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Comics haben ohne Frage ihren Reiz. Auch viele Erwachsene haben ganze Sammlungen und lesen bestimmte Werke immer wieder. Doch muss man sich eigentlich Sorgen machen, wenn ein Kind keine anderen Bücher lesen will? Wir haben bei Michael Schwarzkopf, einem Lehrer (Oberstudienrat) für Deutsch, Englisch und Theater, nachgefragt. Er ist seit 24 Jahren an einem baden-württembergischen Gymnasium tätig.
Comics sind besser, als gar nicht zu lesen
"Gegen Comiclektüre ist an und für sich nichts einzuwenden", betont der Lehrer. Definitiv sei es besser, Comics zu lesen, als gar nicht zu lesen. "Ich selbst bin großer Comic- und Graphic Novel-Fan. Da hat sich unglaublich viel auf dem Markt getan. Gerade auch textlich", stellt Michael Schwarzkopf klar. Und Eltern müssen auch keine Angst haben, dass ihre comicliebenden Kinder nur noch in Schallwörtern wie "Uff", "Boing" oder "Peng" reden oder schreiben würden. Schließlich bekommen sie diese Sprechweise um sich herum ja auch nicht zu hören.
Woher kommt die ausschließliche Comic-Liebe?
Will man sich der Verweigerungshaltung anderen Büchern gegenüber nähern, kommt es zunächst darauf an, wer damit einen Umgang sucht – Lehrer oder Eltern. "Als Lehrer würde ich zunächst einmal das Gespräch mit den Eltern suchen, um herauszufinden, welche Rolle Bücher und Lesen im Elternhaus spielen", erklärt Michael Schwarzkopf. Davon hänge viel ab. Wenn niemand im Elternhaus liest oder ein Interesse an Büchern hat, dann könne man das erst einmal auch nicht vom Kind erwarten. "Dann wäre die Comic-Lektüre ja schon ein erster Schritt", so der Lehrer.
Wenn wir Eltern uns damit konfrontiert sehen, dürfen wir uns einmal selbst fragen, ob wir irgendwie dazu beigetragen haben, dass das Kind Büchern nicht offener begegnet. Haben wir ihm von klein auf vorgelesen? Lesen mein Partner und/oder ich selbst überhaupt in der Gegenwart des Kindes? Haben wir die "richtigen" Bücher angeboten? Oder hat unser Kind möglicherweise eine Leseschwäche und scheut daher längere Texte?
Was tun, wenn mein Kind nur Comics liest – wie bringe ich ihm auch andere Bücher näher?
Michael Schwarzkopf sieht mehrere Möglichkeiten, Jugendliche oder Kinder an "richtige" Bücher heranzuführen. Zum Beispiel könnte man die (textliche) Komplexität der Comics erhöhen. Der Lehrer berichtet, dass es auf dem Comic-Markt mittlerweile Werke gibt, die in bildlicher und textlicher Komplexität an Romane heranreichen. Wichtig sei es, die Kinder bei dem abzuholen, was sie interessiert, betont der Deutsch-Lehrer:
Wenn wir ihnen Texte anbieten, die sie nicht interessieren, werden sie sie auch nicht lesen.
Eine gute Idee können Bücher sein, die eine Art Mischform zwischen Comic und Romanform darstellen. Michael Schwarzkopf empfiehlt zum Beispiel die Kinderbuch-Reihe "Gregs Tagebuch" von Jeff Kinney. "Die ist durchaus beliebt und kann auch Jungen, die ja meistens die Lesemuffel sind, fürs Lesen begeistern", sagt der Lehrer aus Erfahrung. Auch Einzelbände, die mit Bildmaterial, das Comics sehr nahekommt, den eigentlichen Text erleichtern oder bereichern, je nach Sichtweise, seien eine gute Option. Für Pubertierende fällt dem Pädagogen zum Beispiel Sherman Alexies "Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers" ein. Solche Bücher können den Übergang von Comics zu "richtigen" Büchern sicherlich erleichtern.
Abschließend betont Schwarzkopf noch einmal, wie wichtig es ist, Kinder frühzeitig ans Lesen und damit an Bücher heranzuführen. Das müsse – im Idealfall – im Elternhaus geschehen. Also, so oft wie möglich vorlesen und Kinder von Anfang an mit der Bücherwelt vertraut machen. Was im Elternhaus nicht geschieht, könne man auch in der Schule nur sehr schwer auffangen. Aber auch da gilt dann: "Leseraum schaffen. Bücherkisten pflegen, Kindern Zeit zum Entdecken geben und sie ans gemeinsame stille Lesen heranführen", rät der Lehrer.
Lesetipps einer Bücherbloggerin
Und hier findet ihr noch ein paar Tipps der Buchbloggerin Eliane Fischer von @mintundmalve:
Comic-Rezensionen von uns für euch
Unsere Bücherexpertin von "Leben & erziehen" hat für euch noch ein paar weitere Kinder-Comics unter die Lupe genommen. Lena liest ihren Töchtern Lefke (7) und Jonna (5) nicht nur gerne Geschichten vor, sondern hat als Illustratorin einen besonderen Blick für die Zeichnungen in den Büchern. Das sind ihre Gedanken:
"SamSam – Eine kosmische Familie"
(Band 1, Serge Bloch, Edition Helden, 16,90 Euro, ab 4 Jahre)
Der kleine Superheld SamSam lebt mit seinen Eltern und SamTeddy auf dem SamPlaneten. Dort kümmern sie sich um diverse Gefahren, die der Weltraum so zu bieten hat, aber auch um die "kleinen", alltäglichen Dinge.
Lenas Fazit: Ein Superheld mit Monstern aus dem All. Nun ja, Jonna war erst sehr skeptisch. Aber nun liebt sie das Buch sehr, denn sie hat erkannt, dass ihre Welt dem Kosmos des kleinen SamSam sehr ähnelt. Jetzt lachen wir gemeinsam, die kurzen Kapitel eignen sich sehr gut fürs Vorlesen. Einfach stark!

