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Besser zu Fuß zur Schule: Studien haben längst bewiesen, dass ein täglicher Fußmarsch zur Schule zahlreiche positive Auswirkungen auf das Leben der Kinder hat – von der Fitness bis hin zum Sozialverhalten. Doch bis zu welcher Entfernung können Eltern ihrem Kind einen Schulweg zu Fuß zumuten? Und werden Vater und Mutter wirklich gleich zu "Helikopter-Eltern", nur weil ihnen die Sicherheit ihres Kindes wichtig ist? Fragen, die unsere Autorin Silke Schröckert stärker denn je beschäftigen: Bei ihrem ältesten Kind steht der Wechsel von KiTa zu Schule an.
Elterntaxi: 20 Prozent aller Eltern kutschieren ihre Kids zur Grundschule
Meine Freundin Julia und ich lachen Tränen. Wir sitzen wie jeden Mittwochabend zusammen, trinken Weißwein und tratschen über Gott und die Welt. Diese Woche ganz konkret: über Helikopter-Eltern. Und solche Eltern, die das genaue Gegenteil sind. Gerade hat Julia sehr szenisch berichtet, wie ihre Mutter sie jeden Tag allein mit Busticket um den Hals vom Kindergarten nach Hause fahren ließ. Vom Kindergarten! Man stelle sich das vor: Eine Fünfjährige steht an der Bushaltestelle und wartet auf ihre Linie. Der Gedanke erscheint uns heute so absurd, dass wir gar nicht anders können, als darüber zu lachen. Im Bayreuth der 80er Jahre hat allerdings niemand komisch geguckt, wenn Klein-Julia knapp eine Viertelstunde lang allein ganz vorne im Bus saß. Das Phänomen "Helikopter-Eltern" ist eben noch recht jung.
Heute könnten sich viele Eltern im Leben nicht vorstellen, ihre Kinder den Schulweg allein bewältigen zu lassen – auch nicht zu Fuß. Im Gegenteil: Sogenannte Elterntaxis sind laut Lehrern, ADAC und Polizei ein großes Problem. Einer Umfrage zufolge werden rund 20 Prozent aller Grundschüler mit dem Auto direkt vors Schulgebäude gefahren. Die Eltern verstopfen dadurch die Zufahrtsstraßen, parken in zweiter und sogar dritter Reihe und schaffen so zahlreiche Gefahrensituationen für andere Kinder. In Hamburg habe ich erlebt, wie Lehrer und Polizisten vor den Schulen mit den Eltern sprachen, um diese für die Problematik zu sensibilisieren. Grundtenor: Trau deinem Sohn oder deiner Tochter ruhig den Weg zu Fuß zu! Doch welcher Weg ist für einen Erstklässler zumutbar? Und wie wird der Schulweg wirklich sicher, wenn er nicht auf der Rückbank des elterlichen Autos stattfindet?
"Elternhaltestellen" und "laufende" Schulbusse
Bei meiner Recherche stoße ich auf das Thema "Elternhaltestellen": Parkplätze, die in einer Entfernung von etwa 250 Metern zu den Schulen eingerichtet werden. Hier kann jedes Kind, das mit dem Auto gebracht wird, entspannt ein- und aussteigen, ohne dass der Verkehr vor der Schule ins Stocken gerät. Weiterer positiver Effekt: Den Schülern bleibt ein kurzer Fußweg zur Schule. Das fördert Studien zufolge nicht nur die körperliche Fitness, sondern unterstützt auch das Sozialverhalten: Wer jeden Morgen denselben Fußweg teilt, kommt ins Gespräch. Und so werden auf Schulwegen Freundschaften geschlossen, die auf dem Schulhof vielleicht nie zustande gekommen wären.
Eine weitere Idee ist der "Walking Bus": der sichere Schulweg als laufende Gruppe. Bei dem aus Großbritannien stammenden Konzept trifft sich der Nachwuchs jeden Morgen und geht entlang einer festgelegten "Buslinie" gemeinsam den Weg zur Schule. Unterwegs werden weitere "Fahrgäste" an "Haltestellen" eingesammelt. Erwachsene Begleitpersonen stellen die "Busfahrer" dar. Das Prinzip wird deutschlandweit von verschiedenen (Eltern-)Initiativen angeboten. Die Routen der "Buslinien" sind in der Regel 1 bis 2 Kilometer lang. So starten die Kinder mit einem 15- bis 30-Minuten-Spaziergang in den Tag. Aufgrund der Gruppengröße und der Begleitung durch (sich abwechselnde) Erwachsene bietet dieses Konzept einen besonders sicheren Schulweg.
Der sichere Schulweg (zu Fuß): Wie plane ich ihn?
Beide Konzepte sind clever – aber leider noch nicht weit verbreitet. Bleibt also die Frage: Traue ich meinem Kind den gesamten Schulweg zu Fuß auch alleine zu? Auf SchulwegEngel.de finden Eltern hilfreiche Tipps dafür im Überblick. Einer der wichtigsten Punkte: der Schulwegplan. Diese Skizze zeigt den sichersten (nicht unbedingt kürzesten!) Fußweg zur Schule. Aktuelle Schulwegplaner erhalten Eltern an der Schule oder bei den Gemeinden. Sollte es keinen geben, kann man das ruhig beim Lehrer ansprechen. Einen digitalen Schulwegplaner gibt es auch auf der Seite Schulwegcheck.de. Darüber hinaus gilt für das Verhalten als Fußgänger natürlich dasselbe, wie bei allen Verkehrsregeln: Mit gutem Beispiel vorangehen, viel üben und erklären. Dann klappt es auch mit dem Schulweg, wenn er länger als 250 Meter ist.
Ich werfe einen Blick auf Google Maps: Die künftige Grundschule unseres Sohnes liegt 450 Meter entfernt. Überqueren muss er nur eine einzige kleine Straße. Wenn meine Freundin Julia vor 30 Jahren alleine mit dem Bus fahren konnte, wird mein Sohn diese Herausforderung wohl allemal überstehen. Bleibt nur die Frage, ob ICH es schaffe, ihn gehen zu lassen – oder ob ich in Wahrheit selbst zu den Helikopter-Eltern gehöre ...
Die Deutsche Verkehrswacht sowie der Bundeselternrat sprechen sich ebenfalls dafür aus, den künftigen Schulweg mit angehenden Abc-Schützen bereits im Vorfeld zu üben. Die Ferien eignen sich gut, um den Kleinen schon einmal den bald alltäglichen Ablauf und mögliche Gefahrenstellen auf dem Weg zur Schule und zurück aufzuzeigen. Die tägliche Fahrt mit dem Auto solle hier – falls nicht unabdingbar – für die Entwicklung der Kinder hinderlich sein. Es wäre nötig, sie so früh wie möglich an den Verkehr und das nötige Verhalten auf öffentlichen Straßen heranzuführen. Auch für ausreichend Bewegung wäre auf diese Weise gesorgt. Weiter lernen sie auf diese Weise zeitgerecht, worauf sie besonders achten sollten und erlangen so Sicherheit und Selbstbewusstsein.
Autorin: Silke Schröckert