
Genau wie die Android-Geräte bieten auch iPhones, iPads und Macs Kinderschutzeinstellungen. Doch bei Apple lassen sich einige viel zu leicht umgehen – so zum Beispiel die voreingestellte erlaubte Bildschirmzeit. Was die Recherchen von Stiftung Warentest und dem SWR ergeben, fassen wir hier für euch zusammen.
Gewaltvolle und unheimliche Inhalte unbegrenzt aufrufbar
Der Testbericht startet mit einem anschaulichen Beispiel: Die Tester hatten sich über ein Apple-Kinderkonto eines Zwölfjährigen auf dem iPad auf Youtube-Seiten begeben. Ohne Weiteres wurden Gangsta-Rap-Videos abgespielt, in denen Frauen sich mit nacktem Oberkörper an den Sänger schmiegten, Männer mit Schimpfworten und frauenverachtenden Begriffen um sich warfen und mit ihrem Zuhälter-Dasein angaben.
Ebenso funktionierte das mit verstörenden Unfall-Clips, bei denen Menschen verletzt wurden oder sogar starben. Ohne Weiteres konnten sich die User auch brutale Folter-Szenen aus Horrorfilmen anschauen.
Nicht gerade Inhalte, die wir uns für unsere Kinder wünschen. Noch dazu ließen sich Apps, die die Bildschirmzeit oder die Verwendung bestimmter Apps begrenzen sollten, ganz einfach ausschalten. Im schlimmsten Fall können die Kids ohne das Wissen der Eltern so die ganze Nacht am Gerät verbringen. All das zeigt, dass Eltern zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen, wenn sie sichergehen wollen. Die Apple-internen Einstellungsmöglichkeiten bieten nicht genügend Schutz.
Welche Sicherheitseinstellungen es bei Apple gibt
Um bei Apple eine Bildschirmnutzungsdauer für die Kids einzustellen, muss man zunächst einen Apple-Account für das Kind anlegen, um dann eine Familiengruppe zu gründen. Über Einstellungen/Bildschirmzeit lassen sich dann bestimmte Regeln für die Kinder festlegen. Unter anderem kann man hier einstellen, welche Apps das Kind wie lange nutzen darf, Altersbeschränkungen für Filme und Musik und auch Kontakte, mit denen das Kind kommunizieren darf.
Doch Kinder sind bekanntlich alles andere als dumm, und so müssen sie nur mal kurz googeln, wie man bestimmte Einstellungen wieder ausschaltet. Mit iOS 17 kam sogar eine weitere Gerät-interne Funktion dazu, die Kindern nutzen können, um Einschränkungen zu umgehen: der unterstützende Zugriff. Ursprünglich war die Funktion laut Hersteller für "Menschen mit kognitiven Einschränkungen" gedacht, da sie eine einfachere Oberfläche und Bedienbarkeit bietet. Vermutlich unerwünschter Nebeneffekt: Kinder können die Funktion ganz leicht einschalten und dann sogar andere Apps hinzufügen, die in diesem Modus nutzbar sind. Zudem gelten einige Voreinstellungen für diesen Modus nicht.
Obwohl Eltern diesen Modus mit einem Zahlencode schützen können, lässt sich dieser kinderleicht ändern. Apple sind diese Lücken zwar bekannt, doch auch in der Version iOS/iPadOS 18.2.1 bestehen sie zum Teil weiterhin.
Markus Bieletzki, wissenschaftlicher Leiter des Teams Digitales und Technik bei der Stiftung Warentest sagt dazu Folgendes:
Apple löst das Problem nicht, obwohl es schon länger bekannt ist. Dass sich ein technisch so leistungsfähiger, finanzstarker Konzern so wenig um das Kindeswohl kümmert, ist eine Schande.
Warum Eltern dennoch ein Zeitlimit einstellen sollten
Immerhin: Auch wenn Kinder die Zeitbegrenzung für Spiele und Chats aufheben können, gelingt dies nicht für das Abspielen von Videos und Songs. Und: Nutzen die Kids nicht den unterstützenden Zugriff, funktionieren die Limits ganz gut.
Was Eltern zusätzlich tun können: das Installieren von Apps ab zwölf Jahre generell verbieten. In-App-Käufe deaktivieren oder mit einem Passwort schützen. Das Gerät auf gewünschte Einschränkungen testen, bevor sie es dem Kind überlassen.
Was Eltern noch tun können, um ihr Kind an Geräten zu schützen
Wie in allen Bereichen gilt auch im Umgang mit digitalen Geräten vor allem, eine gute Vertrauensbasis zwischen Eltern und Kindern zu schaffen. Das gelingt nicht durch schlichte Verbote, sondern durch Gespräche auf Augenhöhe, gemeinsam vereinbarte Regeln und regelmäßigen Austausch. Verstehen Kinder die Regeln und haben sie vielleicht sogar mitentwickelt, halten sie sich viel bereitwilliger auch daran. Man kann sich zum Beispiel darauf einigen, dass nachts alle Geräte in der Küche oder im Wohnzimmer liegen. Da ist es natürlich gut, wenn die Eltern selbst mitziehen.
Quelle: test.de