Urteil: "Inakzeptabel"

Stiftung Warentest und ZDF-Doku: Spiele-Apps wie Roblox und Brawl Stars taugen nicht für Kids!

Eine ZDF-Doku bestätigt nun, was auch Stiftung Warentest herausgefunden hatte: Roblox (und viele andere Spiele-Apps) sind nicht für Kinder geeignet.

Junge spielt auf dem Smartphone.© Pexels/Tima Miroshnichenko
Die meisten Spiele-Apps sind nicht für Kinder geeignet.

Update 10. Februar 2025: Nach Stiftung Warentest deckt auch die ZDF-Doku "Roblox – Kinderspiel für Cybergroomer?" auf, welche Risiken für junge Nutzer mit diesem Spiel einhergehen. 

Roblox ist völlig ungeeignet

Millionen von Kindern und Jugendlichen verbringen täglich mehrere Stunden in den Spielwelten von "Roblox". Die Plattform vereint soziales Netzwerk und Spiele-Baukasten, ständig kommen neue kostenlose Games dazu. Doch es gibt ernstzunehmende Nebenwirkungen und Risiken. Das zeigt auch die kürzlich auf 16 Jahre hochgestufte Altersfreigabe der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle). 

Welche Risiken sind mit dem Game verbunden?

Die ZDF-Doku zeigt auf, dass Kinder gewalthaltigen Inhalten gegenüberstehen, die nicht altersgerecht seien. Außerdem gebe es im Hinblick auf Chat-Räume und -Gruppen zu wenig Kontrolle und Schutz. Das lässt Jugendschützer aufhorchen.

In einem Selbstversuch wurde getestet, wie lange es dauert, bis ein vorgeblich Jugendlicher mit anzüglichen Kommentaren konfrontiert wurde. Das Ergebnis: nicht sehr lange. Auch eine Befragung unter Jugendlichen ergab, dass die meisten von ihnen auf Roblox schon etwas Merkwürdiges erleben hätten. Der US-amerikanische Plattformbetreiber beteuerte hingegen, das Spiel sei sicher und die Maßnahmen werden ständig weiterentwickelt. 

Spiele-Apps bei Stiftung Warentest

29. Januar 2025: "Mama, ich muss heute unbedingt noch weiter zocken, sonst verliere ich meinen Status", sagt mein Sohn regelmäßig. Ich muss sagen, diese Anreize oder Bedingungen in den Kinderspiele-Apps haben mich von Anfang an gestört. Stiftung Warentest bestätigte meine Bedenken: Bis auf eins fallen alle der 16 getesteten Kinder-Games durch. Einerseits schockierend, andererseits wenig überraschend.

Von diesen Spiele-Apps sollten eure Kinder lieber die Finger lassen – obwohl sie explizit für Kinder angepriesen werden. Stiftung Warentest fand nur eine App besser als "inakzeptabel" ...

Gewalt und Kaufanreize in der Spiele-App sind nur einige der Probleme

Wahllos andere Wesen abknallen bis das Blut spritzt, Spieldruck und andere Verpflichtungen – das und mehr ist gang und gäbe in Spiele-Apps für Kinder. Oftmals werden in diesen Apps trotz Altersangabe (zum Beispiel ab zwölf) ohne Weiteres auch jüngere Kinder zugelassen. Und naja, vor allem jüngere Geschwister kommen durch die älteren ja auch leicht mal in Kontakt mit für sie ungeeigneten Inhalten. Sammelaktionen und Belohnungen für vieles Spielen sorgen in vielen Apps dafür, dass man weiterkommt oder sich bestimmte Waffen etc. "kaufen" kann. 

Kaufanreize in diesen Apps sind ohnehin ein Thema für sich. Schafft man es in der App nicht, genug zu sammeln, kann man oft auch für "echtes Geld" bzw. eine fiktive Währung, die das Ausrechnen der tatsächlichen Kosten schwierig macht und für die man dann eben auch "echt " bezahlen muss, "hochkaufen". Entweder gibt's dafür dann eine bessere Ausstattung oder man bleibt im Level bzw. hat mehr Leben, oder, oder, oder. So wird unser Nachwuchs ständig dazu animiert, weiter zu machen und/oder tatsächlich Geld auszugeben. Suchtfaktor vorprogrammiert! Schon eine Studie der DAK zeigte, dass in und seit der Corona-Krise in Deutschland so viele Kinder und Jugendliche von einer Mediensucht betroffen sind wie nie zuvor. Auch Einzel- und Gruppenchats in den Apps, über die man (vor allem als Eltern von "gamenden" Kids) leicht die Kontrolle verlieren kann, sind nicht ohne. Und so was ist erlaubt?

Viele der bekannten Spiele sind laut Testern inakzeptabel

Das beliebte Spiel "Minecraft" (ab sechs) ist unter den 16 getesteten Spielen tatsächlich das einzige, das nicht durchfällt, sondern nur als "bedenklich" von Stiftung Warentest eingeschätzt wird. Immerhin ist dieses Spiel komplett offline spielbar und der Spieldruck bewegt sich auf einem "angemessenen" Niveau. Dennoch enthält auch diese App beispielsweise nicht gekennzeichnete Werbung und bringt einen von den Testern als "bedenklich" eingestuften Kaufdruck mit sich.

Brawl Stars, Fortnite, Roblox, Subway Surfers und Co – alle fallen durch!

Sind eure Kids auch Fans dieser – leider sehr populären – Spiele? Aufgepasst! Auch wenn "alle" sie spielen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Die Tester bewerten all diese Spiele-Apps als "inakzeptabel". 

