Euro. Außerdem erhält die junge Frau eine Jahressonderzahlung von 950 Euro plus 500 Euro Urlaubsgeld. 

Gerecht? Oder zu wenig? 

Nicole Unger sagt im "Spiegel"-Interview auf die Frage, ob sie verdiene, was sie verdiene: "Ich bin zufrieden und kann gut von meinem Gehalt leben – hätte ich drei Kinder, sähe das anders aus. Mein Einkommen wird daher auch meine Familienplanung beeinflussen." Und sie spricht einen weiteren Punkt an. Im Vergleich fände sie ihr Gehalt unfair. 

Menschen in Vorstandspositionen übernehmen sicher wichtige Aufgaben, aber ihre Arbeit ist nicht relevanter als frühkindliche Bildung. Ohne die würde schließlich das ganze System ins Wanken geraten. Fair wäre, wie Lehrer bezahlt zu werden. Schließlich haben wir denselben Bildungsauftrag – da sollte es keinen Unterschied geben. 

Sollten Erzieher:innen genauso viel verdienen wie Lehrer:innen?

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Tariferhöhungen 

Es handelt sich beim Lohn von Erziehern und Erzieherinnen oft um Tarifzahlungen, die in Deutschland von Bundesland zu Bundesland variieren. Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) gilt allerdings nur für Angestellte in städtischen Kitas. Andere Trägerschaften (z.B. die Kirche) könnten ihre Gehälter frei bestimmen, halten sich aber auch oft an die Tarife. Hier gilt: Je länger die Berufserfahrung, desto höher klettert man in der Gehaltsstufe.

Die letzte Tariferhöhung erfolgte im Frühjahr 2023. Für 2025 steht die nächste Tarifrunde an. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert: "Acht Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat."

Gehalt: nicht ausschlaggebend

Das Gehalt ist für die meisten Erziehern und Erzieherinnen nicht ausschlaggebend bei ihrer Berufswahl. Vielmehr haben sie oft die persönliche Motivation, mit Kindern zu arbeiten, sie zu begleiten und einen sozialen Dienst zu leisten. So auch bei Nicole Unger. Zusätzlich biete der Beruf aus ihrer Sicht auch eine Sicherheit. "Pädagogische Fachkräfte werden schließlich immer gebraucht."