
Spätestens beim Wechsel zur weiterführenden Schule führt am Smartphone oft kein Weg mehr vorbei. Doch bei immer mehr Eltern wächst ein Bewusstsein für die Gefahren, die vor allem Apps wie Tiktok, Instagram und Co in jungen Jahren bergen. Nur: Eine Kindheit ohne Smartphone – ist das überhaupt noch möglich? Immerhin sind die Geräte allgegenwärtig, der Gruppenzwang ist riesig.
Dabei ist die Studienlage recht eindeutig: Erst im vergangenen Jahr belegte eine Untersuchung von Sapien Labs, dass Kinder, die vor dem zehnten Lebensjahr ein Smartphone bekommen haben, eine schlechtere psychische Gesundheit aufweisen als jene, die erst nach dem 15. Lebensjahr ein Handy hatten.
Doch wie schaffen es Eltern, konsequent bei ihrem Nein zum Smartphone zu bleiben – und nicht am Ende doch einzuknicken?
Hier sind 5 Tipps, wie eine Kindheit ohne Smartphones gelingen kann:
Mit anderen Eltern verbünden
Wenn Eltern im Alleingang entscheiden, ihrem Kind noch kein Smartphone zu kaufen, wird der Druck von außen schnell zu groß – und sie geben am Ende doch nach. Daher ist es sinnvoll, sich mit den Eltern der Freunde abzusprechen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. So ist es auch leichter, auf andere zu verweisen: "Ben bekommt auch erst mit 14 ein Handy." Dadurch fühlen sich die Kinder nicht mehr so isoliert. "Wenn ein Kind das einzige ohne Smartphone ist, kann das eine ganze Reihe zusätzlicher Stressfaktoren bedeuten", erklärt Kathleen Pike, Psychologieprofessorin am Columbia University Irving Medical Center. Unterstützung durch Gleichgesinnte ist daher Gold wert.
Alternativen finden
Kinder, die kein Smartphone haben, brauchen Alternativen, wie sie ihre Zeit füllen können. Es reicht nicht aus, technische Geräte einfach zu verbieten – Eltern müssen neue Möglichkeiten schaffen, damit das Kind seine Kreativität entfalten kann. Das können Spieltreffs mit anderen Kindern sein, Ausflüge sowie kleine und große Abenteuer zu Hause oder draußen. "Das Ziel besteht darin, mit anderen Kindern zusammen zu sein, um soziale Situationen und das Leben in der realen Welt auf eigene Faust zu meistern, sodass Kinder Autonomie und Kompetenz entwickeln", so Zach Rausch, Wissenschaftler an der Stern School of Business.
Früh den Grundstein legen
Um den Frust beim Kind zu reduzieren, ist es wichtig, so früh wie möglich mit ihm über Mediennutzung zu reden. Wenn Kinder die Beweggründe ihrer Eltern nachvollziehen können, wird es für sie leichter, ihre Entscheidung zu akzeptieren.
Schwieriger wird es, wenn Kinder von klein auf ans Smartphone gewöhnt sind. Bekommen sie beispielsweise ständig ein Handy vorgesetzt, um beim Essen ruhig zu sein, wird es später umso schwieriger für sie, darauf zu verzichten. "Wenn das zur Standardlösung wird, müssen sich die Eltern darauf einstellen, dass ihre Kinder nicht lernen, mit ihrer Langeweile umzugehen", so Kathleen Pike. "Sie lernen nicht, still dazusitzen und sich etwas vorzustellen. Sie lernen nicht, neugierig auf etwas zu sein und hinauszugehen und es zu erkunden."
Vorbild sein
Auch im Bezug auf Technik schauen sich Kinder das Verhalten ihrer Eltern ab. Wer also selbst sein Handy öfter mal beiseitelegen kann, lebt einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones vor. Sinnvoll ist, das Handy vor allem in sozialen Situationen nicht ständig zur Hand zu nehmen. "Lassen Sie Ihr eigenes Telefon abends nicht im Schlafzimmer – das können die Kinder sehen. Oder lassen Sie die Telefone beim Abendessen weg", rät Zach Rausch.
Grenzen setzen
Das Thema Smartphone sorgt in vielen Familien für Streit. Dennoch ist entscheidend, dass Eltern den Frust oder die Wut ihres Teenagers aushalten und nicht nachgeben. Zach Rausch setzt auf einen starken Vergleich, um Eltern in ihrem Entschluss zu bestärken: "Würden Sie Ihren Kindern Zigaretten oder Alkohol geben, wenn sie darum bitten? Wenn die Antwort Nein lautet, dann muss dieselbe Logik auch auf die Smartphone-Nutzung angewendet werden."
Auch wenn es schwer sein kann, konsequent zu bleiben: "Wir brauchen Eltern, die eine starke Führungsrolle übernehmen und sich sicher fühlen, Nein zu sagen", so der Experte. Dafür braucht es jedoch einiges an Mut, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.
Quelle: cnbc.com