Hier eine Liste der als nicht für Kinder geeignet getesteten Spiele mit Zusammenfassung der Testkommentare:

  • Brawl Stars – hoher Spiel- und Kaufdruck. Gruppenchats möglich, keine Einzelchats. Nicht offline spielbar. Lässt antisemitische Usernames zu. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. 
  • Candy Crush Saga – hoher Spiel- und Kaufdruck. Bei Spielabbruch traurige Figur. Zum Teil offline spielbar. Keine Chats.
  • Clash of Clans – hoher Spiel- und Kaufdruck. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. Gruppenchats. Nicht offline spielbar. Lässt Usernames mit Nazi- und Pädophilie-Bezug zu.
  • Fortnite – mit nutzergenerierten Inhalten, auch im Bereich Horror. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. Nicht offline spielbar. Lässt sexualisierte Usernames zu.
  • Gardenscapes – hoher Spiel- und Kaufdruck. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. Gruppenchats. Teilweise offline spielbar. 
  • Genshin Impact – hoher Spiel- und Kaufdruck mit Glücksspiel-Elementen. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. Einzel- und Gruppenchats. Nicht offline spielbar.
  • Hay Day – hoher Spiel- und Kaufdruck. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. Gruppenchats. Nicht offline spielbar. Lässt antisemitische und sexualisierte Usernames zu.
  • Monopoly Go – hoher Spiel- und Kaufdruck, u. a. durch Verluste, wenn man nicht täglich spielt. Keine Chats. Nicht offline spielbar.
  • Pokémon Go – hoher Spieldruck. Keine Chats. Nicht offline spielbar.
  • Roblox – hoher Kaufdruck. User können eigene Spiele teilen. Enhält Amoklauf und Sexszenen. Akzeptiert trotz Altersangabe (neuerdings ab 16, vorher ab 12) auch Jüngere. Einzel- und Gruppenchats. Nicht offline spielbar. Ungekennzeichnete Werbung.
  • Royal Match – hoher Spiel- und Kaufdruck. Gruppenchats. Teilweise offline spielbar. Lässt antisemitische und sexualisierte Usernames zu.
  • Solitaire Grand Harvest – hoher Kaufdruck, zum Beispiel durch Glücksspiel-Elemente. Keine Chats. Offline spielbar.
  • Subway Surfers – hoher Kaufdruck. Keine Chats. Teilweise offline spielbar. Viel Werbung.
  • Township – hoher Spiel- und Kaufdruck. Traurige Figur bei Spielbbruch. Gruppenchats. Nicht offline spielbar. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere. Lässt antisemitische Usernames zu.
  • Whiteout Survival – hoher Spiel- und Kaufdruck. Einzel- und Gruppenchats. Lässt sexualisierte Chats zu. Nicht offline spielbar. Akzeptiert trotz Altersangabe (12) auch Jüngere.

Nachwuchs vor ungeeigneten Spiele-Apps schützen

Nicht gerade beruhigende Testergebnisse! Was können wir Eltern also tun, um unseren Nachwuchs zu schützen und beispielsweise auch unerwünschten Käufen vorzubeugen? Auch dazu geben die Tester Tipps. 

Für Android:

Öffnen Sie den Google Play Store und folgen Sie diesen Schritten: Einstel­lungen > Familie > Jugend­schutz­einstel­lungen. Schalten Sie die Jugend­schutz­einstel­lungen auf "Ein" und legen Sie eine Pin fest, die Sie Ihrem Kind nicht mitteilen.

Hier kann man dann einstellen, bis zu welchem Alter Medien heruntergeladen werden können. Für In-App-Käufe kann man unter "Einstel­lungen > Bestätigung von Käufen > Bestätigungs­häufig­keit" ein Passwort hinterlegen und dafür die Option "immer" (bei jedem Kauf wird nach dem Passwort gefragt) einstellen. 

Für iOS/Apple:

Gehen Sie in den Gerä­tee­instel­lungen zum Punkt "Bild­schirm­zeit" und richten Sie diese Funk­tion ein. Unter Beschränkungen > Inhalts­beschränkungen können Sie fest­legen, dass Ihr Kind nur Apps und Medien mit bestimmten Alters­freigaben herunter­laden kann.

Unter diese Funktion gibt es noch weitere Schutzeinstellungen. Unter "Einstel­lungen > Bild­schirm­zeit > Beschränkungen > Käufe im iTunes & App Store" kann man In-App-Käufe generell ausschalten oder ein Passwort hinterlegen.

Zusätzlich lässt sich auf den meisten Geräten eine maximale Bildschirmnutzungszeit einstellen oder man kann bestimmte Apps auswählen, die ausschließlich verwendet werden dürfen.

Mit Kindern über Spiele-Apps etc. im Austausch bleiben

Grundsätzlich ist es ganz wichtig, dass wir Eltern mit unserem Nachwuchs im Kontakt und Austausch bleiben, offen über Gefahren sprechen und vor allem ein gutes Vertrauensverhältnis zu unseren Kindern haben, sodass sie sich sicher fühlen, mit uns über Dinge zu sprechen, die ihnen Angst machen oder komisch vorkommen. Hand aufs Herz: Oft sind unsere Kinder doch erstaunlich verständnisvoll, wenn wir auf Augenhöhe mit ihnen sprechen und sie auf bestimmte Dinge hinweisen. Oft hilft ja auch schon eine gewisse Bewusstheit oder Sensibilität für ein Thema. So habe ich es zumindest auch mit meinem Sohn erlebt. Zwar lässt er sich nach wie vor unter Druck setzen, dass er täglich spielen "muss", aber für ihn ist klar, dass Käufe tabu sind.