Sitznachbarn

Wie wichtig es ist, neben wem unser Kind in der Schule sitzt

Werden Sitznachbarn auch immer zu besten Freunden? Welchen Einfluss haben nebeneinander sitzende Kinder aufeinander? Das hat eine internationale Studie herausgefunden.

Werden Kinder, die in der Schule nebeneinander sitzen, automatisch Freunde?© Foto: iStock/Nikadei
Werden Kinder, die in der Schule nebeneinander sitzen, automatisch Freunde?

Nachgefragt: Wisst ihr noch, neben wem ihr in der ersten Klasse saßst? Oder in der dritten Klasse? Alles vergessen oder noch in bester Erinnerung? Fakt ist: Kinder, die in der Schule nebeneinander sitzen, freunden sich eher an. Selbst wenn sie per se einen eher unterschiedlichen Background haben. Das hat eine internationale Studie der Universität Leipzig, der University of Wisconsin-Madison in den USA und des Center for Social Sciences in Budapest 2021 herausgefunden. Ergo: Lehrer und Lehrerinnen können durchaus die Freundschaften unter Schulkindern beeinflussen. 

Zum Hintergrund der Schul-Studie:

Mit ewa 3.000 Schülern der Klassen 3 bis 8 wurde in Ungarn eine Feldstudie durchgeführt. Ein Schulhalbjahr lang sollten die Schüler und Schülerinnen, die vorher rein zufällig platziert wurden, ihren Sitz nicht wechseln dürfen. Im Nachhinein musste die 8 bis 17-Jährigen angeben, wer ihr bester Freund bzw. beste Freundin war. Das Ergebnis: Nebeneinandersitzen erhöhte die Chance auf eine Freundschaft eindeutig – in Zahlen ausgedrückt von 15 auf 22 Prozent. Bemerkenswert: Auch bei Kindern mit eigentlich recht unterschiedlichen Hintergründen, zum Beispiel mit einem unterschiedlichen Lernniveau oder einem unterschiedlichen Geschlecht. 

Inwieweit profitieren Sitznachbarn voneinander?

Können dann lernschwächere Kinder von lernstärkeren profitieren? Wäre jetzt eine naheliegende Frage. Schließlich ist es soziologisch betrachtet erst einmal ziemlich normal, dass sich gleich und gleich gern gesellt – und anfreundet. Auf eine eindeutige Antwort wollen sich die Studienleiter bei dieser Fragestellung leider nicht einigen. Dazu laufen, laut Universität Leipzig, noch weitere Forschungen.

Fakt ist aber, dass sie sich Kids mit diversen Hintergründen bei dem Versuch verhältnismäßig häufiger anfreundeten, als würden sie nicht durch das Zufallsprinzip nebeneinander gelost werden. Sollte man Kinder also zu ihrem Glück ein Stück weit zwingen, damit sie ihren freundschaftlichen Radius erweitern können? Das sehen Experten eher kritisch. 

Heinz-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Lehrerverbands, betont gegenüber spiegel.de: "In deutschen Klassenzimmern herrscht ein großer Freiheitsbetrieb (...) Wenn ein Lehrer die Ordnung aufgrund sozialer Kriterien bestimmen würde, gäbe es einen Aufstand." Für ein regelmäßiges Rotieren plädiert er aber: Weniger Außenseiter, ein besseres Gruppengefühl und die Chance, mal jemanden Neuen kennenzulernen.

Eine Ausnahme stellt hier übrigens die Einschulung dar: Vor allem Kindern, die noch sehr unsicher sind, kann ein Kita-Freund sehr viel Sicherheit für das erste Schuljahr geben. 

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