"Kleiner Strubbel. Kein Bad für Duschnix!"
(Pierre Bailly, Reprodukt, 12 Euro, ab 3 Jahre)
Der kleine Strubbel landet in einem Japanischen Garten und trifft dort auf das reinliche Fräulein Washiko und ihre Badewanne. Hilfe! Wie gut, dass ihm der Dreckspatz Duschnix bei der Reinigungsaktion beiseitesteht.
Lenas Fazit: Einer unserer Lieblinge, denn es brachte so viel Spaß, in die Abenteuer des kleinen Strubbel einzutauchen. Und das ganz ohne Text. Top!

"Mein Abenteuer Comic – Mops und Kätt entdecken den Wald"
(Vera Schmidt, cbj, 14 Euro, ab 6 Jahre)
Im ersten Band lernen die Freunde Mops und Kätt den Hirsch Rocky kennen und treffen auf Bienen, Biber, Käfer und weitere Waldbewohner, die im Unterholz leben. Der Streifzug durch den Wald macht allen einen Riesenspaß – bis sie sich verlaufen.
Lenas Fazit: Jonna war ganz verzaubert von diesem Comic-Strip und ist jetzt ein richtiger Kätt-Fan. Klasse ist die Kombi aus Wissensvermittlung und lustigen Abenteuern.

"Nika, Lotte, Mangold!"
(Thomas Wellmann, Rotopol, 15 Euro, ab 7 Jahre)
Dieser Strip erzählt von der Freundschaft, den Einfällen und großen und kleinen Abenteuern der actionliebenden Nika, der superschlauen Lotte und Mangold mit den coolsten Klamotten.
Lenas Fazit: Besonderer Zeichenstil gemischt mit Erzählungen, die mich an meine Kindheit erinnern und die Lefke jeden Abend aufsaugt! Klasse!

"POLLE #8 – Comic-Magazin"
(Péridot Verlag, 12 Euro, ab 7 Jahre)
Dieses Magazin, das zweimal im Jahr erscheint, führt die Kinder in die Welt der Bildergeschichten, mit kurzen, lustigen oder auch verrückten Strips von unterschiedlichen Comiczeichnern. Dazu gibt's Musik zum Download, Spiele und Rätsel.
Lenas Fazit: Werbefrei, unterschiedlichste Stile und dann noch hochwertig produziert! Da kann man sich auf 'ne Polle in der Post freuen.

"Boris, Babette und lauter Skelette"
(Tanja Esch, Kibitz Verlag 20,00 Euro, ab 6 bis 8 Jahre)
Ein gelbes sprechendes Haustier auf zwei Beinen-Das ist Babette. Boris neues Haustier, das er nun in Pflege nimmt, mit ihr Gruselpartys feiert und sie gut verstecken muss. Denn Boris Eltern sind komplett gegen Tiere! Lenas Fazit: Ein Highlight! Denn Babette ist einfach liebenswert, lustig und wir haben richtig mit gelitten, da Babette sich einsam fühlt und nicht weiß, wohin sie gehört.

"Anna und Froga"
(Anouk Ricard, Reprodukt, 14 Euro, ab 5 Jahre)
Die fünf Freunde – Anna, der Frosch Froga, der Kater René, der Hund Bubu mit dem Regenwurm Christopher – sind die besten Freunde und erleben in kleinen Episoden Abenteuer und bringen kleine und große Leser zum Lachen!
Lenas Fazit: Ich habe Tränen gelacht, als Anna sich nicht sicher ist, ob sie wirklich einen Kaugummi verschluckt hat. Wunderschön sind auch die malerischen Doppelseiten, die die Episoden trennen!

"Rosa und Louis – Geisterstunde"
(Ferdinand Lutz, Reprodukt, 12 Euro, ab 6 Jahre)
Schräge Geister, die nur Kinder sehen können, Rosa und Louis und ein Schloss, in dem die Geschwister in kleinen Episoden Geheimnisse entschlüsseln.
Lenas Fazit: Mich hat es begeistert, dass jede Geschichte mit einer schrägen, lustigen Pointe abschließt. Jonna und Lefke fanden die Idee super, dass nur Kinder die Geister sehen können.

"Jeppe unterwegs"
(Jutta Bauer, Kibitz Verlag, 14 Euro, ab 4 Jahre)
Jeppe, der Botschafter des Königs, soll eine Nachricht ins Nachbarschloss überbringen. Doch diese Reise wird mehrmals unterbrochen und dauert länger als gedacht, denn Jeppe hilft, ändert den Weg und lernt auch noch seine große Liebe kennen.
Lenas Fazit: Jutta Bauer vereint Bilderbuch mit Comicelementen und schafft mit den wunderschönen Zeichnungen eine wichtige Botschaft, nämlich, dass auch Umwege zum Ziel führen und wie wichtig es ist, füreinander da zu sein!
